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Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Titel: Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia
Autoren: Giesa Werner K.
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und wird dich an dein Ziel tragen – solange es nicht am Ende der Welt liegt.«
    »Ich bin einverstanden«, murrte Lissanta. »Was bleibt mir anderes übrig?«
    »Du könntest als Gast bei uns wohnen, bis das nächste Handelsschiff kommt, und mit diesem abreisen«, schlug die Hexe lächelnd vor.
    Sie streckte die offene Hand aus.
    Wütend zerrte Lissanta ihren Beutel hervor und zählte die geforderten Münzen in die Hand der Hexe. Erstaunlich schnell ließ diese das Geld verschwinden und legte den angekündigten Zauber über das Boot.
    »Ich wünsche dir eine angenehme Reise«, sagte die Hexe, »Amazone der Zaubermutter Zaem in Diensten der Niez!«
    »Woher weißt du…«
    Aber die Hexe war bereits verschwunden.

3.
    Die Tage flossen dahin. Die Lumenia wurde in südöstlicher Richtung bewegt, um sich den Inselbewohnern in all ihrer Pracht zu zeigen, und blühte jeden Tag noch etwas herrlicher auf als am vergangen. Weiterhin versuchten Mythor und seine Gefährten, die Geheimnisse der Lumenia zu erforschen. Hinter jedem Rätsel konnte sich eine unabsehbare Gefahr verbergen, und je besser man die Schwimmende Stadt in all ihren Einzelheiten kannte, desto besser würde es im Ernstfall sein.
    Aber nichts geschah.
    Als die Insel Kuron angesteuert wurde und ein kleiner Hafen die vergleichsweise riesige, über vierhundert Schritt an der untersten Blätterplattform durchmessende Blume aufnahm, rechnete nicht nur Mythor mit Vorfällen, und erst im Schutz der Nacht, unmaskiert, wagte er sich mit Scida und Gerrek hinaus in die Straßen der kleinen Hafenstadt, um nach den sanft schaukelnden Blätterbewegungen wieder einmal festen Boden unter den Stiefeln zu spüren. Gerrek machte den Vorschlag, die Lumenia überhaupt auf festem Land anzupflanzen. »Dieses andauernde Schaukeln bereitet mir unausgesetzte Übelkeit.« erklärte er. »Es ist eine Gemeinheit, einen stolzen Beuteldrachen wie mich dermaßen zu erniedrigen.«
    Dennoch sträubte er sich zu später Stunde doch nicht, nach Hanquon zurückzukehren, sondern bewegte sich sogar auf seinen kurzen Beinen äußerst behende – eingedenk der Tatsache, daß er es geschafft hatte, in einer der Schänken ein paar Insulanerinnen zum Glücksspiel zu überreden, und nebst einigen Dingen, die er aus lauter Gewohnheit geklaut hatte, klimperte in seinem Bauchbeutel jetzt eine nicht geringe Menge von Münzen.
    Mythor und Scida hatten ihren falschspielenden Freund nur knapp davor retten können, geteert, gefedert und an den nächsten Baum gehängt zu werden. Aber das, worauf sie alle eigentlich gewartet hatten, geschah nicht – ein Überfall der beiden Niez-Amazonen im Schutz der Dunkelheit. Und am nächsten Morgen legte Hanquon bereits wieder ab und ließ Kuron hinter sich zurück.
    »Weit ist es mit uns gekommen«, murmelte Scida dumpf. »Wir sind ausgezogen, Fronja und die ganze Welt zu retten, und was tun wir? Wir retten einem Falschspieler und Tagedieb das Leben. Oh, wie tief sind wir gesunken!«
    »Warte, was noch kommt«, orakelte Gerrek und zählte die Münzen. »Wir sind noch längst nicht am Hexenstern.«
    »Die Zaubermutter mag mich davor bewahren, weitere Abenteuer dieser Art ertragen zu müssen«, murrte Scida. »Dann schon lieber weniger siegreiche Kämpfe für eine gute und gerechte Sache!«
    »Ich«, beschloß Gerrek, wieder einmal das letzte Wort zu haben. »Ich bin eine gute und gerechte Sache.«
    Scida zog es vor, darauf nichts mehr zu erwidern.
    Das neue Ziel hieß Almariba.
*
    Almariba war nur etwa halb so groß wie Kuron. Die Schwimmende Stadt hielt sich südlich der Inselkette, die sich durch das Meer zog, und legte so auch an der Südküste der Insel an. Überhaupt schien es so zu sein, daß auf diesen Inseln sich alles nach Süden richtete. Auf eine entsprechende Frage Mythors erwiderte Scida, die mit ihrem Schiff Stern von Walang früher oft diese Gebiete des Meeres befahren hatte, daß es an den Nordseiten der Inseln keine Häfen gäbe.
    Almaribas Hafen war sehr klein. Einige Fischerboote kreuzten auf dem Meer, und die Frauen an Bord winkten herüber. Die prachtvoll erblühte Lumenia glitt in den kleinen Hafen und wurde stürmisch begrüßt. Die Frauen ließen alles liegen und stehen, womit sie sich beschäftigt hatten, und eilten herbei, und sogar den Männern wurde gestattet, sich dieses schwimmende Wunder aus der Nähe anzusehen.
    Das Dorf lag etwas zurück und wurde fast vom Dschungel überwuchert. Große Bäume mit biegsamen Ästen, dicht belaubt, spendeten
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