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Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Titel: Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia
Autoren: Giesa Werner K.
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einmal zu spät einfiel, wo er sich befand, und Quyl war in Vanga unbekannt – zumindest unter diesem Namen.
    Die beiden Töchter erschienen und brachten Speise und Trank auf den Tisch, und Mythor mußte von der Lumenia erzählen und von der Maskerade. Seine tiefe, männliche Stimme fiel kaum auf, da es in Vanga genügend Amazonen gab, die in ähnlicher Stimmlage sprachen, und so konnte es ihn kaum wundern, dank seiner Maske als Frau behandelt zu werden. Zum erstenmal fühlte er sich halbwegs wohl, weil er nicht von oben herab als »Männlein« behandelt wurde.
    Und so dachte er auch nicht im Traum daran, hier seine Maske zu lüften, obgleich es im Grunde kein Verstoß gewesen wäre, da die Lumenia hier nicht in Sichtweite war. Lieber nahm er die Schwierigkeiten in Kauf, durch den Mundschlitz zu essen und zu trinken.
    Aloana selbst brachte einen neuen Weinkrug und füllte Mythors Becher nach. Mythor lächelte dankbar, und auf magische Weise vollzog die Prinz-Odam-Maske diese Bewegung nach, und er hob den Becher und setzte ihn an die Maskenlippe, um zu trinken.
    In diesem Augenblick spürte er das starke Prickeln.
*
    »Da ist etwas«, sagte Sosona plötzlich. »Zwischen uns und der Insel! Siehst du es?«
    Tertish wandte den Kopf. Sie suchte die weite Wasserfläche ab, die im Sonnenlicht glitzerte und hier und da Schaumkronen trug. Und da entdeckte sie es.
    »Es muß ein kleines Boot sein. Es segelt südöstlich«, murmelte die Amazone überrascht. »So ein kleines Boot so weit draußen? Erstaunlich.«
    Sie verfolgte den kleinen Segler eine Weile. Und plötzlich geschah noch etwas.
    Etwas hob sich hinter dem Segelboot aus dem Wasser. Aus der Entfernung war es nicht ganz zu erkennen, aber es wirkte wie ein riesiger Kopf und reckte äußerst bewegliche Arme nach dem Boot und seiner Besatzung, aus wem auch immer sie bestehen mochte.
    Ein Meeresungeheuer schickte sich an, Beute zu machen.
    »Und wir sind zu weit ab«, keuchte Tertisch erregt. »Wir können nicht eingreifen!«
    Die starken Katapulte im Achterkastell der Sturmbrecher reichten nicht so weit, um das Ungeheuer zu erreichen, und ein Luftschiff mußte erst startbereit gemacht werden und dann gegen den Wind kreuzen. Es würde zu langsam sein.
    Es kribbelte Tertish in der gesunden Hand. Dort gab es die Möglichkeit, überschüssige Kräfte im Kampf zu verbrauchen – und der Schauplatz des Kampfes war unerreichbar! Nicht schnell genug zu erreichen!
    Die Amazone stieß eine harte Verwünschung aus, und ihre Augen saugten sich förmlich an dem Bild fest.
    Dort draußen entspann, sich ein furchtbarer Kampf…
    *
    Mythors Hand, den Becher an den Maskenlippen haltend, verharrte mitten in der Bewegung. Äußerlich sah es so aus, als trinke er, doch er trank nicht.
    Das Kribbeln kam aus jener Tasche, in der er Vinas Ring aufbewahrte. Den Zauberring der Hexe, rot wie das Feuer und verstärkt durch Ambes Zauberkuß.
    Eine Warnung?
    Wovor?
    Seine andere Hand glitt unwillkürlich in die Tasche, umfaßte den Ring, der über keinen seiner Finger paßte und den er deshalb in der Tasche mit sich trug.
    Behüte den Ring gut … er könnte für dich der Schlüssel zu Fronja sein!
    Warum mußte er ausgerechnet in diesem Moment an Zambes Worte denken?
    Immer noch hielt er den Becher, setzte ihn aber dann langsam wieder auf den Tisch.
    Seine Finger umklammerten den Ring. Von ihm ging das Kribbeln und Prickeln aus, und Mythor saß wie erstarrt, zu keiner Bewegung mehr fähig.
    Etwas geschah mit ihm, ohne daß er es hätte verhindern können. Der Ring hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, und vielleicht verstärkte er das Seltsame jetzt.
    Was ist das? wollte er schreien und brachte doch keinen Ton über die Lippen.
    Er sah.
*
    Lissanta spürte einen heftigen Ruck. Der entsetzliche Durst verlangsamte ihre Bewegungen und ihr Denkvermögen. Sie wandte sich um und sah, wie sich etwas aus dem Wasser erhoben hatte und auf das Boot zu klettern versuchte.
    »Wie dumm«, murmelte sie geistesabwesend. »Da klettert das Mittagessen an Bord, und ich besitze keine Möglichkeit, es zu braten.«
    Aber dann riß sie entsetzt die Augen weit auf, als ihr vom Durst halb umnebelter Verstand mit einiger Verzögerung die ungeheure Gefahr erkannte, in der sie sich befand.
    Sie schrie auf.
    Ein massiges, annähernd melonenförmiges Etwas, mehr als mannslang, hatte sich aus dem Wasser erhoben, das rund um die scheußliche Kreatur kochte und schäumte, weil unzählige Tentakel das Meer peitschten. Ein Kranz von
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