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Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Titel: Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia
Autoren: Giesa Werner K.
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unbekannten Kräften angriff, derer sie sich kaum zu erwehren vermochten?
    Und doch gab es keinen Zweifel.
    Mythor wollte sein Entsetzen und seine Verzweiflung in die Welt hineinschreien, und doch kamen nur lallende, verworrene Laute über seine Lippen, Laute, die keinen Sinn ergaben.
    Doch dann begannen sich abermals Eiskristalle zu bilden, und der Frost erstarkte, griff nach Fronja und hüllte sie ein. Die Schicht um sie herum wurde dicker und stärker, fester und undurchdringlicher und hüllte sie schließlich wieder vollkommen ein, so wie es zu Anfang gewesen war. Und je kälter es wurde, je dicker die Eisschicht um Fronja anwuchs, desto ruhiger wurde sie. Ihr Gesicht entzerrte sich, wurde friedlich, gewann den liebreizenden Ausdruck zurück, und als sie nicht mehr in der Lage war, sich zu rühren und die unheilvollen Kräfte freizusetzen, da war der Schatten des Bösen von ihr geschwunden.
    Aber er war noch da, lauerte irgendwo in der Nähe auf den Augenblick, in dem die Macht der Kälte abermals gebrochen wurde und Fronja freikam…
    Nein! dachte Mythor. Das darf nicht geschehen! Niemals!
    Und dann mußte er sich selbst die Frage stellen: Was? Das unheimliche Wüten einer Besessenen oder die Gefangenschaft im Eis?
    Und er war nicht in der Lage, sich diese Frage zu beantworten!
*
    Lissanta keuchte. Mit dem Kopf voran schoben die Fangarme des Seeungeheuers sie in den gräßlichen Schlund. Sie nahm ihr Seelenschwert, faßte es an der Klinge und drehte es so, daß es senkrecht stand. Da es länger war als der Umfang des Krakenrachens, begann es bereits in der Drehung sein schneidendes Werk und sperrte dann die Kiefer der Bestie auseinander.
    Ein eigentümlicher Ton erklang. Der Griff der Saugnäpfe löste sich. Dann stürzte sie und hörte, wie die krakenähnliche Bestie platschend im Wasser verschwand.
    Lissanta rollte sich zur Bordwand und stemmte sich halb hoch. Ihr Seelenschwert war verloren, im Maul der Bestie steckengeblieben. Aber sie würde ein neues Schwert schmieden, wenn es an der Zeit war.
    Sie hatte den Kampf gegen das Ungeheuer überlebt. Nur das war wichtig.
    Langsam begann sie die besudelte Rüstung und Kleidung abzulegen, um sie zu säubern, und schöpfte Wasser ins Boot, um auch dies einer Reinigung zu unterziehen. Denn der in der Sonne trocknende Schleim begann zu stinken und zu kleben. Erschöpft begann sie mit der Arbeit, und jetzt, wo die Gefahr vorüber war, kehrte der Durst zurück, und er war schlimmer als je zuvor.
    Nichts als Wasser ringsum, und sie durfte keinen Schluck davon trinken. Das Salzwasser verstärkte den Durst nur, und sie würde sich buchstäblich ersäufen.
    Langsam richtete sie sich auf. Wenn alles nichts half, mußte sie doch die nächstliegende Insel schon ansteuern und dann von dort aus versuchen, ein neues Boot zu bekommen. Doch wovon? Ihre Geldvorräte würden nicht mehr reichen.
    Sie schloß die Augen, taumelte und stürzte über Bord.
*
    Der Traum war vergangen. Traum… Mythor war sich plötzlich sicher, einen Traum erlebt zu haben, nur war der nicht aus ihm selbst entstanden, sondern von außen gekommen.
    Behüte den Ring gut … er könnte für dich der Schlüssel zu Fronja sein!
    Er hielt ihn ja noch immer zwischen den Fingern, der Ring, der ihm durch sein Kribbeln etwas hatte mitteilen wollen!
    Den Traum?
    Hatte Fronja ihm über den Ring einen Traum gesandt?
    Es gab keine andere Möglichkeit. Es mußte so sein, und unter der Prinz-Odam-Maske zeigte er seine Bestürzung darüber nicht, denn was Fronja ihm da geschickt hatte, war doch ein Alptraum gewesen! Ein Alptraum, der bedeutete, daß die Gefahr für Fronja größer als je zuvor war, aber war sie nicht zugleich auch eine Gefahr, die von Fronja selbst kam?
    Vom Schatten, der sie bedroht! Und über Fronja bedroht er Vanga!
    So mußte es sein.
    Allmählich kam Mythor wieder in die Wirklichkeit zurück, und in dieser Wirklichkeit drangen Stimmen an seine Ohren.
    »Wie ruhig sie da sitzt… der Wein hat wirklich erstaunlich schnell gewirkt! Was ist das für ein Mittel?«
    Etwas hinderte ihn, sofort aufzuspringen und sich zu verraten, aber es war nicht der Wein, mit dem man ihn hatte vergiften wollen! Den hatte er ja gar nicht getrunken, sondern nur die Lippen der Maske mit dem Becher berührt, als der Traum begann!
    Er sah durch die Augenschlitze und zwang die Maske, sie nur einen winzigen Spalt weit zu öffnen. Die mittels Magie angefertigte Maske vollzog normalerweise jede Muskelregung des Gesichts nach. Wenn er
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