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Girl

Girl

Titel: Girl
Autoren: David Thomas
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Roman
    10. November
    »Du hast meine verdammten Titten, du Schwein.«
    Das waren die ersten Worte, die ich hörte, nachdem ich wieder zu mir gekommen war. Ich lag im Bett, vollgedröhnt mit weiß Gott was für Drogen, aber dennoch mit dem dumpfen Empfinden, dass jeder einzelne Nerv zwischen meinem Nacken und meinen Knien vor Schmerz schrie, und als ich die Augen aufschlug, war da diese … diese Person und brüllte mich an.
    Es dauerte eine Weile, bis ich dahinterkam, um was für eine Art von Person es sich hier handelte. Die Stimme war tief, wie die eines Typen, und zuerst sah ich wenig mehr als die verschwommene Silhouette dieses Kerls neben meinem Bett. Und dann, als mein Blick sich langsam aufklarte, sah ich, dass es gar kein Typ war – jedenfalls kein richtiger. Es war eine Frau. Und zwar eine ziemlich abgewrackte Schachtel. Sie war gut einen Meter achtzig gross, hatte strohblonde Haare und knallrot geschminkte Lippen. Aber das Schlimmste war ihr Gesicht. Es war grässlich verquollen und entstellt.
    Sie befand sich in einem wirklich bedauernswerten Zustand, soviel stand fest. Mir sind schon Bulldoggen begegnet, die attraktiver aussahen. Und auch weniger aggressiv waren, denn ehe ich mich versah, hatte sie mich an der Kehle gepackt und schüttelte mich wie einen Salatkopf nach dem Waschen.
    Ich wollte ihr raten, sich zu verpissen, aber aus meinem Hals kam nur ein leises Krächzen. Inzwischen hatte sie mich praktisch aus dem Bett gezerrt. Ich rutschte über die Matratze und fluchte wie wild (oder versuchte es zumindest), als ich plötzlich diesen wahnsinnigen Schmerz zwischen meinen Beinen spürte. Wenn jemand mir ein Tranchiermesser in die Eier gerammt hätte, wäre der Schmerz kaum Größer gewesen.
    Mittlerweile waren ein paar Schwestern aufgetaucht und zerrten die Frau von mir fort, was verdammt schmerzhaft war, da sie sich in meinen Haaren festgekrallt hatte und mir ihre Fingernägel in die Kopfhaut bohrte – wie ein verflixtes Weibstück ebenso kämpft.
    Sie schafften es jedenfalls, die Frau in ein Bett am Ende des Raums zu bugsieren, und irgendwer verpasste ihr eine Beruhigungsspritze, wodurch sie vorerst ausser Gefecht war. Durch den Schmerz war ich inzwischen hellwach, so dass ich mich auf den Ellbogen aufrichtete, wobei die Haut auf meiner Brust stach, als wäre sie angespannt, angeschwollen oder sonst was, und als ich mich umblickte, war der ganze verdammte Saal voller Frauen.
    Die meisten von ihnen waren geriatrisch, aber es gab auch ein paar jüngere, die wohl wegen einer Blinddarmoperation oder irgendwelchen Frauengeschichten da waren. Dann trat eine Schwester auf mich zu, so ein kleiner, flotter Rotschopf mit ner knackigen Figur unter ihrer Uniform. Ich setzte also mein schönstes Sonntagslächeln auf, während ich mich in Gedanken auf ein wenig Small talk einstellte, mit dem ich sie vielleicht dazu bringen konnte, mir einen Gutebesserungkuss zu geben.
    Man sah, dass die Schwester meine Absicht durchschaute – nun, die haben Erfahrung mit so was, wo sie doch ständig von Typen angemacht werden –, aber sie ging weder darauf ein, noch schickte sie mich zum Teufel. Sie sah mich einfach nur mit diesem komischen Ausdruck an, als ob sie meine Sätze verwirrten und sie derartiges nicht erwartet hätte.
    Ich wollte schon fragen, »Was ist los?«, als ganz plötzlich durch den dichten Chemienebel in meinem Kopf ein Gedanke aufblitzte … Was zum Teufel hatte ich auf einer Frauenstation zu suchen?
    Ich sah an mir herunter und erblickte einen Tropf an meinem Arm und zwei weitere Schläuche, die aus meiner Leistengegend kamen. Zudem hatte man mich in zwei Verbände gepackt – einen um meine Brust, und einen zweiten, den man mir ziemlich fest um die Stelle zwischen meinen Beinen gezurrt hatte wie um das Dreieck einer ägyptischen Mumie. Und beide Beine steckten in festen weißen Strümpfen, Frauen Strümpfen, die mir bis oben zur Hüfte reichten.
    Ich war eingeliefert worden, um mir prophylaktisch alle vier Weisheitszähne rausnehmen zu lassen, und ich konnte mich noch genau erinnern, dass man mich zu mehreren Männern in ein Zimmer gesteckt hatte. Neben mir hatte ein alter Knacker gelegen, dem man die Prostata entfernt hatte, damit er wieder ordentlich pinkeln lernen konnte. Und auf der anderen Seite lag ein Typ in meinem Alter, der sich mit seiner Yamaha auf dem Toolworth Underpass mit 130 Sachen auf die Schnauze gelegt und sich dabei sein Becken zertrümmert hatte. Was war mit denen passiert?
    Und was
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