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Mythor - 049 - Der Drachensee

Mythor - 049 - Der Drachensee

Titel: Mythor - 049 - Der Drachensee
Autoren: Peter Terrid
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Wirkung seines Auftretens. Ein paar Augenblicke lang tobte noch der Kampf, dann ergriffen die letzten der Drachenbändiger die Flucht.
    »Hahaha!« schallte Tjubals triumphierendes Gelächter durch den Turm. »Was habe ich gesagt, wir haben sie geschlagen!«
    Doch plötzlich wurde es sehr still.
    *
    Mythor stürmte die Treppe hinauf. Er wollte sehen, was sich zugetragen hatte.
    Kein Laut war zu hören. Wie festgewurzelt standen die Männer, dazwischen auch einige Frauen.
    Er wandte den Blick.
    Jetzt begriff er, was die Männer so erschreckt hatte.
    Es mussten mindestens fünfzig Boote sein, und allein die Tatsache, dass dieses Aufgebot von weitem zu sehen war, erfüllte die Drachentöter mit Angst und Schrecken.
    Riesige Feuer loderten auf den Booten, die gespickt waren mit Männern und Waffen. Schweigend wie das Verhängnis selbst schoben sie sich an die Torburg heran.
    Auch die Drachenbändiger waren vor Schreck erstarrt.
    Offenbar begriffen auch sie in diesem Augenblick, wie die Würfel im eisernen Spiel des Krieges gefallen waren: Jetzt ging es beiden Gruppen an den Kragen.
    Eine kompakte Masse aus schwarzem Holz und gelbem Feuer, aus hellem Stahl und weißen Masken, schob sich die feindliche Flotte voran. Sie kamen langsam, als wollten sie die Feinde die Furchtschauer genießen lassen, die dieser Anblick unweigerlich hervorrufen musste .
    Dumpfer Schlag einer großen Trommel klang aus der Ferne her, es klang wie ein Ruf zum allerletzten Appell.
    Außer diesem Trommelschlag gab es kein Geräusch zu hören. Immer näher kamen sie, drohend, unheilverkündend, todbringend.
    Es war Tjubal, der als erster den Mund öffnete. Seine Stimme klang ungewöhnlich sanft. »Freunde«, sagte er halblaut, »bisher haben wir gekämpft -jetzt wird gestorben.«
    Mythor suchte eine Lücke in den Reihen der Angreifer. Es gab keine. Aus dem Dunst tauchten weitere Kähne auf, ebenso geräuschlos wie die erste Reihe. Gegen diese Übermacht hatten die Drachentöter keine Aussichten auf Erfolg.
    Die gespenstische Lautlosigkeit machte klar, was die Angreifer beabsichtigten. Ihr ganzes Verhalten kündete: Tod jedem, der sich ihnen zu widersetzen wagte.
    In der zweiten Reihe entdeckte Mythor zwei Gestalten, hoch aufgerichtet, Drudins Todesboten. Oburus und Coerl O’Marn. Sie allein, ihr Anblick, ihre steinerne Ruhe hätten ausgereicht, Furcht und Schrecken in die Reihen der Drachentöter zu tragen.
    Mythor spürte, wie sein Herz schneller schlug. Er wusste, dass sich der letzte Kampf nun nicht länger würde vermeiden lassen. Die Stunde des tödlichen Duells hatte geschlagen.
    Der Trommelschlag wurde stärker. Schwarzer, fetter Qualm stieg von den bronzenen Feuerschalen auf, in denen rot die Glut loderte. Es war, als brächten sie die Scheiterhaufen gleich mit, auf denen sie die Leichen ihrer erschlagenen Feinde einäschern würden.
    »Flüchten oder standhalten?« Mythor sah zur Seite.
    Sie waren allesamt zur Stelle. No-Ango, das Gesicht gespalten, die Ruhe selbst.
    Sadagar, beklommen mit seinem Messer spielend. Luxon mit zusammen gepressten Lippen, kampfbereit, aber nicht ohne Furcht. Hrobon, unerschütterlich, gelassen, aber auch er mit sichtlicher Beklemmung.
    Dann Tjubal, das Gesicht wachsbleich, vielleicht vom Blutverlust, wahrscheinlicher von Todesfurcht – und Todesgewissheit. Seine Krieger, die schweigend dem Verhängnis entgegensahen.
    Zwischen den Männern, in deren Gesichtern sich Entschlossenheit spiegelte, standen auch einige Frauen. Mythor konnte es sehen, mochte kommen, was wollte, das kleine tapfere Volk der Drachentöter war bereit, sich seinem Schicksal zu stellen.
    »Hahaha!« Tjubal hatte den Mund geöffnet, sein dröhnendes Lachen schallte über das Wasser, durchbrach die beklemmende Stille.
    »Heda, Freunde!« schrie Tjubal den Heranrückenden entgegen. »Habt unseren Dank im voraus!«
    »Du zollst ihnen Dank?« fragte Mythor erstaunt.
    Tjubal lachte wieder. Es klang offen, fast erleichtert.
    »Davon träumt jeder, der eine Waffe zu tragen weiß. Sieh sie dir an, diese tapferen Krieger! Sieh, was sie aufbieten, um ein paar Krüppel unter der Führung eines Einäugigen niederzumetzeln! Mächte des Lichtes, nehmt meinen Dank für diese Ehre. So viele Schakale braucht es also, um ein paar Männer zu überwinden!«
    Gelächter brandete auf. Tjubals Worte waren weithin hörbar gewesen. Die Drachentöter stießen die Schwerter in die Höhe, reckten die Speere. Ein Sturm des höhnenden Gelächters brach über die Flotte der
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