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Mythor - 049 - Der Drachensee

Mythor - 049 - Der Drachensee

Titel: Mythor - 049 - Der Drachensee
Autoren: Peter Terrid
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schweigenden Krieger herein.
    »He, Tjubal!«
    Tjubal beugte sich über die Brüstung. Es war der Anführer der Drachenbändiger, der vom Fuß des Torbogens heraufsah.
    »Wenn sie mit euch fertig sind, werden sie auch uns abschlachten. Dürfen wir mit euch kämpfen?«
    »Willkommen auf des Todes Hochzeitsfest!« rief Tjubal. »Seid uns willkommen!«
    Wieder schallte das Hohngelächter über die weite Fläche des Wassers. Ob der Klang überhaupt bei den Kriegern dort drüben ankam? Gab es dort noch Herzen und Hirne, die solcher Gedanken fähig waren? Oder waren auch sie nichts als willfährige Werkzeuge in der Hand der Dunklen Mächte? Mythor konnte darauf keine Antwort geben.
    Mythor trat zu Tjubal. Er konnte sehen, wie sich die Verteidiger ein wenig zurückzogen, wie sich Freund und Feind zusammentaten zu gemeinsamem blutigem Streit. Mit vereinten Kräften wollten Drachentöter und Drachenbändiger die Ruinen von Erham schirmen, bis zum letzten Mann. Sie wussten, dass die Drachenanbeter keinen übriglassen würden.
    »Was wird aus den Frauen?« fragte Mythor.
    Tjubal zuckte mit den Schultern. »Sie werden das, was ihnen wichtig ist, bis zuletzt wacker verteidigen«, sagte er. »Ich kenne diese Frauen: Entweder stellen sie Ehre und Freiheit höher als ihr Leben, oder sie sagen sich, dass es ihnen gleich ist, wer sie verprügelt.«
    Tjubal grinste kurz und wurde dann ernst. »Irgendwo dort hinten ist meine Frau«, sagte er rau. »Es würde mich wundern, müsste ich lange auf sie warten – nachher.«
    Immer näher waren die Boote gekommen. Bald mussten sie auf Pfeilschussweite herangerückt sein. Der Augenblick des Kampfbeginns konnte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Mythor suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Er wusste, dass es ein furchtbares Gemetzel geben würde – die Verteidiger hatten nicht die geringste Chance, schon gar nicht, wenn auf der Seite der Angreifer zwei so furchtbare Kämpen wie Oburus und Coerl O’Marn zu finden waren. O’Marn allein, ohne die Wirkung seines Dämons, wäre schlimm genug gewesen; der Mann wog in der Schlacht eine halbe Hundertschaft auf. Jetzt, mit den Mächten des Dunkels hinter sich, kam er einem Heerbann gleich.
    »Feiges Gesindel!« schrie Tjubal. Er stand oben auf der Brüstung, in der Linken den mächtigen Schild, in der Rechten einen Speer. »Kommt her, wenn ihr euch traut!«
    Der erste Speer kam herangeflogen und schlug in Tjubals Schild ein. Der Einäugige stieß ein Hohngelächter aus. Weit bog er sich zurück, dann schickte er seinen Speer auf die Reise.
    Sein Ziel traf er mit unglaublicher Genauigkeit.
    Der nächste Speer blieb in seinem Schild haften. Die Boote der Angreifer blieben stehen.
    Sie glaubten wohl, dass mit dem Tod des Anführers der Streit mit den Gefolgsleuten entschieden sei. So setzten sie ihr Bestreben darein, Tjubal zu fällen.
    Tjubal aber stand vor den Reihen seiner Leute und schirmte geraume Zeit ganz allein sein kärgliches Volk. Immer wieder flogen Geschosse heran, Speere und Pfeile, von Meistern ihrer Kunst gezielt, Schleudern und Steine, aber er fing alle Geschosse ab mit seinem Schild, und wann immer er Zeit dazu fand, verschickte seine Faust todbringende Speere.
    Freund und Feind standen still. Nur auf diesen einen Ort, auf diesen einen Mann engte sich der blutige Streit zusammen. Immer wenn Tjubals Schild von Geschossen starrte, sprang einer seiner Freunde hinzu und reichte ihm einen frischen Schild. Immer wieder brachte man ihm neue Speere, und mochte er auch nur ein Auge besitzen, so war sein Arm doch kraftvoll, und er traf stets.
    Mythor sah mit Staunen, was dieser Mann fertigbrachte, und er wusste, dass die Geschichte dieses Kampfes eingehen würde in die Geschichten über Kampf und Heldentum. In ferner Zukunft würde man noch erzählen von Tjubal.
    Und dann sah Mythor, wie sich aus der hinteren Reihe ein Boot langsam nach vorne schob.
    Zwei der Kähne trieben kieloben auf dem Wasser, ihre Besatzungen hatte Tjubal mit grausiger Genauigkeit gefällt. Durch die reglos auf dem Wasser treibenden Körper schob sich das Boot auf den Turm zu.
    Mythor sah, wer auf der Bugplattform stand: Coerl O’Marn, der Alptraumritter.
    Tjubal sah, wer in die Reichweite seiner Speere geriet. Sein Schild war schwer von einem Dutzend Speeren, aber er dachte nicht an Schutz und Schirm.
    Er ließ den Schild fallen, riss dem nächststehenden Krieger den Speer aus der Hand. Weit beugte er sich zurück, dann schwang der Körper nach vorn. Mit
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