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Mythor - 049 - Der Drachensee

Mythor - 049 - Der Drachensee

Titel: Mythor - 049 - Der Drachensee
Autoren: Peter Terrid
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murmelte Sadagar. Er spielte mit einem der Wurfmesser aus dem Gürtel. »Diese Reise wird langweilig.« Mythor lächelte verhalten.
    Der Yarl bewegte sich mit gleichbleibender Geschwindigkeit vorwärts, auf seinem Rücken trug er eine kleine Gruppe Männer – Mythor, Sadagar, No-Ango und Hrobon, dazu zwei Odam-Krieger, der Rest der Mannschaft, die Odam zur Verfügung gestellt hatte.
    »Ist nicht genug geschehen?« fragte Mythor halblaut.
    Sadagar machte eine wegwerfende Geste.
    »Nicht für mich«, sagte er leichthin. Wieder lächelte Mythor.
    In der Tat war dieser Abschnitt der Reise langweilig -und nervenzehrend zugleich. Es geschah nichts, aber es konnte jederzeit etwas geschehen. Die überaus schweigsamen Krieger Odams hatten Mythor in knappen Stichworten verraten, was sich abgespielt hatte – alten Legenden und Mären zufolge.
    Erham, das Ziel des Yarls und seiner Besatzung, war einst eine blühende Stadt gewesen, reich und berühmt, erfüllt von brodelndem Leben. Dann aber waren ihre Bewohner dem Götzendienst verfallen. Dutzende verschiedener Götzen, Dämonen und Zauberer waren in Mode gekommen; die Vielfalt der Kulte war bald zu einem Wirrwarr geworden. Und dann, eines schrecklichen Tages, hatte ein Fluch die Stadt getroffen. Aufgetan hatte sich die Erde, und Erham war verschlungen worden von den Fluten, mitsamt seinen verfluchten Bewohnern. Bis auf diesen Tag stand ein See in der Senke; nur die Ruinen der großen Häuser und die Standbilder der verfluchten Götzen ragten noch hervor aus den schweigenden Wassern, die die Frevler verschlungen hatten.
    Und seither waren das Land und der See eingehüllt in Nebel, in weiße, undurchdringliche Schwaden, die dicht über dem Land lagen, als wollten sie den Vorwitzigen warnen, nicht einzudringen.
    Mythor deutete nach vorn.
    Dort wurde der Nebel immer dichter. Die ersten lichten Schleier umwirbelten schon den Yarl, aber weiter voraus wurden sie zu einer dichten weißen Wand. Der Yarl bewegte sich darauf zu. Dort lag Erham, dort lag das Ziel, das Mythor erreichen wollte.
    »Es wird mehr als genug zu tun geben«, sagte Mythor. »Mehr, als uns lieb sein wird.«
    Unwillkürlich sah Mythor auf das Krummschwert an seinem Gürtel. Es war keine schlechte Waffe, aber fürwahr kein Vergleich mit Altons herrlicher Schärfe. Und sobald er an Alton dachte, dachte Mythor an Luxon, und beinahe von selbst wanderte sein Blick weiter zu Hrobon, der Luxons Gegner, dem göttlichen Shallad Hadamur, diente.
    »Was ist das?«
    Mythor wandte sich Sadagar zu.
    »Ich habe etwas gehört«, sagte der Steinmann mit den weißblonden, lichten Haaren. »Und es hörte sich nicht gut an. Ich prophezeie Übles.«
    Mythor spitzte die Ohren.
    Sadagar schien sich nicht geirrt zu haben. Irgend etwas weit voraus gab Laut. Es hörte sich wie Krächzen an, wie das Schreien großer Vögel. Und Mythor hatte das ungute Gefühl, als werde sich ausnahmsweise eine der Prophezeiungen Sadagars bestätigen. Das Prophezeien war von jeher eine der Stärken Sadagars gewesen, nur hatte er leider sehr oft mit einer Wirklichkeit zu tun gehabt, die sich seinen Voraussagen nicht fügen wollte. Dieses Mal schien er richtig zu liegen. Das Krächzen wiederholte sich, und es klang nicht verheißungsvoll.
    »Was mögen das für Bestien sein?« fragte Sadagar.
    Mythor erinnerte sich unwillkürlich der Vrod-Krähen, die ihm bei Xanadas Lichtburg zugesetzt hatten; die Mächte der Finsternis hatten sie ausgesandt. Mythor wusste auch, dass ihm bei den Ruinen von Erham Gefahr von den Mächten der Dunkelheit drohte.
    »Wir werden es sehr bald wissen«, sagte Mythor halblaut. Er hielt die Hand am Schwertgriff.
    Dann schälten sich aus der Wand schwarze Punkte heraus, hoch am Himmel, soweit in dem einheitlichen Grauweiß überhaupt zwischen Boden, Nebel und Himmel unterschieden werden konnte.
    »Vögel«, sagte Sadagar verächtlich.
    Es war ein ganzer Schwarm. Sie blieben weit entfernt, blieben mit mattem Flügelschlag in der Luft. Sie schienen hervorragende Segler zu sein. Die Größe ließ sich nicht abschätzen, dafür fehlte der Vergleichsmaßstab.
    »Zwei Dutzend«, schätzte Sadagar, »vielleicht ein paar mehr.«
    Mythor kniff die Augen zusammen. Die Angelegenheit gefiel ihm nicht. Die Vögel hatten sich zu einem Schwarm gesammelt und flogen jetzt in einem dichten Pulk auf den Yarl zu. Wieder ertönte das Krächzen.
    Es war recht leise, und Mythor begriff sehr bald, was das zu bedeuten hatte: Die Vögel mussten sehr weit entfernt
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