Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 049 - Der Drachensee

Mythor - 049 - Der Drachensee

Titel: Mythor - 049 - Der Drachensee
Autoren: Peter Terrid
Vom Netzwerk:
»Dann verhungern wir, das ist auch kein erstrebenswertes Ziel.«
    »Sei nicht so kleinmütig«, schalt Mythor. »Wir werden unseren Weg fortsetzen, eine andere Wahl haben wir nicht.«
    »Dies ist offenes Gelände«, meinte Hrobon anzüglich. »Es könnte zu einem neuerlichen Kampf mit den Drachen kommen.«
    Mythor zuckte mit den Schultern. »Hierbleiben können wir jedenfalls nicht«, sagte er entschieden. »Also werden wir marschieren.«
    »Es fragt sich nur, wohin«, murmelte Sadagar.
    No-Ango lächelte verhalten.
    »Ich werde euch führen«, sagte er sanft. »Mir stehen, wie ihr wisst, andere Nachrichtenquellen zur Verfügung als anderen.«
    Mythor neigte den Kopf. »Dann geh du voran«, bat er den Letzten der Rafher.
    No-Ango setzte sich in Bewegung. Es war ein gespenstischer Zug, der sich anschickte, zu den Ruinen von Erham vorzustoßen. Vier Männer, ein jeder mit anderen Zielen und Wünschen, teilweise befreundet, teilweise verfeindet, dennoch zusammengehalten von dem Bewusstsein, dass überall in diesem Land für jeden der Tod lauern konnte.
    Mythor stellte fest, dass er sich nicht weiter als höchstens dreißig Meter von seinem Vordermann entfernen durfte, wenn er ihn nicht verlieren wollte. Und eine Trennung hätte bei diesem Nebel bedeutet, dass praktisch keinerlei Aussichten mehr bestanden, einander wiederzufinden. Der Nebel schluckte nicht nur das Licht, auch die Geräusche schien er verschwinden zu lassen.
    Woran das lag, ließ sich für die vier Männer nicht ergründen. In diesem Landstrich machten sich die Einflüsse der Schattenzone immer stärker bemerkbar. Nichts konnte in dieser Region mit letzter Gewissheit gesagt werden. Hier war es so neblig, dass man kaum die eigenen Füße zu sehen vermochte – ein paar Wegstunden entfernt war es vielleicht warm und sonnig, und wieder ein paar Wegstunden in anderer Richtung konnte es unablässig regnen. Je näher man der Schattenzone und der ihr vorgelagerten Düsterzone kam, je tiefer man nach Süden vorstieß, desto unsicherer wurden die Verhältnisse. Mären und Sagen waren alles, was man über das Land in Erfahrung bringen konnte; sichere Kunde gab es nicht. Mythor, der bereits hatte erfahren müssen, in welchem Maß Menschensinne sich täuschen ließen, war gewarnt. Es galt, auf der Hut zu sein.
    No-Ango marschierte mit gleichmäßigem Schritt. Er schien tatsächlich genau zu wissen, wohin der Weg führte. Möglich, dass der Deddeth, in den sich sein Volk verwandelt hatte, ihm Richtung und Pfad wies, eine andere Erklärung gab es wahrscheinlich nicht.
    Mythor wandte den Kopf. Nur ein paar Schritte weit ließ sich die Spur der vier Wanderer verfolgen, dann wurden die Abdrücke vom Nebel überweht. In diesem Landstrich konnte man tagelang auf engstem Raum umherirren, ohne der eigenen Spur zu begegnen oder auch nur einen einzigen Schritt Boden gutzumachen. Ganze Heere hätten in der Nebellandschaft spurlos verschwinden können.
    »Still!« Die vier hielten an. Ein Geräusch war bis zu Mythors Ohren durchgedrungen.
    Pferdehufe auf felsigem Grund? Es klang so, aber die Geräusche waren seltsam verzerrt. Der andere Ton, das Klirren von Waffen? Auch hier war sich Mythor nicht sicher.
    Er wollte rufen. In dieser entsetzlichen Einöde musste eigentlich jeder Begleiter und Reisegefährte willkommen sein, aber er hielt den Mund geschlossen. Etwas in ihm warnte ihn vor dem Ruf.
    Mythor sah, dass Sadagar den Mund öffnen wollte, aber eine Geste hielt ihn zurück. Sadagar machte ein fragendes Gesicht, Mythor zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß es selbst nicht«, sagte Mythor leise.
    Es hörte sich tatsächlich nach Reitern an, die in geringer Entfernung vorbeiritten. Unter normalen Umständen hätte man sie längst sehen müssen, so aber kam nur der Schall aus dem undurchdringlichen Weißgrau der Nebelschwaden.
    Die Reiter, wenn es welche waren und nicht nur Hirngespinste oder böser Spuk, entfernten sich. Die vier Wanderer sahen sich an. War das ein gutes Zeichen?
    »Suchen wir ihre Spur?« fragte Hrobon.
    Mythor schüttelte den Kopf. Er sah No-Ango an.
    »Ich finde den Weg«, sagte der Rafher, der Letzte seines Stammes. »Gewiss!«
    »Dann geh weiter«, bestimmte Mythor. »Wir sollten aber näher beieinanderbleiben, damit wir im Notfall uns gegenseitig den Rücken decken können.«
    Die vier setzten ihren Weg fort. Nach kurzer Zeit kreuzten sie die Fährte der Reiter – es mussten drei gewesen sein, und sie hatten es sehr eilig gehabt. Offenbar hatten auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher