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Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Titel: Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten
Autoren: Peter Terrid
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hervorkam. Mythor wusste, dass auch hinter ihm jemand herankam, denn die Tritte waren auf dem weichen Waldboden deutlich zu fühlen.
    Kalahar fuhr herum. »Aha!« sagte er, und Mythor sah, dass er ein wenig bleich wurde.
    »Coromanen?« fragte er gelassen und deutete mit der Spitze seines Messers auf den Mann hinter seinem Rücken. »Und du, bleib, wo du bist!«
    Der Boden verriet ihm, dass der Räuber betroffen stehengeblieben war.
    »Sieh an!« sagte der Einäugige, der auf Kalahar zuging, in der Hand ein schartiges Schwert, den Leib bedeckt mit Lumpen und im Gesicht einen Ausdruck, der an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrigließ. »Der Krüppel des Coroman Hassif.«
    »Siehst du, sie kennen mich«, sagte Kalahar zufrieden.
    »Halt ‘s Maul, Krummleib«, sagte der Einäugige. »Und du, warum bleibst du stehen?«
    »Er…«, sagte eine unsichere Stimme hinter Mythor. Der Mann setzte sich wieder in Bewegung.
    Mythor rollte sofort zur Seite, sprang auf und war mit einem Satz neben dem Mann, der nur noch dazu kam, einen erschreckten Schrei auszustoßen, dann saß ihm auch schon Mythors Messer an der Kehle.
    »Ich sagte doch, du solltest stehenbleiben«, sagte Mythor leise. »Falls du noch einmal beten willst, dann tue es jetzt.«
    Der Mann versuchte sich zu befreien, aber Mythor verstärkte nur den Druck seiner Arme, und schon sackte der Mann fast in sich zusammen.
    »Lass ihn los, Mythor«, sagte Kalahar.
    Es erheiterte Mythor im stillen, dass Kalahar um Schonung für seine meuchlerischen Freunde bat und nicht umgekehrt bei denen um Mythors Leben bettelte.
    Mythor stieß den Hageren von sich, dass er mit zwei Schritten bei dem Einäugigen stand und ihm vor die Füße fiel.
    »Was macht ihr hier?« fragte Kalahar. »Solltet ihr nicht im Lager sein?«
    »Pah«, machte der Einäugige. Er trat zum Feuer, nahm den Ast mit dem Hasen herunter und riss einen Hinterlauf heraus. Das Fleisch war noch gar nicht gar, aber der Räuber ließ sich davon nicht abhalten. Vermutlich hatte er längere Zeit nichts zu essen bekommen.
    »Was sollen wir im Lager hungern?« fragte der Einäugige. »Da sorgen wir lieber hier für Nahrung.«
    »Aber Coroman…«, ereiferte sich Kalahar.
    »Wenn es um meinen Magen geht, hat mir keiner etwas zu befehlen«, erklärte der Einäugige. Die leere Höhle des rechten Auges gab seinem Gesicht einen Ausdruck gnadenloser Grausamkeit. »Erst kommt das Fressen und dann vielleicht Coroman Hassif.«
    »Er wird dich dafür büßen lassen«, sagte Kalahar lauernd.
    »Hör auf zu schwätzen, Zwerg«, fauchte der Einäugige mit vollem Mund. »Wer ist dieser Kerl, und warum reitest du mit ihm zum Lager?«
    »Nimm dich in acht!« sagte Kalahar zischend. »Du weißt wohl nicht, mit wem du redest.«
    Mit einem beiläufigen Fußtritt stieß der Einäugige den Buckligen um. Kalahar fiel auf den Rücken und ruderte mit Armen und Beinen wie ein Käfer. Der Einäugige lachte laut auf. Sein Gefährte fiel nach einem scheuen Seitenblick auf Mythor ein.
    »Also, was willst du?« fragte der Einäugige.
    »Nichts«, antwortete Mythor.
    Der Einäugige sah ihn scheel an. »Das soll ich glauben?« fragte er.
    »Es wird dir nichts anderes übrigbleiben«, sagte Mythor freundlich.
    Kalahar hatte sich wieder aufgerichtet. Es gehörte nicht viel Menschenkenntnis dazu, den Gesichtsausdruck des Buckligen zu deuten – erkennbarer konnte kein Gesicht kochenden Hass zeigen.
    »Er wird mit uns reiten«, sagte Kalahar. »Ich werde ihn ins Lager führen und Coroman Hassif vorstellen. Er wird bald einer der Unseren sein.«
    »Das bleibt abzuwarten«, sagte Mythor.
    Der Einäugige hörte mit dem Essen auf. »Verräter dulden wir nicht«, sagte er scharf.
    »Ich frage nicht danach«, entgegnete Mythor kalt. »Ich habe niemanden ersucht, mir Geheimnisse anzuvertrauen. Im Übrigen iss nur weiter, wenn dich hungert. Ich kann mir leicht einen neuen Braten schießen.«
    Der Einäugige sah auf das Fleisch in seiner Hand, dann zu Mythor und grinste. »Hast du Wein?« fragte er.
    »Nein«, sagte Mythor. »Und Weiber auch nicht. Du wirst dich gedulden müssen.«
    Mythor wandte sich zu Kalahar um. »Wir sollten weiterziehen«, meinte er. »Bist du bereit?«
    Der Bucklige nickte. Er hinkte hinüber zu seinem Pferd, schwang sich in den Sattel, begleitet vom Spottgelächter seiner beiden Spießgesellen.
    »Wir sehen uns im Lager«, sagte Mythor zu dem Einäugigen. Der Schmächtige nickte eifrig.
    Kalahar trabte an den beiden vorbei, und nur Mythor
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