Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Titel: Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten
Autoren: Peter Terrid
Vom Netzwerk:
Haus führte. Im Inneren des Hauses gab es einen großen Innenhof, darin ein viereckiges Becken, in dem früher einmal Fische oder die Bewohner des Hauses geschwommen waren. Jetzt hockten die Räuber in der Vertiefung, windgeschützt und von einem kleinen Kohlefeuer vor der Nachtkühle bewahrt.
    »Dein Reittier kannst du hier anbinden«, sagte der Posten.
    »Es wird sich nicht verlaufen«, antwortete Mythor und ließ Pandor frei. Er wusste, dass sich keiner des Tieres würde bemächtigen können.
    »Wo haust Coroman Hassif?« fragte Mythor.
    Der Coromane deutete auf die Ruine eines Tempels, die vom Mondlicht mit kalkigem Licht Übergossen wurde.
    »Dort lebt er«, sagte der Coromane. »Ich kann dich nur warnen. Hüte dich, dir seinen Zorn zuzuziehen. Er ist furchtbar, wenn er wütet.«
    »Soll er«, warf ein anderer ein. Missmutig starrte der Mann in einen leeren Holzkrug. »Nichts zu trinken, der Fraß schändlich, und es gibt keinerlei Vergnügungen. Nicht einmal spielen können wir. Es gibt nichts, worum zu würfeln sich lohnen würde.«
    Mythor setzte sich zu den Coromanen. Es waren sieben, einer abgerissener als der andere, alle miteinander eine hübsche Seilschaft für den Henker.
    »Und dann dingt er neue Leute?« fragte Mythor. Er sah, dass sein Schwert mit gierigen Blicken betrachtet wurde, kümmerte sich aber nicht darum.
    »Das sagt Kalahar«, meinte einer. »Aber der Zwerg ist ja verrückt. Er braucht mal wieder eine Tracht Prügel.«
    »Den Leibmagier des Coroman Hassif prügeln?« erkundigte sich Mythor. Das kleine Feuer aus Holzkohle tat gut. Es wehte kalt herab von den Bergen. »Habt ihr keine Angst vor seiner Rache?«
    Lautes Gelächter schallte durch die Dunkelheit. »Der? Sich rächen? Niemals.«
    »Und seine Magie?«
    »Ich habe noch nie gesehen, dass er irgend etwas Magisches zuwege gebracht hätte. Der Bucklige ist nur in Hassifs Nähe, weil sich Coroman über seinen Körper amüsiert.
    Hassif hat einen Narren an ihm gefressen, andernfalls hätte man den giftigen Gnomen längst um seinen verbeulten Schädel kürzer gemacht.«
    Mythor schwieg, dachte sich sein Teil. Völlig machtlos war der Gnom also, das jedenfalls dachten die Coromanen. Mythor hatte da andere Ansichten, aber die behielt er für sich.
    »Wann bekomme ich Coroman Hassif zu Gesicht?« fragte Mythor. Er löste den Helm und legte ihn neben sich auf den Boden.
    »Heute abend vielleicht noch«, sagte der Posten, der Mythor hergeführt hatte. »Hier, iss, es ist nicht viel, aber es stillt wenigstens den Hunger.«
    Es war ein dürres Fladenbrot, das der Mann Mythor hinhielt. Mythor nickte dankend und brach sich ein Stück ab. Den Rest gab er dem jungen Mann zurück.
    Dann lehnte er sich gegen eine geborstene Säule und betrachtete die Szenerie.
    Schwarzblau stand der Abendhimmel über dem Tal, hoch am Himmel der Mond, eine gelbe Sichel, umsäumt von Sternen. Schroff zeichneten sich die schwarzen Kanten der Berge gegen diesen Himmel ab, in der Ferne waren eisbedeckte Zinnen schwach leuchtend zu erkennen. Dunkel und schwer lagerte der Wald auf den Hängen, irgendwo im Holz krächzte ein Käuzchen. Ein paar Dutzend Feuer brannten in den verlassenen Höfen der Stadt, ein gespenstisches Leben, genau passend zu der bedrückenden Stimmung, die von der Totenstadt ausging.
    »Ich werde mich ein wenig umsehen«, sagte Mythor und stand auf.
    Niemand hinderte ihn, als er sich erhob und das Feuer verließ. Efeuüberwachsen waren viele Mauern, eingestürzt und geborsten die Säulen und Dächer. Blattgesäumt grinste ein marmornes Gesicht, verstümmelt und vom Mondlicht nur halb beleuchtet, den Wanderer an. Wieder schrie ein Tier, hoch und klagend. Von einem der Feuer kam lauter Gesang, lärmend und trunken, dazwischen eine schrille Frauenstimme.
    Leise knirschten geborstene Marmorplatten unter Mythors Füßen. Er kam an einer Nische vorbei. Edelster Marmor mit feinster Äderung umgab einen Quell. In anmutigem Bogen fiel das Wasser leise plätschernd in ein Muschelbecken und floss dann über den Rand hinab in ein moosbedecktes zweites Becken, in dem ein großer Spalt klaffte.
    Ein Erdbeben? Rohe Gewalt fremder Krieger? Oder hatte die Pest die Sichel des Grauens geschwungen in diesen düsteren Gemäuern? Wo waren die Menschen hin verschwunden, die früher hier gelebt hatten? Sie hatten gegessen – die Wandgemälde zeigten, wo sie nicht vom Schimmel aufgefressen waren, reiche Gefäße, fruchtüberladene Schalen. Sie hatten getrunken – noch waren die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher