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Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Titel: Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten
Autoren: Peter Terrid
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konnte sehen, mit welchem Gesichtsausdruck der Verwachsene die beiden betrachtete. Er gab sich keine Mühe, die hasserfüllte Fratze zu verbergen, und das gab Mythor zu denken.
    Hatte der Bucklige die Möglichkeit, diesem Hass die Zügel schießen zu lassen? Konnte er sich tatsächlich offenen Hass erlauben?
    Wenn ja – aus welcher geheimnisvollen Quelle bezog Kalahar seine Macht? Mythor war sicher, diesem Geheimnis bald auf die Spur zu kommen.
    *
    »Da ist es«, sagte Kalahar stolz.
    Mythor blickte hinab auf das Lager der Coromanen. Die beiden Reiter hatten ihre Tiere auf einer Passhöhe anhalten lassen, einem schmalen Spalt im Fels, der nur schwer zu finden war. Von dort aus hatte man einen guten Blick über das Tal.
    »Eine Stadt?« fragte Mythor verwundert.
    Deutlich zu erkennen waren Ruinen, Straßenzüge, hohe Gebäude und der Umstand, dass die Stadt bereits vor langer Zeit aufgegeben worden war. Lichter Wald hatte die Häuser bersten lassen und die Straßen überwuchert. In den Ruinen der Häuser hausten wilde Tiere, auf den Höfen hatten sich die Coromanen eingenistet, deren Feuer im Schein des Halbmonds deutlich zu sehen waren.
    »Früher haben hier Tillorner gewohnt«, erläuterte Kalahar stolz. »Jetzt leben wir hier.«
    Zwei Gestalten tauchten neben Mythor und Kalahar auf, Wachen, die Coroman Hassif hatte aufziehen lassen. Sie erkannten Kalahar sofort.
    »Hassif sucht nach dir«, sagte der erste und sah Kalahar grimmig an. »Er hat dir Prügel angedroht, weil du dich schon wieder davongemacht hast. Und wer ist dieser Bursche?«
    »Ein Freund«, sagte Kalahar hastig. »Er wird zu uns stoßen.«
    »Ein Fresser mehr, das ist genau das, was wir brauchen«, sagte der Posten wütend. »Kommt schon, wir haben keine Lust, hier Maulaffen feilzuhalten.«
    »Die Sitten sind rau in diesem Tal«, sagte Mythor gelassen.
    Kalahar nickte. »Coroman Hassif«, sagte er leise, »ist kein umgänglicher Mann. Jeder hier fürchtet seinen Zorn. Nur mit mir hat er Mitleid.«
    »Das wird sich zeigen, Kalahar«, sagte einer der Posten.
    Die beiden Wachen führten die Pferde am Zügel hinunter in das Tal. Im Licht des Mondes konnte Mythor sehen, dass es auf der anderen Seite des Tales eine breite Straße gab, die irgendwohin ins Gebirge führte. Möglicherweise war die Straße durch einen Erdrutsch verschüttet worden und konnte jetzt nur über den Schleichweg erreicht werden, den Kalahar ihn geführt hatte.
    »Hat die Stadt einen Namen?« fragte Mythor seinen Begleiter. Kalahar zuckte die missgebildeten Schultern. »Ich kenne keinen«, sagte er. »Früher einmal, da hat sie sicher einen Namen gehabt, als die Tillorner noch hier lebten… jetzt ist dies die Stadt der Coromanen.«
    Der Pfad führte in zahlreichen Windungen recht steil hinab in das Tal der Räuber. Die Coromanen mussten wenigstens ein paar hundert sein. Rechnete man noch etliche hinzu, die sich irgendwo in der Wildnis herumtrieben, um Reisenden aufzulauern, so ergab sich eine Streitmacht, die es sehr wohl mit der Wachmannschaft eines großen Flüchtlingstrecks aufnehmen konnte.
    Gleichzeitig aber, und auch das blieb Mythor nicht verborgen, warf eine solche Truppe auch allerhand Probleme auf. Die Leute brauchten Nahrung und Getränke, sie wollten amüsiert sein. Ein Heer aus dienstpflichtigen Sassen ließ sich mit harter Faust wohl beieinander halten, diese Rotte aus Freiwilligen wollte geködert sein. Man konnte die Gestalten, die Mythor im Dunkeln sah, nicht mit kaltem Getreidebein, dünnem Bier und Soldvertröstungen bei der Stange halten. Diese Kerle erwarteten handfeste Löhnung. Ob Coroman Hassif die zu zahlen imstande war?
    »Du bleibst hier!« befahl der eine Posten, ein hochgewachsener junger Mann mit traurigem Gesicht, von dem sich Mythor allerdings nicht täuschen ließ.
    »Und ich?« fragte Kalahar entgeistert. »Was soll das heißen?«
    »Du wirst zu Coroman Hassif geführt, Gnom!« sagte die andere Wache und verzog das blatternarbige Gesicht zu einem niederträchtigen Lächeln. »Komm, oder du wirst die Peitsche schmecken.«
    Mythor blickte für einen Augenblick nach oben. Von Horus war nichts zu sehen in der Dunkelheit, dafür reichte das Mondlicht nicht aus. Auch von Hark war keine Spur zu entdecken, aber das bekümmerte Mythor nicht. Er war gewiss, sich auch ohne die Freunde helfen zu können. Vor dem Gesindel war ihm nicht bange.
    Kalahar und sein Begleiter verschwanden in der Dunkelheit. Mythor folgte dem jungen Mann, der ihn zu einem verfallenen
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