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Mythor - 034 - Drachenflug

Mythor - 034 - Drachenflug

Titel: Mythor - 034 - Drachenflug
Autoren: Werner K. Giesa
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dabei noch aufbrechenden Erdspalten oder niederstürzenden Mauern zum Opfer. An einer Stelle erschienen bereits die ersten Berker und drangen mit gellenden Kriegsrufen auf die Schurketen ein.
    Normalerweise hätten die Verteidiger der Speicherburg mit den Angreifern leichtes Spiel gehabt. Doch jetzt war alles anders. Die Mauern waren geborsten, die Verteidiger durch die Vorfälle innerhalb der Burg zermürbt, wie es die Todesreiter beabsichtigt hatten.
    Die Verzweiflung der Verteidiger wuchs ins Grenzenlose. Durch den Angriff der Berker scheiterte nun auch der von Cran Achad in den letzten Minuten angeordnete Versuch, Frauen und Kinder aus der zusammenbrechenden Burg zu bringen.
    Achad ballte die Hände, und immer wieder sah er zu Mythors Haus hoch, das immer noch fast unversehrt war.
    Am anderen Ende der Burg brach der Boden in einer Länge von über hundert Schritten auf. Trümmer und letzte noch stehende Bauten wurden wie Spielzeug durch die Luft gewirbelt, und ein gigantischer Drachenschweif erschien. Achad sank aufstöhnend in die Knie. Er verfolgte, wie der Schweif mit seinen Hornschuppen und Zacken hin und her peitschte und weitere Zerstörungen anrichtete. Er fegte einen Teil der Befestigungsmauer einfach in die Tiefe, gemeinsam mit dort kämpfenden Verteidigern und Angreifern.
    »Dieser verdammte Drache«, flüsterte der Cran heiser. Es juckte ihm in den Fingern, sein Schwert zu ziehen und sich mit der blanken Klinge in den heißesten Kampf zu stürzen, aber er wusste, dass er gerade das nicht tun durfte. Er durfte nicht Vergessen im Kampf suchen. Zum Kämpfen waren seine Männer da; er war der Cran, er trug die Verantwortung, musste den Überblick behalten und Befehle erteilen.
    Jetzt lag der Drachenschweif wieder ruhig, aber er zog sich nicht wieder in die Tiefe zurück. Dafür begann es an anderen Stellen noch unruhiger als bisher zu werden. Ghorogh schickte sich an, sich zu erheben!
    *
    »Was ist das?« stieß O’Marn verblüfft hervor.
    Der Ritter hatte sein Pferd den schmalen Pfad hinaufgetrieben und befehligte jene Gruppe, die das stark befestigte Tor niederbrechen und erobern sollte. Vor ihm klirrten die Waffen. O’Marn hielt sich ein wenig zurück; nicht, weil er den Kampf scheute, sondern weil er nicht einsah, warum er sich selbst anstrengen sollte – das war die Sache nicht wert. Die Berker brannten förmlich darauf, die Speicherburg einzunehmen, und kämpften entsprechend.
    Der Drache Ghorogh schlug mit seinem zackigen, schuppigen Schweif einen Teil der Befestigungsmauer ein und lag dann wieder ruhig.
    »Caers Blut!« fluchte O’Marn. »Der verdammte Drache sollte wohl ein wenig Aufruhr stiften, nicht aber sich von seinem Bett erheben.«
    Etwas war schiefgegangen. So stark waren die magischen Kräfte des Drudin-Dämons nicht angewandt worden, dass der Drache sich gänzlich erheben sollte. Denn die drei Todesreiter waren nicht daran interessiert, dass Ghorogh den eroberungssüchtigen Caer dieses Land streitig machte. Er sollte gefälligst weiterschlafen, nachdem er Yarman-Rash zerstört hatte.
    Das hier aber sah gar nicht danach aus, als wolle sich das Ungeheuer nach getaner Arbeit gemächlich wieder zur Ruhe begeben und die nächsten hundert oder tausend Winter verschlafen. Im Gegenteil…
    Weder O’Marn noch die beiden anderen Gläsernen ahnten, dass Mistra ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Die Todesreiter hatten nicht ahnen können, dass erstens der Schatten aus dem Kometenstein in das Mädchen überwechseln und zweitens der Drache eben dieses Mädchen verschlingen würde, wodurch der Schatten sich jetzt in Ghorogh einnistete.
    Und dieser Schatten war es, der jetzt ein wenig zu viel des Guten tat und den Drachen endgültig weckte!
    *
    Es war der zurückkehrende Dreifingerauge, der Mythor und Vierfaust über die Hintergründe des endgültigen Erwachens informierte. Der Sohn des Kometen starrte Dreifingerauge fassungslos an. In seiner Benommenheit begriff er nur einen Teil dessen, was der Weise Große ihm mitteilte. »Mistra ist tot? Der Drache hat sie…?«
    Dreifingerauge ging nicht mehr darauf ein. Bald schon wird der Drache sich erheben und davonfliegen, und dabei wird Yarman-Rash endgültig zerstört werden. Es wäre besser, wenn auch wir uns entfernten, gestikulierte der Weise Große.
    »Und wie?« murmelte Mythor. »Ich höre das Klirren von Waffen. Es wird gekämpft. Wer kämpft da draußen?« Er machte eine heftige Bewegung, aber sofort wurde es schwarz vor seinen
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