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Mythor - 034 - Drachenflug

Mythor - 034 - Drachenflug

Titel: Mythor - 034 - Drachenflug
Autoren: Werner K. Giesa
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O’Marn stieß einen heiseren Schrei aus. Rücksichtslos riss er sein Pferd herum und ritt den schmalen Pfad zurück, dabei jeden niederreitend, der ihm in den Weg kam. Fast im gleichen Augenblick wurde das heiß umkämpfte Tor wie von einem Katapult durch die Luft geschleudert. Unwillkürlich zog der Dämonisierte den Kopf ein, als Trümmerstücke des sich in der Luft auflösenden Tores haarscharf an ihm vorbei in die Tiefe stürzten. Wer sich noch weiter oben befunden hatte, wurde mitgerissen.
    Ein paar Mannslängen tiefer hielt O’Marn sein Pferd an und wandte sich im Sattel um. Es war ein phantastischer, unglaublicher Anblick, der sich ihm bot.
    Der Drache hatte jetzt auch seinen zweiten Flügel befreit und dabei das Tor zerschmettert, mit einem Stück der Mauer und den Kämpfern einfach hinweggefegt. Und jetzt begann er mit den riesigen Schwingen zu schlagen. Die aufgepeitschte Luft wirbelte Männer durcheinander, die dem Drachen zu nahe waren. Das Untier selbst kümmerte sich gar nicht um die winzigen Wesen, die um irgendwelche unwichtigen Dinge stritten. Es riss den Kopf hoch, und kräftiger wurde der Flügelschlag. O’Marn spürte den Sturm, der aus der Höhe kam.
    Einige hundert Mannslängen musste der Drache lang sein, und die Spannweite seiner Flügel war etwa gleich groß.
    »Er fliegt tatsächlich«, murmelte O’Marn betroffen. Doch seine Betroffenheit galt nicht allein dem Drachen, der zu einem Leben erwacht war, das er eigentlich gar nicht mehr hätte erlangen sollen. Schlimmer war, dass sie Mythor in diesem Trümmerfeld nicht wiederfinden würden!
    Ein lang anhaltendes, donnerndes Brüllen klang auf. Der Drache äußerte sich ausgiebig zu seinem augenblicklichen Zustand. Selbst der Dämon konnte nicht verhindern, dass O’Marn ein kalter Schauer über den Rücken lief, als er sah, wie Ghorogh sein entsetzliches Maul aufriss. Eine Feuerwolke stob daraus hervor.
    Es war ein bizarres Bild. Ghorogh hatte sich jetzt völlig erhoben und stand auf seinen mächtigen Beinen, deren Zehen mit riesigen Krallen bewehrt waren. Und auf seinem Rücken befanden sich Reste der Burg, Trümmer von Häusern und einige verzweifelt schreiende Menschen, die noch versuchten, im letzten Moment abzuspringen.
    Und da war noch etwas.
    Ein helles Leuchten wie eine halbierte Kugel, etwa in der Mitte des Drachenrückens. Und darin glaubte O’Marn Gestalten zu sehen.
    Weiße Magie! durchfuhr es ihn. Jemand hatte sich dort oben geschützt, versuchte mit dem Drachen zu fliehen. Und es gab nur einen, der das wagen würde: Mythor.
    Der Todesreiter schrie in sich hinein: Cherzoon! Cherzoon, verhindere den Abflug des Drachen!
    Doch Drudins Dämon regte sich nicht in ihm.
    Und der Drache löste sich vom Plateau. Ghorogh flog!
    *
    Cran Achad erlebte die furchtbarsten Minuten seines Lebens. Yarman-Rash zerbrach endgültig. Der Drache stieg empor und zertrümmerte dabei all das, was noch stand.
    Der Weise Große hatte irgend etwas Magisches getan. Von weit her hatte Achad die helle Lichtglocke gesehen und auch Dreifingerauge und einen anderen Stummen Großen darin – und Mythor!
    Vielleicht, dachte Achad, wäre einiges doch anders verlaufen, wenn dieser Mythor niemals in die Speicherburg gekommen wäre. Und doch… die Angreifer waren gewöhnliche Räuber. Berker. Ihnen war Yarman-Rash schon immer ein lohnenswertes Objekt gewesen, und vielleicht hatten sie den Angriff jetzt auch nur gewagt, weil Magie im Spiel war. Und Cran Moushart beherrschte ja ebenfalls Magie…
    Dreifingerauge hatte mit seiner Warnung recht behalten. Die Schwarze Magie, die Macht der Schattenzone, vernichtete Yarman-Rash. Es war alles viel zu schnell gegangen. Die Hilfe von außen kam zu spät. Sie würde allenfalls noch für einen Rachefeldzug dienlich sein.
    Doch gegen wen? Gegen die Berker?
    Oder gegen jene drei Fremden mit den gläsernen Gesichtern, von denen man erzählte, dass sie die Berker anführten? Oder gegen den verfluchten Drachen?
    Er war das schlimmste Übel von allem. Eine neue Epoche der Tyrannei durch ein Ungeheuer würde anbrechen. Shallad Merocca konnte das Biest kein zweites Mal bannen, denn der Shallad war tot. Und ob sein späterer Nachfolger Hadamur die dazu nötigen Fähigkeiten aufbrachte, war fraglich, auch wenn er bei seinem Volk als Nachfahre des Lichtboten galt.
    Achad ließ das Schwert sinken. Der Flügelschlag des Drachen fegte ihn fast hinweg. Er wusste plötzlich, dass er sterben würde. Und er erkannte es mit ein wenig
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