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Mythor - 034 - Drachenflug

Mythor - 034 - Drachenflug

Titel: Mythor - 034 - Drachenflug
Autoren: Werner K. Giesa
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der Moment, in dem die Alarmhörner zu gellen begannen.
    *
    Coerl O’Marn hob die Hand. Der Dämonisierte brachte sein Pferd zum Stehen. Hinter ihm und den beiden anderen Todesreitern Drudins kam auch die große Schwadron der Berker zum Stehen. Oburus und Herzog Krude schlossen zu O’Marn auf.
    »Hört!« sagte der Ritter und zeigte auf die vor ihnen liegende Speicherburg auf der Hochebene des Tafelbergs. Undeutlich war Yarman-Rash als schwarzes Etwas vor dem dunkelblauen Hintergrund des Himmels zu erkennen. Es würde bald dämmern, und mit Anbruch der Dämmerung würden die Berker den Angriff eröffnen.
    Sie lauschten. Aus der Ferne ertönte ein verhaltenes Poltern, Dröhnen und Grollen.
    »Es klingt, als würde unseren Freunden die gesamte Burg auf die Köpfe fallen«, grinste Krude.
    »Genau das«, sagte Oburus gelassen, »geschieht auch. Unsere Magie reicht aus, den Drachen zu ein paar harmlosen Zuckungen zu veranlassen. Er wird so lange zucken, bis die Burg nur noch ein Trümmerhaufen ist.«
    Oburus zog den Stein hervor und betrachtete ihn. »Und aus den Trümmern«, fuhr er fort, »werden wir unseren besonderen Freund Mythor holen, ihn mit dem Meteorstein lähmen und zu Drudin bringen. Die Lichtwelt wird nicht erfreut darüber sein, schätze ich.«
    »Dafür Drudin umso mehr«, brummte O’Marn. Dann befahl er: »Weiter!«
    Die Berker ritten wieder an, dem Tafelberg entgegen. Der Plan der Todesreiter war, von drei verschiedenen Seiten anzugreifen. Jeder von ihnen würde eine Gruppe der räuberischen Berker anführen. Noch in den Morgenstunden würde Yarman-Rash fallen.
    *
    Plötzlich sah der Weise Große Mistra. Die Frau erhob sich von einem verdorrten Grom, und ihre Hände waren wie Klauen eines Raubtiers. Dreifingerauge duckte sich an die Wand, die von einem zerstörten Haus übriggeblieben war. Doch Mistra schien ihn nicht wahrzunehmen.
    Der Weise Große war erschrocken. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es schon soweit war. Doch Mistra war dem Bösen längst rettungslos verfallen. Vielleicht hatte sie auch schon Menschen angefallen.
    Dreifingerauge folgte ihr lautlos und erstaunlich behende, während sie davonhuschte, leicht geduckt wie ein gehetztes Tier. Im Dunkeln glühten kurz Augen auf: Hark, der Bitterwolf, war ebenfalls auf der Spur der jungen Frau.
    Mistra eilte zu jenem Hang hinüber, an dem Menschen im Spalt verschwunden waren, der sich mittlerweile zum Eingang in eine regelrechte Grotte verformt hatte. Eine finstere Ahnung erfasste den Weisen Großen, und er bewegte sich schneller. Unter seinem Burnus glitt eine Hand zum Schwertgriff. Dreifingerauge war bereit, notfalls auch zu kämpfen, um das Kommende zu verhindern. Aber er wusste, dass er trotz allem zu spät kommen würde.
    Mistra hatte ihre makabre Spur durch die Speicherburg gezogen, und er war zu spät darauf aufmerksam geworden. Sie war zu schnell gewesen und eilte jetzt dorthin, wo sich ihr Schicksal erfüllen würde.
    Und weder sie noch Dreifingerauge ahnten, warum es so war. Dort, wo es sie hinzog, wirkte Schwarze Magie, um Ghorogh zu wecken, und diese Magie zog den Schatten in Mistra auf seltsame Art an.
    Mistra glitt in den Bodenspalt, die Schräge hinunter, über der sich inzwischen so etwas wie ein Dach wölbte. Sie konnte nicht wissen, was sie tat, sonst wäre sie nicht sehenden Auges in den Tod gelaufen. Der heranhetzende Bitterwolf verharrte jäh, als er die Spalte erreichte, stemmte die Vorderläufe ein und stieß ein gellendes Heulen aus. Der Schrei des Bitterwolfs ließ viele Menschen in der langsam zusammenbrechenden Burg erschauern.
    Der Weise Große ballte die Hände. Er konnte Mistra nicht mehr aufhalten. Mit dunklen, brennenden Augen starrte er ihr nach, bis sie nicht mehr zu sehen war in der Dunkelheit des Felsens. Und wieder einmal klappte das Maul des Drachen zu.
    *
    Die Alarmhörner gellten nervenzerfetzend.
    »Angriff!« schrie ein Wächter an der zerbrechenden Mauer. »Wir werden angegriffen! Sie kommen den Berg herauf und…« Sein Ruf erstarb, ein Pfeil streckte ihn nieder.
    Lautlos waren die Berker im Schutz der Dunkelheit heraufgekommen, und jetzt, da der erste Silberstreif am Horizont erschien, erfolgte der Angriff. Sie kamen zu Hunderten, und die Unterstützung, nach der Cran Achad seine Boten zu den Schurketensiedlungen entsandt hatte, war noch viel zu weit entfernt.
    Die Angst peitschte die Schurketen in der Burg. Männer eilten zum Tor und zu den Bruchstellen in der Mauer, bewaffneten sich und fielen
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