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Mythor - 034 - Drachenflug

Mythor - 034 - Drachenflug

Titel: Mythor - 034 - Drachenflug
Autoren: Werner K. Giesa
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Stamm von Plünderern und Wegelagerern, die das Land unsicher zu machen begannen.
    Längst konnte in ihrer Speicherburg Dhachar-Rash kein Steppengras mehr lagern, das den Grammen Futter für den Winter gewährte, längst konnte es keine Gromme mehr in ihrer Burg oder auf ihren Ländern geben. Doch vielleicht war die Speicherburg zu einem Hort der geraubten Schätze geworden, die dort »gespeichert« werden mochten.
    Niemand wusste es genau. Doch jeder wusste, was er von den Berkern zu halten hatte. Und deshalb war Vierfaust froh darüber, dass er Verstärkung durch die zwanzig Hirten erhalten hatte, die in ihre Speicherburg Yarman-Rash zurückkehrten. Allein der kostbare Sattel war Anreiz genug für einen Überfall, ganz zu schweigen von den seltenen Tieren.
    Unwillkürlich glitt Vierfausts Hand an den Knauf seines kostbar verzierten Krummschwerts. Sollten die Berker ruhig kommen. Sie würden eine böse Überraschung erleben.
    *
    Dhachar-Rash mit seinen finsteren Schutzmauern erhob sich am Hang eines niedrigen Berges. Wie ein grauer Blitz jagte ein Reiter durch das Tor, das direkt hinter ihm wieder zugeworfen wurde. Der Mann in der grauen Kleidung, die sich kaum von Felsen und Geröll abhob, sprang aus dem Sattel des noch laufenden Pferdes. Ein Bursche griff nach den Zügeln, als das Tier anhielt.
    Der Graugekleidete, der den Durchzug der Stummen Großen und der Schurketen-Hirten beobachtet hatte, setzte sich in Bewegung. Ein paar andere Berker kamen auf ihn zu. Der Graue machte eine abweisende Handbewegung. »Der Cran! Wo ist er?«
    »In seinen Stiefeln, wo sonst?« murmelte einer der anderen. Der Graue packte zu und riss den Mann an seinem Wams zu sich. »Dumme Antworten kann ich mir selbst geben«, zischte er. »Wo ist der Cran? Er wird dich an den Füßen aufhängen, wenn die frohe Nachricht zu spät zu ihm kommt!«
    Der andere verzog das Gesicht, als der Graue ihn wieder zurückstieß. »Beute?«
    »Und was für welche!«
    Ein zweiter Berker streckte den Arm aus. »Du findest den Cran in seinem Haus. Er frühstückt soeben.«
    Der Graue hastete davon. Er lief über den Innenhof der Speicherburg auf das Haus des Cran zu. Wie bei allen Stämmen im südlichen Salamos war dies der Titel, der dem Verwalter einer Speicherburg gebührte. Doch ein Cran verwaltete nicht nur gespeichertes Steppengras und Grom-Herden, sondern war in Krisenzeiten auch so etwas wie ein Kriegshäuptling, dem die Verteidigung der jeweiligen Burg oblag.
    Cran Moushart, der sich beim Eintreten des Grauen mit verärgertem Stirnrunzeln erhob, war nichts von alledem. Er war ein Räuberhauptmann, der die Plünderer und Raubritter der Berker anführte – und nicht nur dies. Moushart befasste sich mit Schwarzer Magie.
    Der von den salamitischen Steppenvölkern wie auch von den »Beschützern« aus den Heymalländern sowohl gefürchtete wie auch gehasste Cran starrte den Grauen finster an. »Siehst du nicht, dass ich mich den Ergötzlichkeiten eines opulenten Frühstücks hinzugeben beliebe? Wie kannst du es wagen, mich zu stören?«
    Der Graugekleidete verzog sein Gesicht zu einem spöttischen Grinsen. Jeder andere hätte bei dieser respektlosen Geste mit sofortiger Bestrafung rechnen müssen. Nicht so Orgor, der Graue. Er gehörte zu den Spähern des Räuberhauptmanns und war unter ihnen der Beste, so dass er sich derlei Frechheiten erlauben durfte.
    »Ich sah Beute, Cran«, sagte er. »Lohnende Beute.«
    Der Gesichtsausdruck Mousharts veränderte sich. Wachsam und begierig zugleich sah der Cran seinen Späher an. Wenn Orgor derart sicher auftrat, konnte man gewiss davon ausgehen, dass er eher unter- als übertrieb.
    »Das ist wahrlich ein Grund, die Annehmlichkeiten eines guten Frühstücks ein wenig zu schmälern durch die Anwesenheit eines Spähers. Setz dich her, und wenn du allzu hungrig bist, darfst du auch einen Käse verzehren.«
    Orgor winkte grinsend ab. »Und anschließend vor Durst vergehen«, sagte er, aber er nahm an der Tafel des Cran Platz.
    Eine Menge gut gewürzter Speisen war vor Moushart aufgebaut worden; reichhaltig und gut zu frühstücken war ihm ein Herzensbedürfnis. Alle anderen Mahlzeiten konnten weitaus schmaler ausfallen, doch frühmorgens schrie sein Magen förmlich nach schmackhafter Sättigung, und es war unter den Berkern zur Redensart geworden, dass selbst ein hungriger Wolf nicht so furchterregend sei wie ein beim Frühstück gestörter Moushart.
    »Sprich, Orgor«, verlangte Moushart. »Was hast du
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