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Mythor - 034 - Drachenflug

Mythor - 034 - Drachenflug

Titel: Mythor - 034 - Drachenflug
Autoren: Werner K. Giesa
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nicht lange. Die Morgensonne war noch nicht um eine Handspanne am Himmelweitergewandert, als er sein Ende fand. »Ayyah!« schrien die Schurketen und setzten den fliehenden Räubern nach, ihre Schwerter schwingend, die im Licht der Sonne blitzten. Die wenigen überlebenden Berker rasten in vollem Galopp davon.
    Die Schurketen trieben sie fast eine Meile weit, bis sie einhielten und umkehrten. Sie wie auch die Stummen Großen konnten zufrieden sein. Sie hatten keine Verluste hinnehmen müssen, lediglich ein paar Männer hatten Verwundungen erlitten. Etliche der Berker dagegen lagen tot am Boden; einer von ihnen trug felsgraue Kleidung und war vom Krummschwert eines Stummen Großen gefällt worden.
    Die Hirten waren guter Laune ob des überraschend schnellen Sieges. So überraschend leicht wie diesmal waren sie nie zuvor mit den Berkern fertig geworden. Lag es daran, dass die Großen an ihrer Seite gekämpft hatten? Manch einer der Schurketen warf den geheimnisumwitterten Stummen bewundernde Blicke zu.
    Vierfaust hob die Hand, reckte sie hoch empor und ließ den Arm dann nach vorn fallen. Vorwärts! pfiff er in der seltsamen Sprache, die nur die Stummen und Mistra verstanden.
    Der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Auch der Bitterwolf, der manchem Berker eine böse Überraschung bereitet hatte, war wieder herangekommen. Traurig hing sein Kopf herab, als er weiter neben der Trage her trottete, auf der Mythor lag. Während des ganzen Geschehens hatte der Sohn des Kometen sich nicht ein einziges Mal bewegt, nicht einmal mit einem Lid gezuckt. Der Schatten, der in ihn gefahren war, hatte ihn unter Kontrolle und fraß an seinem Leben.
    Vor ihnen, auf dem Tafelberg, erhob sich die Speicherburg Yarman-Rash.
    *
    Yarman-Rash war mit Abstand die größte der Speicherburgen. Schroff und steil ragten die Felswände empor, und jemand, der hinaufwollte, musste schon Flügel besitzen, es sei denn, er benutzte den schmalen Pfad, der gerade einem Mann und einem Pferd oder Esel Platz bot und sich in zahllosen Windungen hinaufschlängelte. Immer wieder kamen die scharfen Kurven und das schroffe, steile Abfallen der Kanten. Ein Fehltritt, und der Benutzer des Pfades stürzte unrettbar in die Tiefe. Nicht wenige ausgebleichte Gebeine Unglücklicher lagen am Fuß der Felsen.
    Im Westen fiel die Felswand völlig senkrecht ab. Hier gelangte niemand hinauf, es gab keine Möglichkeit, die teilweise überhängende Wand zu erklimmen. Doch die Schurketen hatten sich hier etwas einfallen lassen. Auf ein geheimes Zeichen hin konnten Körbe an starken Seilen herabgelassen werden, in denen man sich nach oben ziehen lassen konnte. Aber auch diese praktische Beförderungsmethode, gefahrlos in die Rash zu kommen, war vom Feind nicht einzunehmen. Falls es einem Gegner gelang, das geheime Signal herauszufinden, auf das hin der Korb herabgelassen wurde, war doch jeder dieser Körbe nur in der Lage, zwei Männer oder ein Pferd oder ein Grom zu befördern. Und mit zwei feindlichen Kriegern wurde man spielend fertig.
    Cran Achad, der Burgherr, wusste, dass es allerdings noch einen weiteren, streng geheimen Zugang gab. Nur er kannte ihn, niemand sonst. Und Achad war der Ansicht, dass es richtig war, wenn niemand außer ihm oder einstmals seinem Nachfolger von diesem geheimen Zugang wusste. Ein Geheimnis ist stets umso sicherer, je weniger Leute davon wissen.
    Cran Achad sah aus der kleinen Fensteröffnung hinaus ins Freie. Ein paar Gromme bewegten sich zwischen den Häusern und Speichersilos; es gab innerhalb der Burg keine Ställe für die Tiere. Sie konnten sich frei bewegen, störten niemanden und wurden von niemandem gestört. Irgendwo weit hinter Wohnhäusern und Silos ragte die Schutzmauer der Rash empor, hoch und uneinnehmbar. Wer sich innerhalb der Mauern befand, war sicher.
    Achad sah in die Runde. Sein Blick wanderte über die Häuser, in deren Obergeschossen Schurketenfamilien lebten. Keine Stiegen führten hinauf, sondern lediglich Trittsteine an den Außenwänden, die einiges an Schwindelfreiheit und Sicherheit voraussetzten; ein Betrunkener, der seine Wohnung erreichen wollte, war hoffnungslos verloren, denn die Trittsteine waren schmal. Ein Grund dafür war der Materialmangel. Der Fels des Tafelbergs war hart, das Herausschlagen von Steinen mühevoll. Das Wichtigste waren Schutzmauer und Silos, die Wohnungen der Schurketen waren weniger aufwendig gebaut. Auf platzraubende Stiegenhäuser hatte man daher verzichtet; die Trittsteine an den
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