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Sein mit Leib und Seele - band 5 (German Edition)

Sein mit Leib und Seele - band 5 (German Edition)

Titel: Sein mit Leib und Seele - band 5 (German Edition)
Autoren: Olivia Dean
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1. Ein Sonntag in Paris
    Ich werde erst mal eine schöne Dusche nehmen, die brauche ich dringend, sie wird mich aufwärmen und wach machen, ich fühle mich heute wirklich träge. Und danach setze ich mich an den Vortrag, sonst werde ich nie im Leben rechtzeitig fertig!
    Sonntage in Paris sind wirklich schwierig, auch wenn es nicht danach aussehen mag. Trotz dem morgendlichen Markt, den ich jedoch meide, so sehr ich auch diese schöne französische Atmosphäre entlang der bunten Gemüsestände liebe, und manchmal einer sonntagabendlichen Kinovorstellung mit Manon und Mathieu, sind es meist lustlose Tage. Heute regnet es, es ist düster und, um dem Ganzen noch eins draufzusetzen, ich muss auch noch einen langen Text für einen Vortrag schreiben, den ich mit Manon zusammen im Altfranzösischkurs halten muss. Ich trödele unter der Dusche und träume im wohlriechenden Dampf, der sofort in meinem winzigen Bad aufsteigt, vor mich hin. Als ich rauskomme, bin ich zwar sauberer, geistig aber immer noch etwas träge. Ich ziehe mir etwas Lässiges und ganz Simples an, eine gemütliche, schwarze Leinenhose und einen etwas zu großen, mausgrauen Pullover. Schließlich setze ich mich mit einer schönen Tasse Tee an meinen Schreibtisch und bin bereit, es mit dieser merkwürdigen Sprache aufzunehmen.
    Ich möchte unbedingt eine gute Note bei diesem Vortrag haben, das ist sehr wichtig für mich, und außerdem möchte ich meinem Vater eine gute Nachricht überbringen können, wenn wir das nächste Mal miteinander reden. Ich fange schnell an, den Text zu entschlüsseln. Und erneut muss ich an meinen Vater denken ... Schließlich sind Paläontologe und Wissenschaftler an der Universität Berufe, die etwas gemeinsam haben. Ich pinsele zwar nicht den Sand um Dinosaurierknochen herum weg, aber ich mache quasi auch meine Ausgrabungen, indem ich den Sinn des Textes zu erfassen versuche, und das ist genauso faszinierend. Ich nehme mir vor, ihn beim nächsten Telefonat oder Skype-Gespräch über die Gemeinsamkeit unserer beider Schicksale aufzuklären.
    Ich schweife mit den Gedanken immer wieder ab, aber ich komme dennoch gut voran. Mit etwas Glück schaffe ich es heute Abend vielleicht sogar noch ins Kino, es läuft ein neuer Film des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvar, der es mir angetan hat. Ich will gerade aufstehen, um mir noch eine Tasse Tee zu machen, als peng! plötzlich alle Lichter in meinem Dienstmädchenzimmer ausgehen. Ich Pechvogel! Schnell speichere ich meine Arbeit auf dem Laptop, aus Angst, dass auch er ausgehen könnte, sollte der Akku leer sein. Dann suche ich meine Streichholzschachtel und zünde eine Kerze an, die ich glücklicherweise zufällig erst letzte Woche gekauft habe. Da steh ich nun mit meiner Kerze in der Hand und schalte mehrfach die Lichtschalter meines winzigen Apartments ein und aus. Vergeblich. Gut, dann muss es ja wohl am Verteiler liegen, auf jeden Fall wird mir so ein blöder Stromausfall keine Angst einjagen! Aber andererseits, das Licht geht einfach nicht wieder an. Ich fange langsam an, mich wirklich zu langweilen, ich würde gerne meinen Vortrag zu Ende schreiben, aber der Stromausfall dauert mittlerweile schon fast eine Viertelstunde an. Ich beschließe, aus meinem Zimmer zu gehen und die Concierge um Hilfe zu bitten. Als ich in der Loge ankomme, wird mir mein Denkfehler bewusst: Es ist Sonntagabend und deshalb ist die Concierge natürlich nicht da. Was für ein Pech!
    Ziemlich verärgert über diese Situation beschließe ich also, an Charles' Tür zu klopfen. Dabei bin ich noch nicht mal ordentlich angezogen ... Und wenn schon, andererseits dürfte ihm das ja wohl zeigen, dass ich nicht vorhabe, ihn mir um jeden Preis unter den Nagel zu reißen! Ich klopfe ganz leise, als würde ich hoffen, dass er es nicht hört. Pech gehabt, er macht mir sofort auf. Ich erkenne seine mir wohlbekannte Silhouette und dass er eine Taschenlampe in der Hand hat. Sofort dreht sich mir der Magen um. Oho, sieht wohl ganz so aus, als wärst du doch noch nicht geheilt, Emma Liebes!
    „Ich vermute mal, dass du reinkommen möchtest“, sagt er mit seiner ernsten und doch warmen Stimme. „Ärgerlich, dieser Stromausfall! Komm doch rein ...“
    „Nein, schon gut, ich wollte nur ...“, fange ich an zu murmeln, aber da hat er bereits die Tür hinter mir geschlossen.
    Im Flur, den ich mittlerweile eigentlich recht gut kenne, habe ich plötzlich keinerlei Orientierung. Es ist völlig dunkel, abgesehen von einem kärglichen
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