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Mythor - 034 - Drachenflug

Mythor - 034 - Drachenflug

Titel: Mythor - 034 - Drachenflug
Autoren: Werner K. Giesa
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Erleichterung. Als Cran hatte er versagt, er hatte die Zerstörung der Burg nicht verhindern können. Es war nicht gut, mit dieser Schande zu leben. Es war besser, im Kampf gegen das Furchtbare zu sterben.
    Seine Faust umklammerte die Waffe, dass die Knöchel weiß hervortraten. Der Drache erhob sich in die Luft. Langsam zunächst, dann immer schneller stieg er auf. Und im Aufsteigen wirbelte sein gezackter Schuppenschweif herum. Cran Achad sah den Schwanz auf sich zurasen, schlug in einem Reflex abwehrend mit dem Schwert zu und sah noch, wie die Klinge mit lautem Knacken zerbrach. Dann fühlte er sich angehoben, schwebte frei in der Luft.
    Bevor er den Boden wieder erreichte, war schon alles vorbei. Ghorogh verschwand mit seinen Reitern am Morgenhimmel.
    *
    Später trafen sich die drei Todesreiter zwischen den zurückgebliebenen Resten der Speicherburg. Die Trümmer boten einen furchtbaren Anblick, doch die Dämonisierten gingen mit einem Achselzucken darüber hinweg. Vielleicht hätten sie anders reagiert, wenn ihre eigene Heimat in ähnlicher Art verwüstet worden wäre. Doch dazu würde es ihrer Ansicht nach niemals kommen, zu groß war die caerische Macht in der Schattenzone, die sich ständig ausweitete.
    Schlimmer als die Verwüstung der Speicherburg war das andere: dass Mythor entkommen war.
    Zwischen plündernden Berkern, die aus den Trümmern alles Verwertbare herausklaubten, und wenigen Schurketen, die sich noch verzweifelt gegen die Eroberer zur Wehr setzten, saßen die drei Todesreiter Drudins auf ihren Pferden. Coerl O’Marn sah dem bösen Treiben gleichgültig zu. Es waren nur noch wenige Schurketen und ebenfalls nur noch wenige Berker; der Drachenflug hatte beiden Parteien arg zugesetzt.
    »Wir werden dem Drachen folgen«, sagte Oburus hart. Die Augen hinter der gläsernen Schicht schienen grell zu glühen. »Wir werden Mythor wieder aufspüren. Der Drache kann sich nicht ewig in der Luft halten, irgendwann muss er herabkommen. Er hat Jahrhunderte im Tiefschlaf gelegen, seine Kräfte werden sich also rasch erschöpfen. Und wenn er landet, wird Mythor ihn verlassen. Dann aber sind wir zur Stelle.«
    »Hoffentlich«, brummte O’Marn skeptisch. Er kannte Mythor!
    »Warum so skeptisch?« fragte Krude. »Ein einzelner Mann allein kann uns nicht lange widerstehen.«
    »Das haben wir am gestrigen Abend auch noch geglaubt«, knurrte O’Marn. »Und nun?«
    »Nun stehen wir inmitten von Trümmern, das ist wahr«, warf Oburus trocken ein. »Beim nächsten Mal sollten wir das Fell des Bären tatsächlich nicht eher verkaufen, als bis wir ihn gefangen haben. Lasst uns dem Flug des Drachen folgen. Vorwärts!«
    Sie ritten an und verließen über den schmalen, vielfach gewundenen Pfad die Trümmerstätte. Schurketen und Berker kümmerten sie nicht länger; an den dämonisierten Cran Moushart verschwendeten sie keinen Gedanken mehr. Diese Episode war beendet. Sie folgten dem Flug des Drachen.
    *
    Zunächst torkelnd, dann immer sicherer werdend, war Ghorogh aufgestiegen und flog in östliche Richtung. Mit kräftigen Schlägen seiner riesigen Schwingen bewegte er sich vorwärts, weiter und weiter von der zerstörten Rash fort.
    Noch immer bestand die Lichtglocke und schützte die drei Luftreisenden und die Tiere. Mythor hatte sich erhoben und lehnte jetzt an der gerundeten Wandung, die hart wie Stein war. Er sah durch die Lichtmauer hindurch. Um sie herum befanden sich Reste der Speicherburg, die nach und nach abbröckelten und in der Tiefe verschwanden. Der Drache segelte tief über das Land, und unter ihm schien es Nacht zu werden durch seine Größe.
    Eigentlich, überlegte Mythor, war ein solch gigantisches Geschöpf in dieser Zeit gar nicht mehr lebensfähig. Die Zeit dieser Riesenechsen war seit einigen tausend Sommern vorbei.
    Allmählich fühlte er sich kräftiger. Die Benommenheit schwand langsam, die Schwindelanfälle blieben aus. Seine Kraft wuchs und wurde umso größer, je länger sie unterwegs waren.
    Aber im Lauf der Zeit wurde der Flügelschlag des Drachen langsamer und schwächer. Das Biest verlor an Höhe. Stunden mussten vergangen sein, in denen sie mit unerhörter Geschwindigkeit über das Land gezogen waren, als sich das Ende des Drachenflugs abzeichnete.
    Zweieinhalb Tagesreisen von der Burg entfernt, auf halber Strecke zwischen der zerstörten Rash und jener Stelle, an der Mythor als kleiner Knabe beim Schrei des Bitterwolfs von den Marn der Nomadenstadt Churkuuhl gefunden worden war, stürzte
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