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Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
Autoren: Rita Mae Brown
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sanften braunen Augen an. Tomahawk blieb in einer Ecke seiner Box, während Gin zutraulich den Kopf über die obere Hälfte der quer geteilten Boxtür steckte.
    »Und Mrs Murphy, ich weiß immer noch nicht, wie die Kletternatter vom Heuboden geflogen kam und du hinterher. Ich schätze, ich werde es nie erfahren. Ich schätze, ich werde vieles nie erfahren.«
    »Bring sie zurück an ihren Platz«, riet Mrs Murphy ihr, »sonst erfriert sie noch.«
    »Sie weiß nicht, wovon du sprichst.« Tucker kratzte an der Tür von Tomahawks Box und winselte. »Hat sie sich hier drin versteckt?«, fragte der Hund die Katze.
    »Irgendwo unter der Streu.« Die Schnurrhaare der Tigerkatze schnellten nach vorn, als sie Tucker beim Türkratzen Gesellschaft leistete.
    Harry wusste, dass die Schlange da war, trotzdem fuhr sie jedes Mal zusammen, wenn sie eine sah. Neugierig öffnete sie die Tür. Jetzt wusste sie, warum Tomahawk sich in eine Ecke seiner Box drückte. Er konnte Schlangen nicht ausstehen und verbarg es nicht.
    »Hier ist sie.« Tucker stellte sich über die Schlange.
    Harry sah die teils von Streu bedeckte Schlange. »Lebt sie?« Sie kniete sich hin und fasste mit der Hand hinter den Hals des Reptils. Vorsichtig hob sie es hoch, und erst jetzt merkte sie, wie groß die Schlange war. Harry hatte keine besonders große Angst vor Schlangen, aber sie konnte auch nicht behaupten, dass sie sie gern anfasste. Trotzdem, sie fühlte sich irgendwie für diese Kletternatter verantwortlich. Das Tier bewegte sich ein bisschen. Tomahawk beschwerte sich, und so verzogen sie sich aus der Box.
    Mrs Murphy kletterte die Leiter hoch. »Ich zeig’s dir.«
    Harry überlegte fieberhaft, wo ein warmes Fleckchen für die Schlange wäre. Außer den Rohren unter ihrem Küchenspülstein fiel ihr nur der Heuboden ein, also kletterte sie wieder hinauf.
    Die Katze lief zu ihr hin und wieder weg. Harry sah ihr amüsiert zu. Mrs Murphy musste diese Vorstellung viermal wiederholen, ehe Harry so vernünftig war, ihr zu folgen.
    Simon brummte, als sie an ihm vorbeikamen: »Steck die alte Hexe bloß nicht in meine Nähe.«
    »Stell dich nicht so an«, schimpfte die Katze. Sie führte Harry zum Nest der Schlange.
    »Sieh mal einer an!«, rief Harry. Vorsichtig legte sie die Schlange in ihr Winterschlafquartier und deckte sie mit losem Heu zu. »Der Herr ist wunderbar in seinen Werken«, sagte sie laut. Das hatte ihre Mutter immer zu ihr gesagt. Heute hatte Gott seine oder ihre wunderbaren Werke mithilfe einer Schlange, einer Katze, eines Hundes und zweier Pferde gewirkt. Harry ahnte nicht, dass sie noch viel öfter Hilfe von Tieren gehabt hatte, aber sie wusste, dass sie dank der Gnade Gottes hier war. Tommy Norton hätte sie durchlöchert wie einen Schweizer Käse.
    Als sie die Scheune zuschloss und durch ein paar Schneeflocken zum Haus zurückging, wurde ihr klar, dass sie es nicht bereute, den Mann in die Kniescheibe geschossen zu haben. Sie hätte ihn notfalls auch getötet. In dieser Hinsicht gehörte sie zur Welt der Tiere. Menschliche Moral und Natur scheinen oft im Widerspruch zu stehen.
    Fair Haristeens Lieferwagen schlitterte knatternd in die Zufahrt. Fair stieg rasch aus und riss Harry in seine Arme. »Ich hab’s gerade gehört. Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja.« Sie nickte, plötzlich erschöpft.
    »Gott sei Dank, Harry. Ich wusste nicht, was du mir bedeutest, bis ich, bis ich …« Er konnte seinen Satz nicht beenden. Er drückte sie an sich.
    Sie drückte ihn fest, dann ließ sie ihn los. »Komm mit. Unsere Freunde sind drinnen. Sie werden sich freuen, dich zu sehen. Blair hat einen Schuss abgekriegt.« Sie sprach weiter und spürte eine tiefe Liebe zu Fair, wenn es auch keine romantische Liebe mehr war. Sie nahm ihn nicht zurück, aber er bat sie ja auch nicht zurückzukommen. Sie würden sich mit der Zeit arrangieren.
    Als sie in die Küche traten, blickte ihr auf dem Hackklotz eine schuldbewusste, dicke graue Katze mit vollem Maul entgegen. Sie hatte ein ganzes Schinkenbiskuit vertilgt; die verräterischen Krümel hingen noch an ihren langen Schnurrhaaren.

    »Pewter«, sagte Harry.
    »Ich esse, wenn ich angespannt oder unglücklich bin.« Und wirklich war sie betrübt, weil sie das ganze Theater verpasst hatte. »Natürlich esse ich auch, wenn ich entspannt und glücklich bin.«
    Harry streichelte sie, setzte sie hinunter, und dann besann sie sich, dass ihre Freundinnen heute etwas Besseres verdient hatten als Dosenfutter. Sie legte ein
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