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Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
Autoren: Rita Mae Brown
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Hier kennt jeder jeden«, rief sie Orlando zu.
    »Nein, es kennt nicht jeder jeden, Harry. Sie kennen mich nicht. Sie wollten mich nicht kennen.« Fitz schlich näher an sie heran.
    »Ich hatte Sie gern, Fitz. Ich glaube, Sie sind verrückt geworden. Bleiben Sie stehen.« Sie wich nicht zurück, als er näher kam.
    »Fitz-Gilbert Hamilton ist tot. Er besteht nur noch aus Fetzen.« Fitz lachte schrill.
    Orlando legte den Hörer auf. Blairs Züge erstarrten. Sie trauten ihren Ohren nicht.
    »Was sagst du da?«, fragte Orlando.
    Fitz machte eine halbe Drehung, um ihn mit seinem gesunden Auge sehen zu können. »Ich bin Tommy Norton.«
    »Das darf doch nicht wahr sein!« Orlandos Lungen schmerzten noch.
    »Ist es aber. Fitz hat den Verstand verloren, wie du weißt. Mal war er da, mal weg, und schließlich … futsch.« Fitz, oder besser der Mann, den sie als Fitz kannten, fuchtelte bei dem Wort »futsch« mit der Hand in der Luft herum. »Meistens wusste er nicht einmal seinen eigenen Namen, aber mich kannte er. Ich war sein einziger Freund. Er hat mir vertraut. Nach dem Autounfall mussten wir beide operiert werden, plastische Chirurgie. Eine kleine Korrektur seiner Nase, und außerdem wurde mein Kinn verkleinert, während seins vergrößert wurde. Nachher sah er eher wie Tommy Norton aus und ich eher wie Fitz-Gilbert Hamilton. Als die Schwellung abgeklungen war, hätte man uns für Brüder halten können. Und da wir noch jung und noch nicht ganz ausgewachsen waren, haben die Leute die kleinen Veränderungen ohne Weiteres akzeptiert, als sie mich wiedersahen: die tiefere Stimme, den kräftigeren Körperbau. Es war so einfach. Als sein Verstand schließlich komplett im Eimer war, haben der Erbschaftsverwalter und ich den neuen Tommy in die Central-Islip-Klinik gesteckt. Was meine Familie anging – mein Vater hatte meine Mutter verlassen, als ich sechs war. Sie war meistens so besoffen, dass sie froh war, mich los zu sein, sofern sie überhaupt was mitgekriegt hat.«
    »Der Erbschaftsverwalter! War das nicht Cabell?«, fragte Harry.
    »Ja. Er wurde anständig bezahlt und war ein guter Erbschaftsverwalter. Wir sind in Verbindung geblieben, als er von New York nach Virginia zog. Durch Cabell habe ich sogar meine Frau kennengelernt. Er hat seinen Anteil bekommen, und alles lief bestens. Bis ›Tommy‹ auftauchte.«
    In der Ferne heulte eine Sirene.
    »All ihr reichen Leute. Ihr wisst ja nicht, wie das ist. Es lohnt sich, für Geld zu töten. Glaubt mir, ich würde es wieder tun. Fitz würde noch leben, wenn er nicht hier herumgestreunt wäre und mich gesucht hätte. War wahrscheinlich wie bei George III. von England, jahrelang im Wahn, und auf einmal, klick, ist sein Verstand wieder voll da. Ich war leicht zu finden. Little Marilyn und ich erscheinen regelmäßig in den Klatschspalten. Außerdem brauchte er bloß bei seiner früheren Bank anzurufen und seinen Erbschaftsverwalter ausfindig zu machen. Er war schlau genug, das zu tun. Nach und nach fiel ihm seine Vergangenheit wieder ein, und bald wusste er, dass er Fitz-Gilbert Hamilton war. Das konnte ich nicht zulassen, oder? Ich war ein besserer Fitz-Gilbert Hamilton als er. Er brauchte sein Geld nicht. Er hätte bloß wieder den Verstand verloren, und das viele Geld wäre nutzlos gewesen, unantastbar.«
    Die Sirene heulte jetzt lauter, und weil Tommy Norton glaubte, Harry sei nicht mehr so wachsam, sprang er sie an. Ein Flammenblitz schoss aus der Mündung der Pistole. Tommy Norton stieß ein tiefes, gutturales Heulen aus und stürzte, sein Knie umklammernd, auf die Erde. Harry hatte ihm die Kniescheibe zerschossen. Unbeirrt kroch er auf Harry zu.
    »Töten Sie mich. Ich will lieber tot sein. Töten Sie mich, denn sonst töte ich Sie, wenn ich Sie erwische.«
    Blair trat hinter Tommy und rammte ihm sein Knie in den Rücken; er legte dem zappelnden Mann seinen heilen Arm um den Hals und sagte: »Geben Sie auf, Mann.«
    Das Metalltor der Scheune wurde quietschend zurückgeschoben. Rick Shaw und Cynthia stürmten mit gezogenen Waffen in die Scheune. Hinter ihnen standen Tomahawk und Gin Fizz; Splitter vom Zaun waren im Schnee verstreut, ihre Decken waren übel zugerichtet.
    »Haben wir unsere Arbeit gut gemacht?«, wieherten sie.
    »Super«, antwortete Mrs Murphy, deren Fell sich nun wieder glättete.
    Cynthia kümmerte sich um Blair. »Ich rufe einen Krankenwagen.«
    »Ich glaube, ich bin schneller dort, wenn ich in meinem Explorer selbst hinfahre.«
    »Ich bringe Sie
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