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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise
Autoren: Robert Sheckley
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tiefem Mitgefühl nehmen wir zur Kenntnis, wie Joenes und Lum unter der tropischen Sonne darbten, wie sie von Wirbelstürmen umhergeworfen wurden, wie ihr Boot beschädigt wurde und sie sogar den Mast verloren, 296
    wie sie in gefährlichen Riffen dahinsegelten und so weiter. Doch nachdem wir unserem Mitgefühl Ausdruck verliehen haben, müssen wir auch hervorheben, daß die Details dieser Reise nicht anders waren als die, welche man in zahllosen Berichten von Seereisen mit kleinen Schiffen nachlesen kann.
    Diese Ähnlichkeit soll auf keinen Fall die Gefahren und den Lebenswillen unserer Helden mindern, jedoch führt sie zu einem abnehmenden Interesse auf seiten des Lesers. Joenes hat selbst über diese fürchterliche Erfahrung kaum jemals ein Wort verloren, da er letztlich doch an anderen Dingen interessiert war. Und von Lum weiß man nur, daß er, auf die Reise angesprochen, einmal gesagt haben soll: »Nun, Mann, Sie wissen ja.«
    Wir wissen in der Tat. So kehren wir wieder zu Joenes und Lum zurück, deren Reise nun beendet ist, die ausgehungert und halbverdurstet landeten und vom Insulanervolk auf Manituatua wieder ge-sundgepflegt wurden.
    Als er wieder zu sich kam, erkundigte Joenes sich nach seiner geliebten Tondelayo, die er damals auf der Insel zurückgelassen hatte. Doch das intelligente Mädchen war des Wartens müde geworden und hatte einen Fischer von Tuamoto geheiratet und war nun Mutter zweier Kinder. Joenes nahm das ohne sichtbare Bewegung zur Kenntnis und wendete sich wieder weltlicheren Problemen zu.
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    Er stellte fest, daß der Krieg auf Manituatua und auf den benachbarten Inseln nur wenige Spuren hinterlassen hatte. Diese Inseln, lange Zeit mit Asien oder Europa nicht mehr in Verbindung, führten nun auch keine Kommunikation mit Amerika. Wilde Gerüchte gingen ein. Einige sagten, es habe einen großen Krieg gegeben, in dem sich alle Länder der Erde gegenseitig vernichtet hätten. Andere re-deten von Invasoren mit den schrecklichsten Ab-sichten und Zielen. Einige meinten sogar, es habe überhaupt keinen Krieg geben, sondern eine grau-envolle Seuche, nach der dann schließlich auch die gesamte westliche Zivilisation zusammenge-brochen sei.
    Diese und andere Theorien wurden immer wieder genannt und diskutiert. Der Herausgeber dieses Werks neigt der Theorie Joenes‘ zu, welche besagt, daß nach einem plötzlichen Kriegsausbruch ganz Amerika, die letzte Zivilisation der Alten Welt, vernichtet wurde.
    Auf die Inseln im Südpazifik hatte das so gut wie überhaupt keine Auswirkungen. Die Gerüch-te wurden spärlicher, und manchmal konnte man am Himmel Raketen beobachten. Die meisten fielen ohne Schaden anzurichten ins Meer, doch eine stürzte auf Molotea und vernichtete die östliche Hälfte des Atolls, und mit ihr waren dreiundsiebzig Menschenleben zu beklagen. Amerikanische Raketenbasen auf Hawaii und den Philippinen warteten 298
    auf Befehle, die niemals kamen, und man zerbrach sich dort die Köpfe über die Identität des Feindes. Die letzte Rakete versank mit einem Plumps im Meer, und dann kam keine mehr. Der Krieg war vorüber, und die alte Welt war verschwunden, als hätte es sie niemals gegeben.
    Joenes und Lum waren in diesen Tagen zwar bei Bewußtsein, jedoch waren sie auch noch sehr schwach. Der Krieg war schon einige Monate vorbei, bis sie endlich wieder bei Kräften waren. Doch schließlich war jeder von ihnen wieder bereit, seine Rolle bei der Schaffung einer neuen Zivilisation zu übernehmen.
    Traurigerweise empfanden sie ihre Pflichten unterschiedlich und kamen zu keiner befriedigenden Übereinkunft. Sie bemühten sich, wenigstens ihre Freundschaft zu erhalten, doch auch dies erwies sich als überaus schwierig. Ihre Gefolgsleute hatten die gleichen Schwierigkeiten, und schon bald befürchtete man, daß diese beiden Kämpfer wider den Krieg schon in Kürze selbst einen Krieg anzet-teln würden.
    Doch dazu sollte es nicht kommen. Joenes Einfluß auf die Südpazifischen Inseln von Nukuhiva im Westen bis nach Tonga im Osten war der vor-herrschende. Deshalb bestiegen Lum und seine Ge-treuen einige Boote und segelten nach Osten, an Tonga vorbei bis zu den Fidschis, wo Lums Ideen einigen Widerhall fanden. Sie waren beide in ih-299
    rem besten Mannesalter, und die Trennung setzte ihnen sehr zu.
    Lums letzte Worte zu Joenes waren: »Nun, Mann, ich denke, jeder Typ braucht seine Szene, in der er es bringen kann. Doch offen gesagt finde ich es schon schlimm, daß ich mich so aus dem Staub mache,
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