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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise
Autoren: Robert Sheckley
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verschwunden.
    *
    Während all dies stattfand, stand Joenes völlig verwirrt im Hauptquartier und beobachtete, wie Generäle Befehle gaben und andere Generäle diese Befehle umstießen und neue in Umlauf setzten. All das bot sich seinen Augen dar, und irgendwie verstand er es auch, aber Joenes hatte weder die geringste Ahnung noch den geringsten Hinweis darauf, wer nun wirklich der Feind war.
    Zu diesem Zeitpunkt wurde das Hauptquartier in seinen Grundfesten erschüttert. Obwohl es Hunderte Fuß unter der Erdoberfläche lag, wurde es nun von speziellen Grabungsmaschinen angegriffen.
    Joenes streckte einen Arm aus, um das Gleichgewicht zu halten, und umklammerte die Schulter eines jungen Leutnants. Der Leutnant wandte sich um, und Joenes erkannte ihn sofort.
    »Lum!« schrie er.
    »He, Joenesy!« antwortete Lum in gleicher Lautstärke.
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    »Wie kommst du denn hierher?« fragte Joenes.
    »Und was machst du als Leutnant in der Armee?«
    »Naja, Mann«, sagte Lum, »das ist eine ganz wilde Geschichte, und sie ist umso verrückter, als ich nicht gerade jemand bin, den man als kommißgeil bezeichnen kann. Aber ich bin schon froh, daß du mir ausgerechnet diese Frage gestellt hast.«
    Erneut schwankte das Hauptquartier, und viele Offiziere fielen um. Doch Lum behielt sein Gleichgewicht, und er erzählte Joenes die Geschichte, wie er in die Armee geraten war.
    XIV
    WIE LUM IN DIE ARMEE EINTRAT
    Erzählt in Lums eigenen Worten, wie sie im Buch von Fidschi, Autorisierte Ausgabe, festgehalten wurden Also, Mann, ich verließ den Hollis Hort für die kriminellen Geisteskranken kurz nach dir, zog von dort aus nach New York und veranstaltete eine richtig heiße Party. An diesem Abend ging ich durch Zufall mit K auf den Trip. Das ist ein ganz böses Zeug, wenn man nicht dran gewöhnt ist, und das konnte ich von mir nicht gerade behaupten.
    Ich meine, ich war ja immer ein Peyotespezialist, und Heroin konnte mich nicht hinterm Ofen her-vorlocken, und ich dachte glatt, Kokain wäre nur 287
    eine von diesen müden Nummern von früher, bis ich an diesem Abend voll drauf abfuhr.
    Ich hab das Zeug versucht, und als ich so richtig high war, bekam ich auf einmal so ‘ne Anwandlung wie Florence Nightingale und wollte am liebsten alle alten und verrosteten Kriegsmaschinen dieser Welt umhegen und umpflegen. Je länger ich dar-
    über nachdachte, desto trauriger wurde ich, wenn ich mir die alten Maschinengewehre vorstellte mit ihren verstopften und verrosteten Läufen, oder die Tanks, ausgebrannt und zu nichts mehr nütze, die Jets mit ihren verbogenen Fahrwerken und so weiter. Ich dachte an das große Leid, das diese Geräte durchmachten, und nahm mir vor, ihnen das Dasein zu versüßen und sie zu pflegen.
    Wie du selbst siehst, war ich wirklich total hin-
    über von diesem Teufelszeug, und in diesem Zustand marschierte ich zur nächsten Rekrutie-rungsstation und schrieb mich ein, um den armen Maschinen nahe sein zu können.
    Als ich am nächsten Tag schließlich aufwachte, fand ich mich in der Armee wieder, und dieser Gedanke machte mich nicht nur nüchtern, sondern ich bekam schreckliche Angst. Ich rannte raus, um den Sergeant zu finden, der einem armen Schwein wie mir die Unterschrift abgeschwindelt hatte, doch der war längst abgeflogen nach Chicago, wo er in einem Puff eine Werbeansprache halten wollte. Also rannte ich gleich weiter und suchte mei-288
    nen Offizier vom Dienst, auch kurz OvD genannt, und offenbarte ihm, daß ich voll auf Drogen abfuhr und überdies auch einige Zeit in einer Anstalt für kriminelle Geisteskranke gesessen hätte, und er brauche sich nur zu informieren, es stimme alles.
    Und daß ich weiterhin gewisse homosexuelle Nei-gungen und eine tiefverwurzelte Angst vor Feuer-waffen hätte, daß ich auf einem Auge blind und mein Rücken auch nicht mehr ganz in Ordnung sei. Eben deshalb dürfte ich auf Grund von Paragraph C der Rekrutierungsvorschriften gar nicht in die Armee eintreten.
    Der OvD blickte mir direkt in die Augen und lä-
    chelte in einer Weise, wie nur ein alter Armeehase lachen kann oder vielleicht auch ein Cop. Er sagte:
    »Soldat, dies ist der erste Tag in Ihrem Soldatenle-ben, deshalb werde ich gnädig über gewisse Mängel hinsichtlich der Art Ihres militärischen Grußes hinwegsehen. Doch nun bitte ich Sie, Ihren faulen Arsch aus diesem Büro zu bewegen und sich bei Ihrem Unteroffizier zu melden.«
    Als ich keine Anstalten machte, mich zu entfer-nen, hörte er auf zu lächeln und sagte: »Passen
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