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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise
Autoren: Robert Sheckley
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wer oder was nach Ihnen suchte, bis Sie gefunden wurden.«
    »Schön«, sagte Joenes, »Sie haben mich also gefunden. Sagten Sie nicht, Sie hätten etwas für mich?«
    »Verschiedenes«, erwiderte Watts. »Ich habe alles sorgfältig gesammelt und aufbewahrt, da Sie damit erst zur Erfüllung gelangen und Ihr Ziel erreichen können.«
    Watts holte dann ein in Ölhaut gewickeltes Päckchen hervor, das er an seinem Körper befestigt hatte. Mit einem zufriedenen Lächeln reichte er Joenes dieses Päckchen.
    Joenes öffnete das Päckchen und fand folgende Gegenstände:
    1. Eine Nachricht von Sean Feinstein, in der er mitteilte, daß er es übernommen habe, Joenes die beiliegenden Dinge zu schicken, und daß Watts als sein Bote fungiere. Er hoffte, daß es Joenes gutgin-ge. Was ihn beträfe, so sei es ihm gelungen, mit seiner Tochter Deirdre der totalen Vernichtung zu entfliehen. Er säße nun auf der Insel Sangar, etwa zweitausend Meilen von der Küste Chiles entfernt.
    Dort habe er einigen Erfolg als Händler, während seine Tochter Deirdre einen fleißigen und weltof-310
    fenen Einheimischen geheiratet habe. Er hoffe aufrichtig, daß die beigefügten Gegenstände für Joenes von Nutzen seien.
    2. Eine kurze Nachricht von dem Arzt, den Joenes im Hollis Hort für die kriminellen Geisteskranken kennengelernt hatte. Der Arzt schrieb, daß er sich noch gut daran erinnern könne, welches Interesse Joenes an dem Patienten gezeigt habe, der von sich selbst glaubte, er sei Gott, und der verschwunden war, kurz bevor Joenes ihn besuchte.
    Da Joenes sich jedoch besonders für diesen Fall er-wärmt habe, schicke er ihm die einzige geschriebene Hinterlassenschaft des armen Irren – die Liste, die er auf dem Tisch in seiner Zelle liegen gelassen hatte.
    3. Einen Lageplan vom Octagon, versehen mit dem offiziellen Stempel des Kartographen und ge-nehmigt von den höchsten Beamten. Mit dem Sie-gel »Genau und endgültig« vom Chef des Octagon persönlich ausgezeichnet. Mit deren Hilfe man auf kürzestem Weg und ohne langen Aufenthalt an jeden Punkt innerhalb des Octagon gelangen konnte.
    *
    Lange betrachtete Joenes diese Gegenstände, und sein Gesicht nahm die Farbe und den Ausdruck verwitterten Granitgesteins an. Lange Zeit rührte er 311
    sich nicht, und als er sich bewegte, geschah es, als Watts versuchte, über seine Schulter einen Blick auf die Schriftstücke zu werfen.
    »Das ist nur fair«, schrie Watts. »Ich habe Sie hierhergebracht, und ich habe Sie niemals betrachtet! Ich muß einfach einen Blick auf die Karte werfen, Joenes, und wissen, was der Irre aufgeschrie-ben hat!«
    »Nein«, widersprach Joenes. »Diese Dinge waren nicht für Sie bestimmt!«
    Watts geriet in schreckliche Wut, und einige Dorfbewohner mußten ihn mit Gewalt davon abhalten, Joenes die Schriftstücke aus der Hand zu reißen.
    Einige der Priester des Dorfes näherten sich erwar-tungsvoll, doch Joenes wich vor ihnen zurück. In seinem Gesicht flackerte ein Ausdruck des Schrek-kens, und einige Leute glaubten schon, er wolle die Schriftstücke ins Meer werfen. Das tat er jedoch nicht. Er hielt sie krampfhaft fest und rannte auf einem schmalen Pfad in die Berge. Die Priester folgten ihm, verloren ihn im dichten Unterholz jedoch schon bald aus den Augen.
    Sie kamen wieder herunter und verkündeten den Wartenden, Joenes würde schon bald wieder zurückkommen und daß er die Schriftstücke nur in Ruhe und ungestört studieren wolle. Die Leute warteten und verloren über Jahre hinweg nicht die Geduld, obwohl Watts irgendwann starb. Doch Joenes kam nie mehr aus den Bergen zurück.
    312
    Fast zwei Jahrhunderte später kletterte ein Jäger auf der Suche nach Bergziegen an den steilen Hängen von Moorea herum. Als er wieder zurückkam, berichtete er, er habe vor einer Höhle einen alten Mann sitzen sehen, der einen Zettel las. Der alte Mann habe ihm zugewunken und der Jäger habe sich ihm ohne Furcht genähert. Dabei sah er, daß Sonne und Regen die Schriftstücke völlig unkennt-lich gemacht hatten und daß der alte Mann wahrscheinlich vom Lesen blind geworden war.
    Der Jäger fragte: »Wie können Sie diese Schriftstücke lesen?«
    Der alte Mann erwiderte: »Das brauche ich gar nicht. Ich kenne sie auswendig.«
    Danach erhob der alte Mann sich und ging in die Höhle, und von einer Sekunde zur anderen war alles so, als hätte es den alten Mann nie gegeben.
    Entsprach diese Geschichte der Wahrheit? War es wirklich möglich, daß Joenes trotz seines hohen Alters immer
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