Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise
Autoren: Robert Sheckley
Vom Netzwerk:
es von diesem Stoff immer nur sehr wenig gegeben, und die Fidschianer haben außerdem noch alles vernichtet, dessen sie habhaft werden konnten. Ein wenig Metall wird auf den Philippinen ab und zu aus 306
    der Erde ausgegraben, jedoch gelangt diese winzige Menge so gut wie nie in den allgemeinen Umlauf. Immer noch gibt es aktive Lumisten, die Metall stehlen und es ins Meer werfen. Viele von uns sind der Meinung, daß dieser Metallhaß eine un-gute Sache ist, doch wir haben immer noch keine Antwort auf Lums alte Frage gefunden, mit der die Lumisten uns besonders gerne hänseln.
    Die Frage lautet: »Mann, ist es dir jemals gelungen, aus Korallen und Kokosnußschalen eine Atombombe zu bauen?«
    So sieht das Leben in der heutigen Zeit aus. Mit einer gewissen Traurigkeit müssen wir begreifen, daß der Erfolg unserer Gesellschaft, unsere Zufriedenheit erst erreicht werden konnte durch die Vernichtung einer ganzen Welt mitsamt ihrer Menschen. Doch so geht es mit allen Gesellschaften, und wir können daran nichts ändern. Diejenigen, die der Vergangenheit nachtrauern, sollten sich lieber um die Zukunft Gedanken machen. Weitgereiste Lumisten-Gruppen haben von sonderbaren Aktivitäten unter den Stämmen der primitiven Bewohner der Kontinente berichtet. Man mag die verstreut lebenden Wilden heute noch ignorieren, doch wer weiß schon, was die Zukunft bringen wird?
    Was das Ende von Joenes‘ Reise betrifft, so wird folgendes darüber erzählt. Lum wurde in seinem neunundsechzigsten Jahr vom Tod ereilt. Als An-führer einer Gruppe Metallvernichter wurde Lums 307
    Kopf von dem Knüppel eines Hawaiianers zer-trümmert, der eine Nähmaschine verteidigen wollte. Lums letzte Worte waren: »Okay, Jungs, damit wäre ich dann endlich unterwegs zur Superparty im Himmel, die vom größten Junkie aller Zeiten durchgezogen wird!«
    Mit diesen Worten starb er. Es war Lums letzte Äußerung zu religiösen Fragen.
    Für Joenes kam das Ende auf völlig andere Art.
    In seinem dreiundsiebzigsten Lebensjahr, während eines Besuchs auf der Insel Moorea, bemerkte Joenes am Strand eine Bewegung und ging hin, um nachzuschauen um was es sich handelte. Er fand einen Mann seiner eigenen Rasse, der mit einem Floß angetrieben worden war. Die Kleider des Mannes waren zerfetzt, seine Haut von der Sonne ver-brannt, ansonsten schien er jedoch in guter Verfassung zu sein.
    »Joenes!« brüllte der Mann. »Ich wußte, daß Sie am Leben sind, und ich war sicher, Sie irgendwann zu finden. Sie sind doch Joenes, nicht wahr?«
    »Der bin ich«, erwiderte Joenes. »Aber ich fürchte, ich, erkenne Sie nicht.«
    »Ich bin Watts«, sagte der Mann, »wie in Watts the Matter! Ich bin der Juwelendieb, den Sie in New York kennengelernt haben. Erinnern Sie sich jetzt an mich?«
    »Ja, klar, tue ich«, fiel es Joenes nun ein. »Aber warum haben Sie mich gesucht?«
    308
    »Joenes, wir haben uns nur kurze Zeit unterhalten, aber Sie haben auf mich einen tiefen Eindruck hinterlassen. So wie Ihre Reise zum Sinn Ihres Lebens wurde, wurden Sie zum Sinn meines Leben.
    Ich kann nicht erklären, wie ich zu dieser Erkenntnis kam, doch so geschah es, und ich konnte dem nicht widerstehen. Meine Arbeit betraf ausschließ-
    lich Sie. Es war hart und entbehrungsreich, alles zusammenzubringen, was Sie brauchten, aber es machte mir nichts aus. Man half mir und unterstützte mich von höchster Stelle aus, und ich war zufrieden. Dann kam der Krieg, und alles wurde noch schwieriger. Jahrelang wanderte ich und suchte nach all den Dingen, die Sie haben wollten, doch ich beendete meine Arbeit und kam schließ-
    lich nach Kalifornien. Von dort stach ich in See mit Kurs auf die pazifischen Inseln, und weitere Jahre verbrachte ich damit, von Insel zu Insel zu ziehen, überall von Ihnen zu hören, Sie jedoch nie zu finden. Aber ich verlor den Mut nicht. Ich dachte immer an die Schwierigkeiten, mit denen Sie zu kämpfen hatten, und gewann daraus meine Zuver-sicht. Ich wußte, daß Ihre Arbeit darin bestand, die Welt zu schaffen, während ich mich damit beschäftigte, Sie zu schaffen. Sie irgendwie zu vervollständigen.«
    »Das ist ja verblüffend«, stellte Joenes mit ruhiger Stimme fest. »Ich nehme an, daß Sie nicht mehr ganz bei Verstand sind, Watts, aber das ist ja nicht 309
    so schlimm. Es tut mir leid, Ihnen so viel Mühe gemacht zu haben, aber schließlich wußte ich ja nicht, daß Sie nach mir suchten.«
    »Sie konnten es nicht wissen«, sagte Watts, »nicht einmal Sie, Joenes, konnte ahnen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher