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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise
Autoren: Robert Sheckley
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und Gerechtigkeit kämpfen müsse und zur gleichen Zeit auch erkennen sollte, welche Schwierigkeiten mit diesem Bemü-
    hen einhergehen. Die größte dieser Schwierigkeiten, so wie Joenes sie sah, besteht darin, daß alle Dinge, sogar Menschen und Tugenden, einer ständigen Wandlung unterzogen werden und daß daher der Kämpfer um das Gute seine Illusion der Be-ständigkeit aufgeben und nach den Veränderungen bei sich und anderen suchen und somit im dauern-den Wechselspiel der Metamorphosen des Lebens das Gute in der Suche an sich sehen muß. Auf ei-303
    ner solchen Suche, hob Joenes hervor, braucht man die Unterstützung des Glücks, was sich nicht defi-nieren läßt, jedoch von größter Wichtigkeit ist.
    Joenes sprach von diesen und anderen Dingen und betonte dabei stets den Wert der Tugend, die Notwendigkeit eines aktiven Willens und die Un-möglichkeit der Perfektion. Man sagt auch, daß Joenes mit fortschreitendem Alter seine Predigten völlig veränderte und am Ende verkündete, die Welt sei nichts anderes als ein schreckliches Spielzeug, das von bösen Göttern gebaut worden war; dieses Spielzeug gleiche einem Theater, in das die Götter die Menschen hineinsetzen und sie zu ihrer Belustigung agieren ließen. Dabei stopften die Götter die Menschen mit Idealen, Tugenden, Hoffnungen, Glaubensinhalten, Träumen und vor allem mit Bewußtsein voll. Dann, nachdem sie die Spieler derart ausgestattet hatten, würden die Götter sich zurücklehnen und mit größtem Amüsement verfolgen, wie die Menschen sich abmühten, wie sie sich auf ihre angebliche Bedeutung, ihre Unsterblich-keit etwas einbildeten und keine Mühen scheuten, ihre Ansichten durchzusetzen. Nichts anderes gab es dann für sie als die Probleme, mit denen die Götter sie ständig konfrontierten. Die Götter brüllten dann immer vor Lachen, wenn sie das Schauspiel verfolgten, und nichts belustigte sie mehr als zu-zuschauen, wie ein winziges menschliches Püppchen sich abmühte, ein tugendhaftes Leben zu füh-304
    ren und in Würde zu sterben. Die Götter spendeten dazu stets ihren Beifall und lachten über die Ab-surdität des Todes, welcher am Ende sämtliche Be-mühungen der Menschen null und nichtig werden ließ. Doch nicht einmal das war das schlimmste.
    Nach einiger Zeit wurden die Götter gleichgültig.
    Sie beendeten das Spiel auf ihrer Bühne, packten die Menschen weg, rissen das Theater ab und wendeten sich anderen Zerstreuungen zu. Oft geschah es dann, daß sie vollkommen vergaßen, daß es überhaupt Menschen gab. Dieser Bericht über Joenes ist nicht gerade charakteristisch für ihn, und Ihr Herausgeber mißt ihm auch keine wesentliche Bedeutung zu. Wir werden uns stets an den Joenes in seinen besten Mannesjahren erinnern, als er die Lehre von der Hoffnung predigte.
    *
    Joenes lebte lange genug, um den Tod der alten Welt und die Geburt der neuen mitzuerleben. Heutzutage existiert all das, was den Namen Zivilisation verdient, ausschließlich auf den Inseln im Pazifik.
    Unser Rassenbestand ist ziemlich vermischt, und viele unserer Vorfahren kamen aus Europa, Amerika oder Asien. Doch zum wesentlichen Teil sind wir Polynesier, Melanesier und Mikronesier. Ihr Herausgeber, der auf der Insel Havaiki lebt, ist der Überzeugung, daß unser gegenwärtiger Friede und 305
    unser Wohlstand eine direkte Folge der geringen Größe unserer Inseln und der großen Entfernungen zwischen ihnen ist. Dadurch wird eine Herrschaft über eine Gruppe von Inseln unmöglich, und jeder, dem es auf seiner Insel nicht mehr paßt, kann sich eine andere suchen und sich dort niederlas-sen. Dies sind Vorteile, über die die Menschen auf den Kontinenten niemals verfügten.
    Natürlich haben auch wir unsere Schwierigkeiten. Unter den verschiedenen Inseln und Bevölke-rungsgruppen gibt es auch schon mal Krieg, jedoch in einem so geringen Maße, daß man diese Erscheinung mit den Kriegen der Vergangenheit in keiner Weise vergleichen kann. Immer noch gibt es soziale Unterschiede, Ungerechtigkeit und Verbrechen und Krankheiten; doch sind diese Übel niemals so schlimm, daß sie die Bevölkerung einer Insel aus-radieren könnten. Das Leben ändert sich, und diese Änderung scheint ebenso Böses wie auch Gutes mit sich zu bringen, Rückschläge und Fortschritte.
    Jedoch finden die Veränderungen heute viel langsamer statt als in der hektischen Vergangenheit.
    Wahrscheinlich ist diese Trägheit im Einsetzen der Veränderung dem Mangel an Metall zu-zuschreiben. Auf unseren Inseln hat
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