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Motte Maroni - Flossen des Grauens

Motte Maroni - Flossen des Grauens

Titel: Motte Maroni - Flossen des Grauens
Autoren: Residenz
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sich der Bestie entgegen, bewaffnet nur mit seinen Händen und Füßen. Mit den Worten: „Hau ab, Hering!” stürzte sich Meier auf die Bestie und verpasste ihr ein paar gezielte Handkantenschläge auf die Schnauze, bis sie die Flucht ergriff. Hoffentlich bleibt sie für immer in den Tiefen des Neusiedlersees verschollen! Als Lohn für sein edles Bemühen gab es, laut Meier, ein „Busserl“ von seiner entzückenden Braut Nina N. aus unserem schönen Podersiedel.

… und tschüss!
    Das Tier hat immer noch leichte Kopfschmerzen. Außerdem hat es den See endgültig satt. Zu laut. Zu bevölkert. Das Wasser ist eine Spur zu warm und zu wenig sauerstoffhaltig. Das Tier hat Sehnsucht nach mehr. Es erinnert sich an die frische Strömung, die es letzte Nacht gespürt hat. Es erinnert sich auch,
wo
es die Strömung gespürt hat.
    Das Tier hat dazugelernt.
    Es ignoriert nun den Hunger, nimmt bloß einen jungen Karpfen und ein paar Wasserflöhe als kleinen Snack zu sich. Die Sehnsucht nach der Ferne ist zu stark.
    Das Tier findet die Strömung wieder. Das frische Wasser weckt ungeahnte Lebensgeister, das Tier schwimmt undschwimmt, das Wasser wird immer kälter und immer frischer, die Strömung wird stärker, das Tier schwimmt und schwimmt und schwimmt.
    Es schwimmt, immer mit dem einen Ziel vor Augen: dem tiefen, blauen Meer …

Das tiefe, blaue Meer
    Motte und Meier hocken am Seestrand und werfen Steinchen ins Wasser.
    Motte denkt an Nina und den Monsterfisch und an das verblödete Interview, das der Meier dem Podersiedeler Morgenboten gegeben hat. Er denkt daran, dass es sogar seinem Vater, dem Experten, noch immer ein Rätsel ist, um was für ein Tier es sich bei dem Monsterfisch handelt. Nur dass es kein Hai ist, zumindest kein bekannter, das ist klar.
    Der Meier denkt an ein schnittiges Cabriolet mit sich und Nina drinnen, an den Fahrtwind, der mit Ninas Haaren spielt, und an das Lächeln, das ihm Nina schenkt, während er das riesengroße Cabriolet souverän durchPodersiedel lenkt und sich an den neidischen Blicken sämtlicher Fischercampkollegen und Jungsurfer weidet. Motte stupst den Meier an und reißt ihn so aus seinen Tagträumen. „Was für ein Fisch!“, sinniert er. „Wo er nur sein mag?“
    Der Meier zuckt mit den Schultern. „Hoffentlich weit weg!“, brummt er.
    „Nicht auszudenken, wenn dich so ein Viech in den Allerwertesten beißt!“ Motte lächelt verschmitzt. „Blöd nur, dass wir nicht beweisen können, dass es den Fisch wirklich gegeben hat. Alles, was wir haben, ist ein Zahn. Das ganze Abenteuer klingt schon eher wie eine hysterische Sommerlochgeschichte.“
    Der Meier grinst zufrieden: „Aber wie eine saugute!“ „Alle Zuckerbubis, die ein Eis wollen, bewegen ihren Zuckerbubihintern in Richtung Strandcafé!“, ertönt eine vertraute und viel geliebte Stimme. „Nina!“, hauchen Motte und Meier gleichzeitig, erleichtert, dass es die engelsgleiche Nina hundertprozentig wirklich gibt. „Aber vorher“, teilt Nina mit, „müssen wir auf die Wachstube, zu meiner Mom. Geld ausfassen!“
    Herta Nipfs Herz schlägt vor Freude im Takt der Operettenmelodie „Lippen schweigen, ’s flüstern Geigen“. In der Türe der Polizeiinspektion Podersiedel steht ProfessorMaroni. In der rechten Hand hält er eine Flasche Rotwein, mit der linken einen Korb, aus dem es verführerisch duftet. Herta hat in zehn Minuten Dienstschluss und wird mit Professor Maroni ein Picknick am See machen.
    „Oh, Anselm!“, flötet Herta und schielt begehrlich auf den Picknickkorb. „Pünktlich wie eine Schweizer Uhr!“ Professor Maroni lächelt. „Fünf Tage seit der letzten Sichtung! Vielleicht ist es ja wirklich entschwunden! Vielleicht ist die Welt im Neusiedlersee nicht groß genug für unser Fischmonster!“ Er wirft Herta Nipf einen feurigen Blick zu, will ihr sagen, dass er sie „zuckersüß“ und „zum Anbeißen“ findet, aber die Zweisamkeit wird jäh gestört.
    „Alaaaaaaaaarm!“, brüllt es durch die Polizeiinspektion. Dazu kläfft es glockenhell und sehr, sehr an den Nerven nagend. „Alaaaaaaarm!“, brüllt es erneut. Mit einem Krachen öffnet sich die Bürotüre, und der alte Herr Gschwaderer stolpert ins Büro. „Alaaaaaaarm!“, röhrt er. Unter ihm kläfft sein Dackel.
    „Jesses, der Herr Gschwaderer“, seufzt Herta Nipf. „Das kann ja heiter werden. Was wollen Sie denn?“
    In diesem Moment stecken Nina, Motte und der Meier die Köpfe zur Tür herein.
    „Das Monster!“, brüllt Herr
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