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Motte Maroni - Flossen des Grauens

Motte Maroni - Flossen des Grauens

Titel: Motte Maroni - Flossen des Grauens
Autoren: Residenz
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Fahrt durch die riesige Welle überraschend überstanden hat. „I am sailing!“, krächzt das Radio, und fast bemerken die Humperdingers nicht, dass es rundum ganz still geworden ist. Die Möwen haben aufgehört zu kreischen, die Delphine quieken nicht mehr, und die Wale haben es vorgezogen, zu verschwinden. Von der Ente ist nichts zu sehen. Nur ein paar Federn tanzen auf der Wasseroberfläche.
    „Dreh endlich das blöde Radio leiser!“, dröhnt Max.
    „Pssst!“, zischt Shirley. „So hör doch!“
    Max lauscht. „Ich hör null komma nix!“, knurrt er.
    Shirley nickt. „Eben!“
    Die Humperdingers blicken nervös um sich. Auf ihren Stirnen bilden sich Schweißperlen. Es ist ganz still. Ganz? Ja, ganz still! Denn sogar das Transistorradio hat den Geist aufgegeben. Zu spät bemerken die Humperdingers den mächtigen, torpedoförmigen Körper, der aus der Tiefe des Atlantiks in Richtung Wasseroberfläche schießt. Plötzlich wird das Tretboot angehoben, ein paar Meter in die Luft geschleudert, nur um mit einem gewaltigen „Platsch“ wieder auf dem Wasser aufzuknallen. Auch die Humperdingers werden meterweit geschleudert. Noch in der Luft herumwirbelnd beginnt Max Humperdinger panisch zu kreischen, während Shirley, ihre Flugphase besser nutzend, in ihrer Handtasche nach dem Schweizermesser sucht, um dem verdammten Fisch damit zu Leibe zu rücken. Als sie im Wasser aufschlägt, hat sie das Messer gefunden und krallt sich blitzschnell am Boot fest, das, immer noch kieloben, vor sich hin treibt. Shirley zieht sich hoch, ihr Messer zwischen den Zähnen. Auf dem Kiel stehend beobachtet sie die Lage. Max treibt brüllend im Wasser. Eine Flosse umrundet ihn. Eine riesige, dreieckige Rückenflosse. Der Kreis, den die Rückenflosse um Max Humperdinger dreht, wird immer enger. Shirley fuchtelt kampfbereit mit dem Taschenmesser. Leider sieht sie im Eifer des Gefechts die Bananenschale nicht, die der atlantischeOzean tückischerweise auf das umgedrehte Boot gespült hat. Es kommt, wie es kommen muss. Shirley rutscht auf der Bananenschale aus und schlägt mit dem Kopf auf dem Kiel des Tretbootes auf. Dunkelheit hüllt sie ein. Sie gleitet ins Wasser. „Shirley!“, schreit Max Humperdinger. „Um Gottes Willen!“ Doch da hört er die Fanfare. Die Fanfare! Dieeeeee Fanfare! Sogar die Rückenflosse bleibt stehen. Ein riesiger dreieckiger Kopf mit mehreren Reihen riesiger, spitzer, schlecht geputzter Zähne taucht auf und blickt fragend in die Landschaft. Max Humperdinger und der weiße Hai sehen einen Mann auf einem, offenbar motorisierten, silbernen Surfbrett rasch näher kommen. In Rufweite bleibt das Surfbrett stehen.
    „Verzieh dich, du Hering!“, knarrt eine Ehrfurcht gebietende Stimme. Der mächtige Haifischkopf verschwindet unter Wasser, und die mächtige Rückenflosse schießt nun auf das silberne Surfbrett zu. „Okay, du Riesenfischstäbchen! Bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt“, ruft der Typ auf dem Surfbrett, der, für die herrschenden Windverhältnisse, ausnehmend toll frisiert ist. Er betätigt den Starter des Surfbrettes, bringt sich auf parallelen Kurs zu dem wütenden Riesenhai, schnellt in die Höhe, landet auf dem Hai, hält sich an der Rückenflosse fest. Der Monsterfisch taucht ab, mitsamt dem tapferen Surfer. „Wow, besser als Kino!“, ruft Max Humperdinger. Er erreicht das gekenterte Boot und seine bewusstlose Frau, tätschelt Shirleys Wange, bis sie die Augen öffnet. Da erschüttert einegewaltige Explosion den Atlantik. Eine haushohe Fontäne aus Wasser und Fischteilen fliegt den Humperdingers um die Ohren. Dann ist es still. Zu still.
    „Mister, hey Mister!“, ruft Max mit schwacher Stimme. „Alles okay mit Ihnen?“
    Nach ein paar Momenten, die den Humperdingers wie eine halbe Ewigkeit vorkommen, steigen neben dem Boot Luftblasen auf. Shirley greift erneut nach ihrem Messer. Sicher ist sicher! Da taucht eine Hand aus dem Ozean auf. Eine Hand, die eine Bratpfanne hält. In der Bratpfanne brutzeln panierte Fischteile. Endlich taucht der dazugehörige Kopf ebenfalls auf. „Hat jemand Lust auf frittierten Riesenhai?“, fragt der tollkühne Surfer die verdutzten Humperdingers. „Man nennt mich übrigens Slim! Slim …!“
    „… Shredder“, rufen Max und Shirley. „Und wenn Sie jetzt noch Kartoffelsalat dabei haben, ist der Nachmittag gerettet!“
    Alle drei brechen in heldenhaft kameradschaftliches Gelächter aus. Im Hintergrund geht die Sonne unter. Es riecht nach altem
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