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Rambo

Rambo

Titel: Rambo
Autoren: David Morrell
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BUCH EINS
    1
    Sein Name war Rambo. Auf den ersten Blick sah er aus wie irgend so ein junger Herumtreiber, wie er da am Stadtrand von Madison, Kentucky, an der Zapfsäule einer Tankstelle stand. Er hatte einen langen, dichten Bart, und das Haar hing ihm über die Ohren bis in den Nacken. Er hob den Daumen hoch, als Zeichen, daß er von dem Auto, das gerade auftankte, mitgenommen werden wollte. Wie er so dastand, eine Coca-Cola-Flasche in der Hand und einen zusammengerollten Schlafsack auf dem geteerten Pflaster vor seinen Füßen, wäre niemand darauf gekommen, daß am nächsten Tag, Dienstag, fast alle Polizisten von Basalt County hinter ihm her sein würden. Niemand wäre auf die Idee gekommen, daß schon am Dienstag nicht nur die gesamte Miliz von Kentucky sowie die Polizei aus sechs verschiedenen Landkreisen dem Jungen auf den Fersen sein würden, sondern auch eine Menge Privatleute, die ganz gern mal mit ihren Gewehren so durch die Gegend ballerten. Keiner hätte geglaubt, was in diesem etwas heruntergekommenen wirkenden jungen Kerl steckte, der da lässig an der Zapfsäule der Tankstelle lehnte, und welche Ereignisse Rambos Anwesenheit heraufbeschwören würde.
    Rambo selbst aber wußte genau, daß es Schwierigkeiten geben würde. Große Schwierigkeiten, wenn man ihm nicht aus dem Wege ging. Das Auto, das er anhalten wollte, fuhr ihn beinahe über den Haufen. Der Tankwart stopfte sich seine Abrechnung und einen Umschlag mit Benzinmarken in die Tasche und grinste, als er die Reifenspuren sah, die auf dem von der Hitze aufgeweichten Teerpflaster haarscharf an Rambos Füßen vorbeiführten. Dann bemerkte Rambo, wie sich ein Polizeiwagen aus dem Verkehrsstrom löste und auf ihn zufuhr. Die Prozedur, die nun folgen würde, war ihm bis zum Überdruß bekannt, und er versteifte sich. »O Gott, nein. Nicht schon wieder. Diesmal lasse ich mich nicht wieder herumschubsen.«
    Der Streifenwagen trug die Aufschrift POLIZEICHEF MADISON. Er hielt neben Rambo. Die Funkantenne schwang leicht hin und her. Der Polizeibeamte hinter dem Steuer lehnte sich vor und öffnete die Tür neben dem Beifahrersitz. Er musterte den verkrusteten Schlamm an Rambos Stiefeln, seine ausgefransten und an den Hüften geflickten Jeans, die Flecken auf seinem T-Shirt, die wie getrocknetes Blut aussahen, und die Wildlederjacke. Sein Blick blieb an dem ungepflegten Bart und den langen Haaren hängen… Aber nicht das war es, was ihn störte. Es war etwas anderes, und er wußte nicht genau, was. »Also los, steig ein«, sagte er.
    Rambo rührte sich nicht von der Stelle.
    »Ich habe gesagt, du sollst einsteigen«, wiederholte er. »Muß verdammt heiß sein da draußen mit der Lederjacke.«
    Rambo nippte schweigend an seinem Cola, schaute sich die vorbeifahrenden Autos an, dann wieder den Streifenwagen, und blieb regungslos stehen.
    »Bist wohl schwerhörig?« fragte der Polizist. »Steig ein, bevor ich ungemütlich werde.«
    Rambo musterte ihn genauso eindringlich, wie der Mann ihn betrachtet hatte: Klein und stämmig, Fältchen um die Augen und ein paar Pockennarben im Gesicht – wie eine verwitterte Bohle.
    »Glotz mich nicht so an«, sagte der Polizist.
    Rambo starrte ihn unbeirrt weiter an: graue Uniform, der oberste Hemdknopf offen, die Krawatte gelockert, das Hemd vorne durchgeschwitzt. Welche Art von Handfeuerwaffe er trug, konnte Rambo nicht erkennen, da der Polizist den Halfter links trug.
    »Ich mag es gar nicht, wenn man mich so anstarrt«, sagte der Polizist. »Das habe ich dir doch schon mal gesagt.«
    »Wer mag das schon?«
    Rambo blickte sich noch einmal um und hob dann seinen Schlafsack auf. Als er einstieg, legte er den Schlafsack zwischen sich und den Polizisten.
    »Wartest du schon lange?« fragte der Polizist.
    »Eine Stunde. Seit ich angekommen bin.«
    »Du hättest wahrscheinlich noch sehr lange warten müssen. Die Leute hier nehmen Anhalter nicht gerne mit. Besonders, wenn sie So aussehen wie du. Es ist gegen das Gesetz.«
    »So auszusehen wie ich?«
    »Werde nur nicht frech. Ich meinte, daß es gegen das Gesetz verstößt, per Anhalter zu fahren. Viel zu viele Leute halten an, um irgendeinen jungen Kerl mitzunehmen, und dann werden sie ausgeraubt oder sogar ermordet. Mach die Tür zu.«
    Rambo nahm einen großen Schluck aus seiner Cola-Flasche. Er warf einen Blick auf den Tankwart, der immer noch grinsend an der Zapfsäule stand. Der Polizist schleuste sich in den Verkehr ein und begann stadteinwärts zu fahren.
    »Sie brauchen
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