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Rambo

Rambo

Titel: Rambo
Autoren: David Morrell
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Lokal. Einige saßen an der Theke, andere an den Tischen. Rambo konnte im Spiegel sehen, wie sie zu kauen aufhörten und zu ihm herüberschauten. Doch Teasle stand gelassen an der Tür, an den Musikautomaten gelehnt, und es schien nicht so, als würde sich etwas Aufregendes ereignen, so daß sich alle wieder ihrem Essen zuwandten.
    Die alte Dame hinter der Theke legte erstaunt ihren Kopf mit den weißen Löckchen auf die Seite.
    »Ach ja, Merle, bis Sie das fertig haben, würde ich gern schnell einen Kaffee trinken«, sagte Teasle.
    »Wie Sie wünschen, Wilfred«, erwiderte sie, immer noch leicht verwundert, und schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein.
    Rambo starrte in den Spiegel, aus dem Teasle wiederum ihn anstarrte. Auf seinem Hemd, neben der Polizeimarke, trug Teasle die Anstecknadel der amerikanischen Legion. An welchem Krieg mochte er wohl teilgenommen haben? dachte Rambo. Für den Zweiten Weltkrieg war er etwas zu jung.
    Er drehte sich auf seinem Barschemel herum und blickte Teasle an. »Korea?« fragte er und zeigte auf die Nadel.
    »Richtig«, erwiderte Teasle trocken.
    Dann fuhren sie fort, sich gegenseitig zu taxieren, Rambos Blick fiel auf die Handfeuerwaffe, die Teasle links am Gürtel trug. Zu seiner Verwunderung war es nicht der übliche Polizeirevolver, sondern eine halbautomatische Pistole. Nach dem großen Griff zu urteilen, eine Browning 9 mm. Rambo hatte selbst einmal eine Browning gehabt. Der Griff war deshalb so groß, weil er einen Ladestreifen mit dreizehn Patronen enthielt, und nicht, wie die meisten Pistolen, nur sieben oder acht. Mit einem Schuß dieser Waffe konnte man einen Mann zwar nicht umlegen, aber doch schwer verletzen. Zwei weitere Schüsse würden ihn fertigmachen, und dann hatte man immer noch zehn Patronen im Lauf. Rambo mußte sich eingestehen, daß Teasle seine Waffe zu tragen verstand. Er war etwa einssiebzig groß, höchstens einsfünfundsiebzig, und die meisten kleinen Männer hätten mit einer solchen Pistole eher lächerlich gewirkt. Nicht so Teasle. Eigentlich mußte man schon ziemlich groß sein, um den schweren Griff überhaupt richtig packen zu können, dachte Rambo. Dann erst sah er, was für riesige Hände Teasle hatte.
    »Ich habe dir schon mal gesagt, daß du mich nicht so anstarren sollst«, sagte Teasle. Er lehnte sich gegen den Musikautomaten und zupfte an seinem durchgeschwitzten Hemd, das ihm auf der Haut klebte. Mit der linken Hand fischte er eine Zigarette aus der Packung in seiner Hemdtasche. zündete sie an und zerknickte das Streichholz in zwei Teile. Dann kicherte er vor sich hin, schüttelte belustigt den Kopf und trat an den Tresen, wo er Rambo mit einem seltsamen Lächeln musterte.
    »Du hast mich ganz schön reingelegt, hm?« sagte er.
    »Das war nicht meine Absicht.«
    »Natürlich nicht. Natürlich war es nicht deine Absicht. Du hast mich aber trotzdem reingelegt, etwa nicht?«
    Die alte Dame stellte Teasles Kaffeetasse vor ihn hin und wandte sich Rambo zu.
    »Wie möchten Sie Ihre Hamburger haben? Einfach oder durch den Garten geschleift?«
    »Was?«
    »Einfach oder mit Beilagen?«
    »Viel Zwiebeln.«
    »Wie Sie wünschen.« Sie ging die Hamburger braten.
    »O ja, das hast du getan«, sagte Teasle mit dem gleichen, eigentümlichen Lächeln. »Ganz schön reingelegt hast du mich.« Stirnrunzelnd betrachtete er einen Riß in der Polsterung des Barhockers neben Rambo, aus dem ein Fetzen schmutziger Baumwolle herausschaute, und fuhr zögernd fort: »Ich meine, du siehst aus, als ob du Verstand hättest, und du redest auch so, als ob du Verstand hättest, und da habe ich eben angenommen, daß du begreifst, worum es geht. Und dann kommst du hierher zurück und schlägst mir ein Schnippchen, und ich überlege mir, ob du nicht im Grunde saudämlich bist. Oder fehlt dir was? Ist es das?«
    »Ich habe Hunger.«
    »Also das interessiert mich nun überhaupt nicht«, erklärte Teasle und zog an seiner Zigarette. Sie hatte keinen Filter. Nachdem er den Rauch ausgeblasen hatte, zupfte er ein paar Tabakkrümel von seiner Lippe und seiner Zunge. »Ein Kerl wie du sollte zumindest soviel Verstand haben, daß er immer etwas zu essen bei sich hat. Für den Notfall, mein’ ich, wie er jetzt bei dir eingetreten ist.«
    Er war im Begriff, sich Sahne in den Kaffee zu gießen, als er die gelblichen Klümpchen am Boden des Sahnekännchens bemerkte; angewidert verzog er den Mund.
    »Brauchst du einen Job?« fragte er Rambo leise.
    »Nein.«
    »Dann hast du also schon
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