Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Motte Maroni - Flossen des Grauens

Motte Maroni - Flossen des Grauens

Titel: Motte Maroni - Flossen des Grauens
Autoren: Residenz
Vom Netzwerk:
Ende der Leitung schneidet Motte eine zweifelnde Grimasse, ins Rohr antwortet er jedoch: „Mit Sicherheit, Meier, mit Sicherheit!“ Vor seinem geistigen Auge entsteht ein schreckliches Bild: Er, Motte, und der Meier in einem Ruderboot auf dem Neusiedlersee. Zwei Angeln hängen aus dem Boot. Die Sonne brennt auf die zwei Jungfischer herab, die grellbunte Hütchen am Kopf tragen, welche sie als Teilnehmer des Jungfischercamps ausweisen. Motte hat vor seinem geistigen Auge leider nur Bildempfang. Ton kriegt er nicht rein, aber er kann erkennen, dass sich Meiers Mund unablässig bewegt.
    Über allem schwebt Slim Shredder mit seiner Bratpfanne. Motte schüttelt sich kurz, dann schiebt er das Bild ganz nach hinten in den letzten Winkel seines Gehirns. Dorthin, wo auch die bösen Erinnerungen an den letzten Sommer wohnen, an einen gewissen Schrebergartenverein und seinen diabolischen Obmann. *
    „Wir wären dort die Helden!“, ruft der Meier begeistert.
    „Und wie! Ich hab schließlich meine Wunderwaffe eingepackt, mädchenmäßig!“
    Motte wird neugierig. „Und die wäre?“
    Meier räuspert sich bedeutungsvoll und erklärt inernstem Ton: „Es ist ein toller Ratgeber. ‚Kissmaster – Das Handbuch für den Bussibären‘. Geschrieben von einem gewissen Casanova Zwirschina, Liebesexperte und Küsserkönig. Und stell dir vor, das Beste kommt noch: Empfohlen von Slim Shredder!“
    Motte gratuliert sich noch einmal, dass er in Wien bleiben muss. Mit einem fischenden und balzenden Meier vierzehn Tage in einem Zelt zu wohnen, das übersteigt seine Vorstellungskraft. „Na, super!“, heuchelt er Begeisterung. „Shredder, Zwirschina und Meier – da kann ja nichts mehr schiefgehen!“
    * Mehr darüber in „Motte Maroni – Angriff der Schrebergartenzombies“, erschienen im Residenz Verlag.

Ein Job für Herta Nipf
    Postenkommandantin Herta Nipf wünscht sich ziemlich weit weg. Sie möchte zurzeit überall sein, nur nicht im Polizeikommando Podersiedel. Schon gar nicht zusammen mit dem Fischer Hirnschallerer, der wild gestikulierend in der Amtsstube herumläuft. Zum ungefähr dreihundertvierzigsten Mal an diesem Vormittag fordert er „Gerechtigkeit“, „Konsequenzen“ und das „Einschreiten von der Frau Innenminister“. Dann will er gegen einen unbekannten Fisch Anzeige erstatten, „wegen Sachbeschädigung, Nötigung und Entführung“, und fordert den Einsatz von Kampftauchern des Bundesheeres.
    Herta Nipf atmet tief durch. Unhörbar zählt sie: „Zehn, neun, acht, sieben, …!“ Als sie bei „null“ angelangt ist,brüllt sie „Rrrrrrruheeeeee!“ und schlägt mit der flachen Hand auf ihren Schreibtisch.
    Der Fischer Hirnschallerer erstarrt. Zaghaft öffnet er seinen Mund.
    „Rrrrrrruuuuuuuuheeeeeee, zum Kuckuck!“, brüllt Postenkommandantin Nipf. Dann setzt sie in einem viel ruhigeren, aber nicht minder gefährlichen Tonfall fort: „Herr Hirnschallerer, jetzt einmal langsam und zum Mitschreiben: Sie sind in der Nacht von gestern auf heute von einem Fisch überfallen worden?“ Hirnschallerer nickt erregt. „Und dieser Fisch, der hat sich dann Ihrer Angel und Ihres Bootes bemächtigt und ist in Richtung Ungarn davongeschwommen?“ Hirnschallerer nickt wieder, noch eine Spur erregter als zuvor, und zischelt etwas von „internationaler Verschwörung“ und von „genmanipuliertem Gezücht“. Ein strenger Blick von Postenkommandantin Nipf bringt ihn zum Schweigen. „Und Sie erwarten, dass ich Ihnen das einfach so abkauf, Herr Hirnschallerer?“, setzt Herta Nipf mit strenger Stimme fort. Der Fischer Hirnschallerer nickt zaghaft. „Herr Hirnschallerer, halten Sie mich für blöd?“ Der Fischer Hirnschallerer schüttelt vorsichtig den Kopf, seine Unterlippe schiebt sich nach vorne und seine Mundwinkel wandern nach unten. Die Unterlippe des Fischers beginnt zu zucken. „Nicht heulen, Hirnschallerer! Dasnützt Ihnen gar nichts!“, knurrt Herta Nipf. Die Augen des Fischers Hirnschallerer werden riesengroß und sehr feucht. „Hirnschallerer! Reißen Sie sich zusammen!“, zischt Herta Nipf drohend.
    „A-a-a-ber we-we-wenn e-e-e-s doho-ho-ch waaahr ist!“, bricht es aus dem Fischer Hirnschallerer hervor. Genervt fischt Herta Nipf ein riesiges, kariertes Stofftaschentuch, ein so genanntes Schnäuzquadrat, aus ihrer linken Uniformtasche. Sie reicht es dem schluchzenden Fischer Hirnschallerer quer über den Tisch. „Dannggee!“, rotzt dieser und trompetet lautstark ins geborgte Taschentuch.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher