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Reiterhof Birkenhain 03 - SOS Pferd verschwunden

Titel: Reiterhof Birkenhain 03 - SOS Pferd verschwunden
Autoren: Mrgot Berger
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Kapitel 1
    Stallverbot mit Folgen

    Blitzschnell ließ Jule das Pferdefoto unter ihrem Mathebuch verschwinden, als sie bemerkte, dass die Türklinke heruntergedrückt wurde. »Wie kommst du voran?«, erkundigte sich Peter Ahrend, während er in das Zimmer seiner Tochter kam. Er beugte sich über Jules Schulter und warf einen Blick auf die Seite mit der Bruchrechnung. Dann hob er den Kopf und schnupperte.
    Gleich würde er sagen: »Hier riecht es schon wieder nach Pferd.«
    »Hier riecht es schon wieder nach Pferd«, stellte Jules Vater fest. Na bitte! Wie leicht Väter doch zu durchschauen waren. »Warst du etwa nach der Schule im Stall? Du weißt doch, was wir vereinbart haben, Julia!« Stirnrunzelnd griff er nach dem Mathebuch, und als er es anhob, segelte das Foto mit dem Pferdekopf auf den Boden. »Ach, das habe ich mir gedacht! Schöne Bruchrechnung ...«
    Mit spitzen Fingern hob Herr Ahrend das Bild von Sally auf und wedelte damit vor Jules Nase herum. Halb verärgert, halb belustigt.
    »Hör auf, Papi!« Energisch zog Jule ihrem Vater die Aufnahme aus der Hand. »Sally wird ja ganz schwindelig.«
    Liebevoll betrachtete das zwölfjährige Mädchen die braune Holsteiner Stute auf dem Bild. Sally. Ihr Lieblings-Schulpferd auf dem Reiterhof Birkenhain. Letzte Woche war ihr Vater fast geplatzt vor Stolz, als sie mit Sally bei einem Werbefilm mitreiten durfte. Der war hier in Großmoorstedt gedreht worden, am Stadtrand von Hamburg.
    Jule stieß einen Seufzer aus.
    Leider hatte sie ihren Eltern nach Ende der Dreharbeiten versprechen müssen in Mathe und Bio gewaltig aufzuholen. Bis Anfang Juli, wenn es Zeugnisse gab.
    Nach Meinung von Jule hieß das schlicht: büffeln.
    Jules Vater war aber der Ansicht, dass mehr Lernen nur zu schaffen sei, wenn seine Tochter sich weniger auf dem Reiterhof »herumtrieb«.
    Herumtrieb. Wie sich das anhörte! Als ob sie mit einem Fuß schon im Gefängnis stehen würde. Typisch - wenn Erwachsene von einer Sache nichts verstanden, wurden sie beleidigend.
    Seit dem Werbespot konnte Jule mit ihren Eltern kein Wort mehr reden, ohne dass es hieß: »Du kennst unsere Vereinbarung - bis zu den Sommerferien nur noch samstags und dienstags in den Stall. Für die anderen Tage gilt ab sofort Stallverbot.«
    Bis zu den Hamburger Ferien - das waren noch sechs Wochen. Eine erschreckend kurze Zeit, wenn es darum ging, Schulnoten zu verbessern. Aber eine Ewigkeit, wenn man nur noch zweimal in der Woche zu Sally durfte.
    ». . . und heute ist eindeutig Montag«, hörte Jule ihren Vater wie durch eine Nebelwand reden. »Du belügst uns doch hoffentlich nicht, Julia?«
    Jule zog es vor, auf die nagelneue Zehner-Reitkarte an ihrer Pinnwand zu gucken.
    »Nie und nimmer«, versicherte sie.
    Klar war sie bei Sally gewesen. Warum roch ihr T-Shirt wohl sonst nach Pferdefell?
    Es wurmte Jule, dass sie flunkern musste. Das war sonst nicht ihre Art. Aber meine Eltern zwingen mich ja dazu, dachte sie. Einfach etwas anzuordnen! Ob ich das einhalten kann, danach fragen sie nicht. Nur noch zweimal pro Woche in den Stall!
    Gut, sie war ja bereit mehr zu lernen. Aber danach musste sie jeden Tag noch zu Sally. Jule hatte alles versucht ihren Eltern klarzumachen, warum das so wichtig war. Aber sie begriffen es einfach nicht. Warum hatten nur andere Mädchen das Glück Tierfreunde als Eltern zu haben? Wie Conny Clasen, ihre Freundin? Sie selbst dagegen . . . Nein, weder ihr Vater noch ihre Mutter mochten Pferde.
    »Mensch, Papi, du weißt doch, dass Sally nicht mit den anderen Pferden auf die Weide kann«, versuchte Jule es jetzt noch einmal. »Sie kriegt doch sofort die totale Panik und springt über den Zaun.«
    Das stimmte wirklich. Sally blieb nur ruhig, wenn ein vertrauter Mensch mit ihr zum Grasen ging. Und dieser Mensch war sie, Jule. »Wenn ich nicht komme«, fuhr Jule beschwörend fort, »muss Sally die ganze Zeit in ihrer Box stehen.«
    Peter Ahrend tat den Einwand mit einer Handbewegung ab. »Die Schule geht im Moment vor«, sagte er mit Nachdruck. »Schließlich wird sich ja wohl jemand anders im Stall finden, der deine Sally herausbringt. Conny. Luisa. Oder Bastian, wie sieht es mit dem aus?« Jule seufzte wieder.
    Ihre Reiterfreunde hatten mit ihren eigenen Pflegepferden genug zu tun! Und Stallbesitzer Kai Jensen? Der konnte nicht für jedes seiner 17 Schulpferde eine Extrawurst braten. Ohnehin hatte er kürzlich gesagt, dass Sally für eine Reitschule ungeeignet sei - wegen ihrer Eigenarten. Nur weil Jule
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