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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger
Autoren: Michael Anthony Foster
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stammte, sondern ihr typischer dezenter Eigengeruch war. Er war berauschend und erinnerte an frisches Gras, mit einer eindringlichen, aber sehr feinen Note.
    Er nickte, tat so, als ob er geschlafen hatte, und sprang in der Hoffnung auf, daß sein Manöver unentdeckt bli e be.
    „Schon Zeit?“
    „Nein. Ich habe dich früher als sonst geweckt. Nach solchen Tagen wie den letzten fühle ich mich einsam und gelangweilt; ich brauche das Gespräch und den Kontakt. Wir sind das Alleinsein nicht gewöhnt. Macht es dir e t was aus?“
    „Nein, nein, überhaupt nicht. Ich empfinde es genauso. Aber ich wollte dich nicht kränken, indem ich dich zu etwas veranlasse, was du vielleicht gar nicht willst.“ Der letzte Satz sollte eine Anspielung auf ihren anfänglichen Hochmut sein. Falls sie es gemerkt hatte, so ließ sie es sich jetzt nicht anmerken.
    „Ich verstehe. So verschieden sind wir nun doch nicht. Also gut, ich warte auf dich im Kontrollraum.“
    Sie drehte sich um, und so leise wie sie gekommen war, verließ sie auch wieder den Raum. Han war ve r wundert. Am Anfang, während der arbeitsreichen Tage, hatte er gar nicht die Stille und Anmut bemerkt, mit der sie sich bewegte, doch je länger sie beide zusammen w a ren, um so mehr wurde er sich dieses Phänomens b e wußt. Ihre Bewegungen wirkten leicht und fließend – wie das Wasser eines Stromes. Sein Verstand jedoch sagte ihm, daß sich mehr als tausend Jahre Tradition und Tra i ning hinter dieser spielerischen Anmut verbargen.
    Seine Gedanken trugen ihn fort. Sie paßte überhaupt nicht in jene Kategorie von Mädchen, die er gekannt, erobert und in kurzen, desillusionierenden Affären, wie sie für die Boomtown-Gesellschaft üblich waren, geliebt hatte. Ganz ohne Zweifel: Sie war gut gebaut und äußerst weiblich, aber ihr Gesamteindruck war eher hintergrü n dig, voll verborgener Fragen und Symboliken – fast wie ein Rätsel, dessen Lösung so filigran anmutete, daß er sie in keines der gebräuchlichen Worte fassen konnte. Die formlose Ler-Kleidung, die sie trug und die all das ve r bergen sollte, reizte nur noch mehr seine starken erot i schen Gefühle, die er zunehmend für sie empfand. Er war fest davon überzeugt: Für Ler-Augen war sie jung, hübsch, lebendig und äußerst begehrenswert – und natü r lich zu allem bereit, ohne Gewissensbisse auf beiden Se i ten. Aber für ihn lag die Sache völlig anders.
    Sogleich verdrängte er diesen Gedanken. Er war der Meinung oder wohl eher in dem Glauben, von irgen d welchen Absichten in dieser Richtung frei bleiben zu können. Er wußte nicht einmal, ob sich zwischen ihnen überhaupt emotional oder körperlich etwas abspielen konnte. Das Liebesleben der jungen Ler untereinander war bei den Menschen gut bekannt, dennoch hatte man nur selten von Beziehungen zwischen beiden Arten g e hört. Und wenn es solche Berichte gab, so waren es i m mer dieselben – ähnlich jenen schmutzigen Geschichten kleiner Jungen, deren Vorstellungen und Wünsche leicht den Rahmen von Realität und Möglichkeit sprengten.
    Selbst nach Tausenden von Jahren waren die Ler b e merkenswert lässig in der Handhabung ihrer Liebesb e ziehungen; seltsamerweise drehten sich die Mythen und Legenden immer um die Taten einzelner; nie spielten Liebe und Leidenschaft darin eine übermäßig große Ro l le.
    Han zog sich an, rasierte sich und ging zum Kontrol l raum. Der vordere Teil des Raumes war kein überdime n sionales Sichtfenster, sondern ein Konverterbildschirm, der die reale Außenansicht selbst dann noch wiedergab, wenn sich das Schiff mit Überlichtgeschwindigkeit b e wegte. Darüber hinaus konnte man ihn auf verschiedene Frequenzen des sichtbaren Lichts einstellen. Im Auge n blick war er voll in Betrieb, programmiert auf die gerin g fügig breitere Reflexcharakteristik des Ler-Auges. Das einzige Licht im Kontrollraum ging von diesem Bil d schirm und den Kontrollinstrumenten aus. Liszendir saß regungslos auf dem Pilotensessel und schaute auf das imposante Schauspiel: kein Anzeichen, daß sie sein Ei n treten bemerkt hätte.
    „Hast du früher schon Raumflüge gemacht?“ fragte er, um das Gespräch in Gang zu bringen. Er wußte sehr g e nau, daß sie schon einen gemacht hatte, da es auf Glan z meer weit und breit keinen Ler gab.
    „O ja, mehrmals schon. Aber nie zuvor mit einer solch phantastischen Aussicht“, antwortete sie fast freudig e r regt. Nach kurzem Zögern fuhr sie fort: „Es ist für mich eigentlich nichts Neues; dennoch ist
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