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Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal
Autoren: Ingrid Schmitz
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Fernost?«
    »Mia! Nein! Schwarzarbeiter aus Polen.« Waldemar räusperte sich. Nun musste Mia besonders gut hinhören.
    »Dann … habe ich eine neue Küsterin bekommen. Gerda Walldorf ist nach Frankreich gezogen. Sie hat ihren Traummann auf dem Friedhof kennen gelernt und ist mit ihm auf und davon.«
    »Ist ja spannend. Lag es am Mönchspfeffer? Wo ist der eigentlich geblieben?«
    »Ein Apotheker hat sich die Pflanzen nach Hause bringen lassen. Er verkauft das Pulver in kleinen Mengen gegen Wechseljahrsbeschwerden. Soll ich dir was zurücklegen lassen?«
    Mia schnaubte: »Sei vorsichtig, was du da sagst, das könnte die Telefonverbindung schlagartig unterbrechen. Sag lieber einmal, wie alt deine Küsterin ist und wie sie aussieht.« Waldemar zögerte: »Sie ist 32 Jahre, sympathisch, groß und schlank, lange dunkle Haare, sie sieht aus wie du – in jungen Jahren …«
    »Genug, genug. Ich komme Dienstag vorbei. Ich muss schauen, ob sie eine Gefahr für dich ist.«
    »Miiiiaaaa. Du weißt doch, ich liebe nur Gott und dich.«
    Mias Augen wurden feucht.
    Kaum hatte Mia ihre Neuigkeiten im Schnelldurchlauf erzählt und Waldemar davon überzeugt, dass sie sowieso vorhatte, am Dienstag vorbeizukommen, klingelte es auch schon an der Haustür. Sie verabschiedeten sich schnell, aber herzlich und Mia schaffte es beim vierten Klingeln, die Tür zu öffnen. Gerade noch rechtzeitig. Erfahrungsgemäß drehten dann die meisten Leute wieder ab zum Gehen.
    Nicht so Sameja, sie stand mit einem kleinen Geschenk in der Hand lässig-locker davor und strahlte ihr entgegen.
    Mia freute sich über diesen wunderbaren Tag, so konnten sie alle beginnen.
    *
    Heiner hatte vergeblich versucht seinen Restposten an Kinderspielzeug bei einem Supermarkt loszuwerden, aber der Substitut nahm nur von jedem Teil eins, sozusagen als kostenloses Muster. Heiner kannte diesen Blick und dieses Geschwafel, von wegen: Sie hören wieder von uns. Vermutlich bestückten sie auf diese Art und Weise die Schränke ihrer Mietwohnungen oder Reihenhäuschen, und seine Spielzeugmuster bekamen mit Sicherheit deren Kinder.
    Heiner steuerte den Kombi um die Anrather Kirche herum und fuhr durch die schmale 30-Zone Richtung Clörath, durch die sich auch die Lieferwagen rasant zwischen den parkenden Autos hindurchquetschten. Das war Millimeterarbeit, wenn niemand warten wollte. Die Eisdiele hatte geschlossen, der Kirmesplatz zur Linken war ein Parkplatz, alle waren auf die Wintersaison eingestellt. Vor dem Autohaus auf der rechten Seite standen uralte, alte und neue Modelle. Seiner stand ganz vorne. Nicht nur heute hatte er dort angehalten und sich die Nase an der Scheibe platt gedrückt. Obwohl alle Angaben auf dem Schild standen, musste er sich auch dieses Mal selbst davon überzeugen, ob sein neuer Wagen immer noch das Automatikgetriebe, Autoradio und den angegebenen Kilometerstand hatte. Heutzutage wurde man überall beschissen. Heiner kannte sich da aus. Nein, er würde auch heute nicht reingehen und verhandeln. Sollten die doch zappeln, da war er eisern.

    Heiner fuhr heute die Abkürzung über Clörath, bog links in den Reiherweg, an dem schöne alte Siedlungshäuser standen, und stieß dann nach einigen Kilometern auf die Niers, wo es nur noch links und rechts abging. Heiner fuhr nach links und betrat Minuten später seine Doppelhaushälfte.
    Seit ewigen Zeiten folgte dasselbe Ritual. Er schloss die Tür auf, knallte den Schlüssel auf das Eichensideboard in die Keramikschale, die aus einer Art Scherbenmosaik bestand und eine Lasur aus Sekundenkleber hatte, und rief: »Gitti! Wo bist du?«
    Bei jedem anderen Ehemann hätte es zärtlich geklungen, bei Heiner klang es in etwa so: »Komm heraus, sonst setzt es was. Ich krieg dich ja sowieso.«
    Gitti hatte Heiner nicht gehört. Wie auch. Laute Musik drang aus dem Wohnzimmer. Auf dem Weg dorthin sah er in die unaufgeräumte Küche. Die Töpfe standen nicht gefüllt auf dem Herd, sondern leer und schmutzig in der Spüle. Sie hatten schon gegessen. Heiner riss die Wohnzimmertür auf. Der Qualm schlug ihm entgegen. Gitti und Romeo zuckten zusammen. Romeo lümmelte in seinem Fernsehsessel und hatte ein Bein über die empfindliche Lehne gelegt. Er saugte an der Flasche seines Feierabendbieres.
    »Hoch!«, befahl Heiner.
    Romeo faltete sich langsam auseinander, stellte sich seinem Vater gegenüber und schaute zwischen seinen langen rotblonden Haaren aus nicht mehr nüchternen Augen zu ihm herunter.
    »Hol mir ein Bier!«
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