Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal
Autoren: Ingrid Schmitz
Vom Netzwerk:
und ob sie dir weiterhelfen kann.« Mia versuchte sie wieder zum Lächeln zu bringen: »Westafrika, oh, das hört sich nach Abenteuer an. Ich würde gerne einmal auf Safari gehen. Mit einem Jeep durch die Savanne fahren und wild drauflos schießen.«
    Sameja sah Mia entsetzt an. Sie rückte von ihr ab.
    »Nein, nein, bleib hier, keine Angst, so gewalttätig bin ich nicht. Mit dem Fotoapparat meinte ich, mit meiner Spiegelreflex. Muss doch spannend sein, die wilden Tiere so nah und live zu sehen. Was habt ihr denn da so in Benin?«
    Sameja zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich war noch nie dort.«
    Mia zeigte auf die afrikanischen Kunstgegenstände und Masken.
    »Die sind aus Krefeld, von einem Möbelladen.«

    Nachdem die ersten Trödler gegen 17.30 Uhr langsam die Sachen einpackten und alle anderen Händler damit ansteckten, entstand das gleiche hektische Treiben wie heute Morgen. Mia klappte ihren Rollwagen auf und stellte die fertig gepackten Kartons darauf, legte den schwarzen Unterbettsack darüber. Sie fragte sich nur, wie sie ihm die Luft entziehen sollte, wenn sie keine Pumpe hatte. Aber einem geschenkten Gaul … Obwohl sie gut verkauft hatte, wurde sie das Gefühl nicht los, dass es noch mehr Dinge geworden waren, die sie wieder mit nach Hause nehmen musste. Das Rätsel löste sich schnell. Sie hatte heute wieder neue Dinge angekauft, die sie gut gebrauchen konnte. So gut, dass sie vermutlich auch nach einer Woche auf dem Speicher landeten, um weiterverkauft zu werden. Ein Ende des lustigen Reigens war nicht abzusehen. Mia schwor sich, sofort damit aufzuhören, wenn sie dort mal einen Gegenstand entdeckte, der ihr schon einmal gehört hatte.
    *
    Heiner fuhr um 19.55 Uhr mit seinem Kombi am ›Schwarzen Pfuhl‹ in Neersen vorbei und bog rechts ab, Richtung Innenstadt. Diesmal war es eine Marterstrecke für ihn. Hilla hing ihm am Hals und der Alte am Bein.
    Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen. Hilla hatte bei ihnen zu Hause angerufen, wollte sich wieder mit Gitti versöhnen, die war aber nicht da, und so erzählte sie unaufgefordert, dass sie nun wieder für einen Alten in Neersen sorge, wofür sie eine beträchtliche monatliche Summe bekomme. Der 80-Jährige habe Geld wie Heu und sei auf sie angewiesen. Dieses Gefühl habe sie noch nie gehabt, es gebe ihr Selbstsicherheit und, ja, auch ein wenig Macht.
    Heiner hatte sich nicht für solche Gefühlsduseleien interessiert, aber dass der Alte Geld wie Heu haben sollte, ließ bei ihm sofort das Vertreterherz höher schlagen. Er hatte da etwas für ihn, und so düste er damals zum ersten Mal von Anrath nach Neersen.
    Heiner wusste noch genau, was er dachte, als er das Haus des Alten sah. Er dachte, Hilla hatte mal wieder maßlos übertrieben. Die Hütte war nur groß, aber unscheinbar – von wegen reich, dann betrat er sie und staunte. Ein Raumgestalter hatte sich ausgetobt. Die Marmorböden, edlen Stofftapeten und Schränke, Tische und Kommoden aus wertvollem Mahagoniholz beeindruckten ihn sehr. Abgerundet wurde das Ambiente mit einer Wohnlandschaft aus schwerem Stoff, passend dazu Gardinen und luxuriöse Lampen. Die Ölbilder an den Wänden stammten mit Sicherheit nicht aus dem Kaufhaus.
    So hatte Heiner mit seinen alten Vertreteraugen sofort den Wert taxiert, Rückschlüsse auf den möglichen Kontostand des Alten gezogen und sich unbeobachtet die Hände gerieben.
    Dass die Sache einen Haken hatte, hätte er wissen müssen. Der Alte sah nicht nur aus wie ein Gnom: klein, schmalbrüstig und krumm, sondern er verhielt sich auch so: stur, mürrisch und verletzend. Zudem war er ungepflegt. Es wäre eigentlich Hillas Aufgabe gewesen, aus ihm einen Menschen zu machen.
    Nach stundenlangen Erklärungen und Verhandlungen mit dem Alten, der auch einen Namen hatte, nämlich Stephan Wagner, erklärte dieser sich bereit – zwei Flaschen Rotwein später – in regelmäßigen Abständen eine Großpackung der Pillen abzunehmen, sogar für 10 Jahre. Ohne Vertrag, gegen jährliche Vorkasse. Ein Mann ein Wort – versteht sich. Es war harte Arbeit für Heiner gewesen, aber das immer wiederkehrende Argument, er könne dadurch Arztkosten sparen, hatten ihn schließlich doch überzeugt. Heiner wollte sich an dem Abend ein Taxi nehmen und zurückfahren lassen, aber der Alte hatte darauf bestanden, dass er sein Gast sei. Hilla sollte auch gleich dableiben, und so hatte der Alte Schicksal gespielt, ohne es zu wissen.
    *
    »Da bist du ja endlich! Komm schnell
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher