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Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal
Autoren: Ingrid Schmitz
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rein!« Hilla war zuerst da. Heiner hatte den himmelblauen Fiat schon vor der Tür stehen sehen und sich innerlich auf die Schimpfkanonade vorbereitet. Hätte er gewettet, er hätte für die ersten beiden Begrüßungssätze 100 Euro bekommen, für die nachfolgenden aber nichts.
    Sie warf die Eichentür ins Schloss, dass es rumste. Hilla sah aus, als hätte sie Großkampftag im Putzen. Sie hatte sich in einen alten Kittel gezwängt und an den Händen befanden sich rote, dicke, aber viel zu große Gummihandschuhe. Auf dem Kopf trug sie eine Blümchen-Duschhaube und über die Schuhe je einen Plastikbeutel, mit Einmachgummi befestigt. Sie schob ihr hinten zusammengeknotetes Geschirrtuch wieder als Mundschutz hoch und atmete schwer.
    »Wie siehst du denn aus?«, fragte Heiner.
    »Du solltest dir besser auch etwas suchen. Wir dürfen keine Spuren hinterlassen. Die Sachen vom Alten werden dir nicht passen, hm, am besten ist, du hängst dir ein Bettlaken um. Bleib da stehen, ich hole schnell was. Ach ja, und du brauchst Gefrierbeutel für die Füße – Moment.«
    Sie ging vor in die Küche und kramte in der Schublade. Heiner marschierte durch ins Schlafzimmer. Er ließ Hillas Gezeter an sich abprallen und sah als Erstes zum Bett. Gestern Abend hatte der Alte fiebrig und schweißgebadet darin gelegen. Heute Abend war das Fieber wie vom Tod weggeblasen. Blass und friedlich ruhte Stephan Wagner in den Kissen, man musste genau hinschauen, wollte man ihn erkennen. Er lag da wie ein in die Schrottpresse gekommener Oldtimer, vermutlich mit ähnlich viel Metall im Körper.
    Bei Heiner wollte Panik aufkommen. »Das hast du jetzt davon, das war eine Scheißidee von dir, unauffällig so weiterzumachen, als sei nichts geschehen. Du hättest bei ihm bleiben müssen und ihn versorgen sollen oder einen Arzt rufen, stattdessen kommst du zum Trödeln nach Rheinberg. So etwas Hirnrissiges.«
    Hilla, die absolut nicht weinerlich war, wischte sich mit dem Dreieckszipfel des Handtuchs eine schwerfällige Träne aus dem Auge.
    Heiner konnte sich nicht vom Anblick des Alten lösen. »Du bekommst einen dran, wegen unterlassener Hilfeleistung. In Wirklichkeit wirst du ihn bestimmt totgepflegt haben und willst es mir nun anhängen, was?« Heiner schnappte sich sämtliche Pillenpackungen und seine Pillenbeutel vom Nachttisch und balancierte alles auf den Armen. Es misslang und purzelte auf den Boden.
    Hilla schüttelte den Kopf: »Das nützt dir gar nichts, ein paar von deinen Pillen habe ich gesichert.«
    Heiner bekam einen Schweißausbruch nach dem anderen und kämpfte verzweifelt um seine Unschuld: » Und wieso liegt er mit Klamotten im Bett? Hier stimmt doch was nicht! Hast du ihn die Treppe runtergeschubst und dann ins Bett gehievt?«
    Hilla schnappte nach Luft. »Lenk nicht von deinen Pillen ab. Wer weiß, welche Giftstoffe da drin sind. Komm, zieh dir was über und pack mit an, wir müssen ihn …«
    »Ha, meine Pillen sind Placebos!«
    »Sag ich doch.«
    »Pla-ce-bos, echte Placebos, ohne Wirkstoff. Milchzucker. Können gar nicht schädlich sein.«
    »Was? Ohne Wirkung? Das ist Betrug. Du hast viel Geld dafür kassiert. Außerdem brauchte er doch seine Medikamente, fürs Herz, die Nieren, die Leber … Komm, hilf mir, wir müssen ihn in die Decke einwickeln.«
    »Für wie blöd hältst du mich? Ich habe ihm natürlich gesagt, dass er seine alten Tabletten weiterhin nehmen muss.«
    Hilla zog die Kaschmirdecke vom Stuhl. Eine bunte Mischung aus roten, grünen und blauen Tabletten und Kapseln prasselte auf den Boden. Sie gaben ein geheimnisvolles Muster ab.
    Beide hielten die Luft an.
    Nachdem der erste Schrecken vorüber war, hatte Heiner sich wieder gefangen. Er ging zum Wagen und kam mit einer Pumpe und einem schwarzen Sack wieder. In Vertretermanier führte er vor, wie praktisch dieser Sack war. Er merkte nicht, wie Hilla unter der Duschhaube dampfte.
    »Der ist vollkommen luftundurchlässig und stabil. Gib mir ein paar Handtücher.«
    Sie griff wahllos in den Schrank und reichte ihm einen Packen.
    Heiner betätigte die Pumpe. Ein Heidenkrach entstand. Er rief: »Der Sack übersteht so manchen Transport. Ich habe noch mehr davon im Auto. Kostet das Stück nur …«
    Hilla schrie zurück: »Hör auf damit, sonst brauche ich tatsächlich noch einen – für dich.«
    »Und jetzt?« Hilla drohte vom Schreien heiser zu werden, dabei hatte Heiner die Pumpe längst abgestellt.
    »Jetzt können wir uns Zeit lassen, der hält erstmal dicht. Wir
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