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Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal
Autoren: Ingrid Schmitz
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Club der erfolglosen Vertreter zu gehen.«
    Die beiden lachten, wussten aber nicht, was damit gemeint war.
    »Und deine Mutter? Wie gehts ihr?«, fragte Mia Romeo.
    »Ich soll dich schön grüßen. Sie bedauert es immer noch, dass wir ihr nicht geglaubt haben, aber sie verzeiht uns. Wir haben uns wieder versöhnt. Im Moment befindet sie sich im Kurlaub in Süddeutschland.« Sie hatte es nach Heiners Beerdigung bitter nötig gehabt. Der Arzt attestierte ihr einen Erschöpfungszustand.
    Mia nickte, sagte, dass es kein Wunder sei, nach dem, was sie mitgemacht habe. Romeo schüttelte seinen roten Schopf: »Nein, deswegen nicht. Hilla hatte ihr gesagt, dass sie nie mehr in das Haus zurückkommen könne und wolle, und hat es Mama wieder überlassen. Kennst du Tante Hillas Auffassung von Ordnung?«
    Mia nickte.
    »Dann weißt du ja Bescheid.«
    Um Romeo und Sameja musste Mia sich aber keine Sorgen machen. Die beiden hatten sich bestens erholt.
    Während Romeo dies alles erzählte, zappelte Sameja mit den Beinen oder klopfte mit den Fingern auf die Tischplatte, bis sie endlich an der Reihe war: »Mia, wir fliegen Ende des Monats nach Benin zu meinem Vater. Ich werde das Heimatland meines Vaters kennen lernen. Er hat dort eine Arbeit als Techniker im Krankenhaus bekommen und endlich seinen Frieden gefunden. Wenn ich dich nicht gehabt hätte, würde ich noch heute vergeblich nach ihm suchen. Ich weiß nicht, wie ich dir danken kann.«
    »Och, ich wüsste schon was: Bringt mir ein Voodoo-Püppchen mit. Mal sehen, wofür ich es noch mal im Leben gebrauchen kann.«

    Nachdem Romeo und Sameja sich wieder verabschiedet hatten, nahm Mia sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank. Sie machte es sich auf der Couch gemütlich und sah in die Zeitungen, die sich seit Tagen ungelesen gestapelt hatten. Dann drückte sie auf den Knopf der Fernbedienung. Beinahe hätte sie ihre Lieblingskochsendung verpasst, die sie, wenn es eben ging, verfolgte. Vier oder fünf Menschen aus einer Stadt trafen sich zum ersten Mal und bekochten sich gegenseitig. Jeder war einmal an der Reihe und musste sich ein perfektes Menü ausdenken. Zugegeben, ein bisschen Schadenfreude war auch dabei, warum die Sendung so beliebt bei ihr war. Wenn ihnen der Braten verschmurgelte oder das Dessert nicht gelang, wirkte es sich auf die anschließende Punktezahl aus. Am meisten freute es Mia, dass die mit der größten Klappe und den höchsten Ansprüchen das schlechteste Essen servierten oder in Schweiß gebadet hin und her hetzten. Leider machten die Sendung und das Bier sie stets hungrig. Spätestens in der Werbepause musste sie in die Küche gehen.
    Es klingelte. Diesmal nicht an der Tür, sondern im Telefon. Wie ärgerlich.
    »Magaloff.«
    »Hier auch.«
    Wie lange hatte sie das schon nicht mehr gehört?
    »Wo warst du?«, fragte Bodo.
    »Das könnte ich dich auch fragen.«
    »Bist du noch sauer auf mich?«
    »Iwo. Du bist halt so. Muss ich mit leben oder auch nicht.«
    »Besser doch. Ich habe während meiner Geschäftsreise über uns nachgedacht.« Seine Stimme klang besonders weich und dunkel.
    »Ach ja, wo war denn deine Kollegin? Lag sie neben dir?«
    »Mia. Ich meine es ernst. Warum giften wir uns denn immer wieder nur an?«
    »Bitte nimm das Wort Gift nicht mehr in den Mund. Dagegen bin ich allergisch.«
    »Warst du wieder mit Dingen beschäftigt, die dich nichts angehen?«
    »Wie man es nimmt.«
    »Bevor wir so weitermachen, hättest du morgen Abend Lust auf ein Abendessen? Mit Wein … bei mir? Wir könnten alte – gute – Zeiten aufleben lassen. Es würde mich sehr freuen.«
    »Von wann bis wann? Gibt es feste Zeiten?«
    »Nur, wenn du es möchtest. Ansonsten serviere ich dir auch gerne das Frühstück ans Bett.«
    »Holla, wir sind getrennt Lebende, denk dran.«
    »Öfter, als du glaubst. Bis morgen. Schlaf gut.«
    »Ja, ich bemühe mich. Du hast mir viel zu grübeln gegeben. Ach, Bodo?
    »Ja?«
    »Nimm den Wein rechtzeitig aus dem Kühlschrank.«

    Mia drückte nachdenklich auf den Ausknopf und nahm den Zettel unter der Fernsehzeitung hervor. Sie las ein letztes Mal ihre Anzeige für die Rubrik Bekanntschaften und zerknüllte den Zettel. Das musste sie noch mal neu formulieren – irgendwann.

    Nicht gut formuliert. Nicht gut formuliert. Mia holte den Zettel, den sie hinter dem niederrheinischen Bauerngemälde gefunden hatte. Sie hatte das Gefühl, heute alles aufklären zu können, auch den Sinn der Zeilen. Mia schaute lange darauf und las laut vor. Da
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