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Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal
Autoren: Ingrid Schmitz
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Gitti aufstehen und den Raum verlassen, schrie Hilla, sie solle gefälligst hier bleiben und ihr zuhören. Während ihres Streitgespräches schlug Hilla auf einmal den ellenlangen Bogen zu ihrer Kindheit. Besonders unter ihrem gemeinsamen Vater, der selbst mit 80 Jahren noch das Regiment führen wollte, habe sie sehr gelitten. »Ich habe ihn dafür gehasst, wie er mich herumkommandierte. Vor Angst, etwas falsch zu machen oder fallen zu lassen, machte ich alles falsch und ließ alles fallen, und dafür bekam ich Ohrfeigen. Du warst ja längst aus dem Haus. Hast es ja nicht mitbekommen.«
    »Heiner war genauso herrisch. Wieso hast du dich ihm denn an den Hals geworfen?«
    »Richtig. Er war genauso. Lass mich erst zu Ende erzählen. Als Vater starb, vermisste ich ihn plötzlich. Vermisste den Mann, der alles bestimmte und alles für mich machte, wenn ich es versaut hatte. Deshalb bin ich auch zuerst zu Stephan Wagner gegangen, den ich im Supermarkt kennen lernte. Er hatte einen Schwächeanfall gehabt. Ich trug ihm die Tasche und fuhr ihn nach Hause. Dort räumte ich die Lebensmittel ein, kochte Kaffee und blieb gleich da, als er sagte, ich dürfe nicht eher gehen, bis ich alles wieder aufgewischt hätte. Sein Blutdruck war zwischenzeitlich wieder gestiegen. Er fragte, ob ich nicht regelmäßig zu ihm kommen könnte. Meinte, ich sei jetzt bestimmt aufgeregt und ansonsten eine gute Hilfe, er sei so einsam, außerdem brauche er jemanden zum Herumkommandieren. Was sollte ich denn sonst machen?«
    Gitti zeigte keinerlei Mitleid. Sie kannte ihre Schwester lange genug, wusste, wie sie sich immer als die Märtyrerin darstellte, wenn nichts anderes mehr zog. Sie witterte die Gelegenheit, ihre Schwester doch noch zu überführen, gerade jetzt, da sie selbst den Namen Stephan Wagner erwähnt hatte. Auch Mia wurde plötzlich hellhörig. Sie kam ihr zuvor.
    »Apropos Stephan Wagner«, sagte sie.
    Die Türglocke erklang.

    Sameja und Romeo kamen zurück. Romeo zog seine Jacke aus und warf sie auf den Haken. Gitti beschimpfte ihn, warum er ausgerechnet in solch einer Situation einen Spaziergang machen würde. Hier gehe es um Leben und Tod, und er habe nichts anderes zu tun, als sich mit seiner Liebsten zu amüsieren. Ein schöner Sohn sei er, wenn …
    Romeo schrie zurück. Die Adern an seinem Hals bildeten dicke Wülste.
    Sameja ging dazwischen: »Wir waren in Viersen im Krankenhaus. Ich habe ihn gefahren. Er hat dort etwas zur Beruhigung bekommen und darf sich nicht aufregen.« Sie schob seinen rechten Ärmel hoch und zeigte seine Kompresse, die auf dem Einstich klebte.
    Gitti zischte nur ein ›Schwächling‹ und winkte ab.
    Mia kam es so vor, als hätte sie Heiners Rolle vererbt bekommen. Wenn Romeo sich nicht aufregen sollte, wusste Mia nicht, wie sie es am besten anfangen sollte.
    »Tja, um noch mal auf Stephan Wagner …«
    Schon wieder die Türglocke.
    Mia schloss die Wohnzimmertür hinter sich und ging zur Tür.
    Diesmal stand die Kommissarin davor. Links und rechts an ihrer Seite zwei Schutzpolizisten. Sie sah an Mia vorbei und flüsterte: »Lohnt es sich noch, dass ich komme, oder haben Sie schon alles veranlasst? Wo sind die Geständnisse?« Die Streifenpolizisten bemühten sich, ernst zu bleiben.
    »Wir können uns noch nicht einigen. Vielleicht haben Sie ja eine Idee.«
    »Und ob. Ich habe den Obduktionsbericht von Benecke. Wenn Sie mich reinlassen, verrate ich Ihnen, was drinsteht. Ich gehe mal davon aus, dass Sie als Adoptivkind dabei sein dürfen.«
    Mia fragte sich ernsthaft, ob die Kommissarin das Motto ›Keinen Alkohol und keine Drogen im Dienst‹ auch wirklich ernst nahm.

    Sie gingen alle vier ins Wohnzimmer. Bei Gitti machte sich Entsetzen im Gesicht breit, als sie das Aufgebot an Staatsgewalt sah. Hilla hingegen wurde immer ruhiger.
    »Guten Tag zusammen. Hauptkommissarin Lilo Schütz. Ich werde hier kein Referat halten«, sie sah auf die Blätter, »sondern möchte nur Sie – Frau Stöckskes – bitten, mitzukommen.« Gitti und Hilla fassten sich gleichzeitig ans Herz.
    »Frau Hilla Stöckskes … Bingen meine ich, Entschuldigung. Gegen Sie wird zur Last gelegt, Stephan Wagner vergiftet zu haben. Laut Obduktionsbericht wurde in seinem Körper eine erhebliche Menge des Pflanzengifts Rizin nachgewiesen. Sie waren die einzige Person, die in letzter Zeit Umgang mit ihm hatte. Außerdem haben wir seine Schwester ausfindig gemacht, die ihn identifiziert hat, im Gegensatz zu Ihnen. Sie hat sich sehr darüber
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