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Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok

Titel: Neschan 01 - Die Träume des Jonathan Jabbok
Autoren: Ralf Isau
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Prolog
     
    Die Tränenland-Prophezeiung
    (aus dem Buch Yenoach, 1. Buch der Richter Neschans)
     
    Yehwohs Bote nahm mich mit sich und führte mich in ein fremdes Land. Auch sprach er zu mir: ›Alles, was du siehst, schreibe auf, es ist ein Spiegel künftiger Dinge.‹
    So wandte ich meine Aufmerksamkeit dem Land zu, in das der Bote mich geführt, und siehe, da war ein König. Er regierte sein Volk nicht nur mit Macht, sondern auch in Weisheit, mit Liebe und in Gerechtigkeit, sodass es glücklich war unter seiner Herrschaft.
    Und ich hörte die Stimme des Königs, der sprach: ›Das Land ist groß und das Volk ist zahlreich geworden. Ich will die Menschen fragen, ob es ihnen gut ergeht unter den Fürsten, die ich über sie bestellt habe.‹
    So rief der König Boten aus allen Völkern zu sich und sie erstatteten ihm Bericht. Neunundsechzig gaben ein gutes Zeugnis und der König freute sich über den Wohlstand seiner Untertanen. Dann aber erschien der siebzigste und fiel ihm zu Füßen. ›Mein König!‹, rief er mit klagender Stimme. ›Der Fürst, den du uns gabst, behandelt uns schlecht. Unser Land leidet Not und kein Reisender kann den Bezirk unbeschadet durchqueren, weil der nichtsnutzigen Männer viele geworden sind.‹
    Und der König wurde zornig, als er den ganzen Bericht gehört hatte und er hob an und sprach: ›Ich will einen Verwalter zum Fürsten eures Landes senden, mit meinem Zepter in der Hand, damit eine jede Seele ihn erkenne. Er soll meinen Gesetzen Recht verschaffen und den Fürsten tadeln, auf dass er umkehre von seinem verkehrten Wege. Auch will ich sieben Wachttürme errichten lassen, damit ihre berittenen Posten das Land reinigen von allen Schaden stiftenden Männern. Den Bezirk aber werde ich ›Tränenland‹ nennen, weil ich meine Tränen vergossen habe, wegen all der Abscheulichkeiten darin. Erst, wenn euer Gebiet wieder eins ist mit meinem übrigen Reich und wenn es wieder Frieden hat von all der Bedrückung, werde ich ihm einen neuen Namen verleihen und es wird genannt werden ›Land des Trostes‹.
    Alsdann sandte der König seinen Verwalter in die besagte Gegend, einen Mann von treuem Herzen und starker Hand. Er baute die Wachttürme und tat nach allem, was der König geheißen hatte. Der Fürst des Bezirks war jedoch weiterhin böse in allen seinen Taten und er achtete nicht auf die Anordnungen des königlichen Verwalters, sodass das Volk nicht vollends Ruhe fand und es entzweit blieb zwischen seinem König und dem Fürsten des Tränenlandes.
    So beschloss der König einen anderen Verwalter zu schicken. ›Vielleicht werden sie auf diesen eher hören als auf den ersten‹, sagte er sich.
    Aber weder der zweite noch vier weitere, die der König dorthin sandte, konnten das ganze Volk zur Umkehr bewegen. Es blieb gespalten, denn der untreue Fürst verschaffte sich zahlreiche Anhänger durch Lüge und Bestechung.
    Da erzürnte der König sehr und sprach: ›Nicht mehr länger will ich mit ansehen, wie dieser nichtsnutzige Knecht sich als Herr über mein Volk aufspielt und es dazu verleitet, das königliche Recht zu brechen. Ich will einen siebenten Verwalter auswählen und obwohl noch jung an Jahren, wird er doch mit eisernem Stabe den Fürsten aus meinem Land vertreiben, auf dass das Volk umkehre und mir wieder mit ungeteiltem Herzen diene.‹
    So füllte der König die Hand seines siebenten Verwalters mit Macht, worauf dieser auszog und den Fürsten in Ketten legte und ihn vor den Thron des Königs brachte, damit er Rechenschaft ablege, wegen all seiner Taten der Rebellion. Und der König verurteilte ihn und ließ ihn in einen tiefen Turm werfen.
    Alsdann ging der König hin und sprach: ›Von nun an wird mein Volk wieder Ruhe haben und ich werde meinen treuen Verwalter als Fürsten über das Land setzen, das nicht mehr länger ›Tränenland‹ genannt werden soll; sein neuer Name soll ›Land des Trostes‹ sein.‹ Und weil er wusste, dass das Volk den siebenten Verwalter besonders liebte, fügte er als Mahnung hinzu: ›Sieben waren es, die euer Ungemach trugen und sieben, die dem Handeln des bösen Fürsten Einhalt geboten. Wie ein Haus mit sieben Flächen – einem Boden, vier Wänden und zwei schrägen Dachhälften – habe ich sie um euch gebaut. Wohl ist der siebente Verwalter das Fundament – und ohne Grundlage kann ein Haus im Sturm nicht bestehen –, was aber nutzt ein starker Unterbau ohne Wände und Dach? Nur alle sieben können ein Ganzes bilden. Nur in der Einheit
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