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Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal
Autoren: Ingrid Schmitz
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kann Heiner es nicht mehr bezeugen und Romeo weiß es nicht. Aber alleine die Tatsache, dass du ihn jetzt hast …«
    »Und was ist mit der SMS, die du mir geschickt hast?«, fragte Hilla. »Hier!« Sie kramte ihr geklebtes Handy hervor, klappte es auf und las vor: »Um 14 Uhr vor den Toiletten. Übergib es mir so, dass man es nicht sieht.«
    »Das bedeutet gar nichts.« Gitti lief rot an. »Ich hatte Hilla per SMS gefragt, ob sie mir einen Tampon leihen kann. Ich stecke mitten in den Wechseljahren und bin von, na, du weißt schon … überrascht worden.«
    »Das ist ja die Höhe! Du verlogenes Stück! Keine Ausrede ist dir zu billig.« Hilla hängte ihre Tasche wieder an die Garderobe, schlug dabei mit der schweren Schnalle gegen den Spiegel. Glück gehabt. Mia, die sich das Theater nicht länger anhören wollte, fragte, ob sie mal kurz telefonieren dürfe, und ging mit dem Funktelefon zurück ins Wohnzimmer. Sie hatte damit gerechnet, dass Sameja und Romeo noch hier sitzen würden, aber die waren plötzlich verschwunden. Mia rief Hauptkommissarin Lilo Schütz an und ließ eine Weile klingeln, wartete auf den Anrufbeantworter. Zeit zum Überlegen. Sie ging zurück zu den Schwestern und bat sie, zur Terrasse zu kommen. In der Hand hielt sie wieder das botanische Buch. Mia tippte auf die Staude rechts im großen Kübel. »Gitti, kann es sein, dass Hilla sie dir zwar geschenkt hat – aber ohne böse Absichten – und du in deinem Buch nachgeschlagen hast und auf diese Passage gestoßen bist?« Mia drückte auf die Austaste des Telefons, legte es auf den Tisch neben die ›Ruhe wohl‹-Tabletten und holte ihre Lesebrille hervor. Die Augen waren vor Anstrengung schwächer geworden.
    »Ähm, hier: Die Samenschalen des Wunderbaums sind sehr giftig, da sie das toxische Protein (Eiweiß) Rizin (Lectin) enthalten. Bei der Einnahme kann schon eine Menge von 0,25 Milligramm tödlich wirken, das entspricht wenigen Samen.« Sie zeigte wieder zu der blühenden Pflanze mit ihren großen Blättern. Deutete auf die rotbraunen, mit weichen Stacheln besetzten Kapselfrüchte zwischen den unauffällig grüngelben Blüten. »Damit kannst du ein ganzes Dorf aussterben lassen.« Mia nahm die Brille ab und musterte Gitti.
    »So ein Blödsinn. Ich hatte nach der Pflanze gefragt, weil ich es nicht mit ansehen konnte, wie sie zwischen dem Unkraut verkümmerte. Das ist richtig. Nun weiß ich auch, warum Hilla sie mir so leichtfertig geschenkt hat. Weil ihr eingefallen war, dass sie mir damit den Mord in die Schuhe schieben kann.«
    »Ist ja nicht wahr! So eine Pflanze würde ich mir niemals kaufen. Die ist ja viel zu riesig. Dafür habe ich gar keinen Platz in meinem Garten.« Hilla holte ihr Taschentuch hervor, was auch dieses Mal nicht erforderlich gewesen wäre. Mia erkannte auch bei ihr keine einzige Träne in den Augen.

    Mia drückte auf die Wiederholungstaste. Endlich bekam sie eine Telefonverbindung. Sie hob den Zeigefinger an den Mund und lauschte der undeutlichen Stimme, die ihren Dienstgrad und ihren Namen nannte. Einen Piepton hatte sie nicht gehört, Mia sprach trotzdem. Abgehackt, so, wie sie es immer auf dem Anrufbeantworter machte, da es von ihr höchste Konzentration erforderte, innerhalb von drei Minuten das Wesentlichste zu sagen. Sie gehörte zu der Sorte Frauen, die ein komplettes Band vollsprechen konnten, wenn sie nur um einen Rückruf bitten wollten. »Guten Tag. Hier ist Mia Magaloff. Bitte rufen Sie dringend zurück.«
    »Hal …?«
    »Ich bin in Anrath auf dem Grenzweg, bei Gitti Stöckskes, der Schwester von Hilla Bingen, die Sie ja kennen. Sie waren schon einmal bei ihr, da ging es um den Toten in der Biotonne. Die Lage hat sich zugespitzt. Wir brauchen dringend ihre Hi …«
    »Hallo? Frau Magaloff? Alles in Ordnung? Ich bin am Apparat. Was ist passiert?«
    Mia war erleichtert. »Ich habe Ihre Stimme nicht erkannt. Dachte, es wäre der Anrufbeantworter.«
    »Das lag an meinem vollen Mund. Irgendwann müssen auch wir Kommissare etwas essen. Ist Hilla Bingen denn bei Ihnen?«
    Mia sah sich vorsichtshalber noch einmal um. Gitti und Hilla saßen sich in den Sesseln gegenüber und hypnotisierten sich mit ihren Blicken.
    »Ja, bitte beeilen Sie sich.«
    »Darauf können Sie sich verlassen. Ich bringe sogar noch jemanden mit«, sagte die Kommissarin.
    *
    Es war für Mia nicht einfach gewesen, Gitti und Hilla ruhig zu bekommen. Jedes Mal, wenn Hilla gehen wollte, sprang Gitti auf und versuchte sie daran zu hindern. Wollte
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