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Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal
Autoren: Ingrid Schmitz
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Heiner rempelte sich an ihm vorbei und warf sich in seinen Sessel.
    »Hol es dir doch selbst.« Er schnappte sich die angefangene Flasche Pils und setzte sich außer Reichweite.
    »Es wird Zeit, dass du ausziehst! Nächste Woche bist du hier verschwunden, mit deinen Plörren.«
    »Heiner! Der Junge studiert noch, wovon soll er leben?«
    »Er kann arbeiten gehen, musste ich auch.«
    Romeo lachte ihn aus: »Du hast aber nicht studiert.«
    »Ahhh, so ist das, unser Herr Studierter meint, er sei etwas Besseres! Das kann ich auch, mir in der Kantine den Arsch platt sitzen und in der Aula den Schlaf nachholen.«
    »Das heißt Mensa und Hörsaal.«
    Heiner sprang auf, ging zu Romeo.
    Gitti schrie auf.
    Romeo duckte sich.
    Heiner holte aus. Er riss die Flasche Bier vom Tisch und zog damit wieder ab. Er wollte trinken, dann sah er angewidert auf den Flaschenhals.
    »Sollte ich besser nicht machen, vielleicht bekomme ich noch Aids, wenn ich aus deiner Flasche trinke. Ihr Studenten bumst ja sowieso alle durcheinander.«
    »Heiner!« Gitti hatte sich vom Schreck erholt, bekam sofort den nächsten.
    Romeo sah mitleidig zu seiner Mutter und dann wieder zu Heiner.
    »Kannst du bedenkenlos machen, denn vielleicht hast du dir die Krankheit schon längst bei Tante Hilla geholt.«
    Heiner stockte das Herz. Sekunden vergingen, in denen er erst begriff, was er bei ihr versäumt hatte.
    »Romeo! Was erzählst du da?«
    »Frag deinen Mann, der wird es dir erklären. Wie lange geht es denn schon? Wie lange betrügst du Mutter mit ihr?«
    »Woher weißt du? Ich meine, wie kommst du darauf? Das ist ja lächerlich. Ausgerechnet Hilla! Ich meine, sieh sie dir doch mal an, ein bisschen Ehre hat man als Mann ja auch noch.« Heiner verschluckte sich am Bier und wäre fast daran und an seinen Lügen erstickt.
    Romeo erzählte auf Tag und Stunde genau, wo er die beiden gesehen hatte. Meistens in Neersen, nie in Anrath.
    Heiner hatte zwischendurch immer wieder »Raus! Raus!« gebrüllt, aber es half ihm nicht, Gitti von ihren fürchterlichsten Gedanken abzulenken. Sie musterte Heiner, fragte sich wohl, ob er überhaupt dazu fähig wäre. Bei ihnen war es immer seltener gewesen. Er zappelte im Sessel. Dass sie nie etwas in Anrath gemacht hatten, war ja klar, schließlich war Hilla ihre Nachbarin. Sie wohnte in der anderen Doppelhaushälfte. Aber wieso er es ausgerechnet in Neersen mit ihr machen sollte, darauf dürfte Gitti nicht kommen. Hoffentlich stattete sie Hilla heute Abend keinen Überraschungsbesuch ab. Eher nicht, dachte Heiner weiter, während er sich stumm die Zeitung nahm, seit zwei Jahren hatte sie das Haus nicht mehr betreten, da sie immer noch im Streit mit ihrer Schwester lag.
    *
    Mia wickelte das liebevoll verpackte Geschenk aus und freute sich sehr. Es war eine kleine Dose aus Balsaholz, für die sie sofort Verwendung hatte. Überall flogen ihre Ohrringe und Ohrstecker herum, nun musste sie nie mehr danach suchen, wenn sie die Schachtel nicht verlegte.
    »Herzlichen Dank, Sameja, wie lieb von dir. Komm, setz dich. Es gibt auch eine Überraschung für dich. Ich habe mit meiner guten Bekannten Elke, einer Journalistin von der Tageszeitung, gesprochen, die sich für ein niederrheinisches Projekt im Niger engagiert. Sie fliegt auch dieses Jahr wieder runter und will diesmal Gohomey in Benin besuchen. Elke ist bereit, sich vor Ort nach deinem Vater zu erkundigen.«
    Samejas Augen glänzten vor Rührung, dennoch schien es ihr hoffnungslos zu sein, sie senkte den Kopf. Mia wusste, es hatte ungefähr den Effekt, als würde man am Niederrhein einen Menschen nur nach einem Foto suchen. Es war an der Zeit, sie ein wenig abzulenken. Mia erzählte von einem anderen Projekt in Afrika.
    So beeindruckt Sameja auch war, so nachdenklich wirkte sie am Ende der Berichterstattung.
    »Das ist ja furchtbar, so viele Kinder, die Aidswaisen sind. Weißt du, ich komme mir auch vor wie eine Vollwaise auf höchstem Niveau. Meine Mutter ist mit ihrem neuen Lover auf einer Kreuzfahrt und verleugnet mich, weil sie es ihm nicht antun will, solch einen ›Anhang‹ zu haben und mein Vater ist kurz vor meiner Geburt verschwunden. Vielleicht sollte ich ihn aus dem Gedächtnis streichen, damit ich nicht auch noch von ihm enttäuscht werde. Dabei will ich gar nicht wissen, warum er seine Frau hochschwanger hat sitzen lassen – er wird seine Gründe dafür gehabt haben. Meine Mutter ist ständig unterwegs und keine typische Hausfrau, wie ein Mann seines Kulturkreises es
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