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Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal
Autoren: Ingrid Schmitz
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und brütete.

    Endlich ging die Tür einen Spalt weit auf und wieder zu.
    »Was willst du hier?«, trompetete Hilla durch die Tür. »Mach, dass du wegkommst. Ich will dich hier nicht sehen.«
    »Ich muss mit dir reden. Es geht um das Erbe.« Gitti log gern, wenn es half. Es half leider viel zu selten.
    Hilla riss die Tür auf. »Komm rein.«
    Gitti ließ es sich nicht zweimal sagen und ging eilig durch bis zum Schlafzimmer. »Ist er wieder bei dir?«
    »Wer?«
    »Dein Liebhaber.«
    Hilla hatte schon »Heiner?« auf den Lippen, verkniff es sich aber in letzter Sekunde, stattdessen stellte sie sich dumm, was ihr nicht schwerfiel.
    Gitti sah an den klassischen Stellen nach, hinter der Tür, im Schrank, aus dem ihr nicht Heiner, sondern die gebrauchte Wäsche von vermutlich drei Jahren entgegen fiel. Sie ließ alles liegen, kniete sich vors Bett – vorsichtshalber von Hilla weggedreht – und sah darunter nach. Hustend kam sie wieder hoch. Staub hatte ihre Atemwege verstopft.
    »Spinnst du? Was ist in dich gefahren? Wir haben Streit, hast du das schon vergessen? Du platzt hier rein, als sei nichts gewesen, und durchsuchst meine Wohnung. Was soll das?«
    Gitti ging nicht darauf ein. Beim Rundblick durchs Zimmer schrie sie auf: »Hah!«
    Hilla zuckte zusammen.
    »Da ist ja meine Lampe.« Sie zeigte auf die Stehlampe neben dem Nachttisch, die aus zwei kugeligen Scheinwerfern an der Stange bestand. Das ist ja wohl dreist! Seit den Siebzigerjahren suche ich sie, und hier steht sie, auch noch grau gestrichen.« Gitti griff an eine Kugel und stellte sie richtig. Gelbe Fingerabdrücke blieben zurück. Gitti wischte darüber und bekam rußige Hände.
    Sie putzte die Stehlampe, so gut es ging, mit ihrem Taschentuch sauber, zog den Stecker und bewaffnete sich mit der gelben Lampe, bereit zum Abtransport. Erst jetzt kam sie zur Besinnung, dass es eine völlig blinde Aktion gewesen war, Heiner hier zu suchen, denn Romeo sagte ja, sie hätten sich in Neersen getroffen und nicht hier, direkt nebenan. Gitti stellte Hilla zur Rede.
    »Wie lange läuft es schon mit Heiner und dir?«
    »Bitte?« Hilla brauchte Zeit zum Überlegen.
    »Wo trefft ihr euch? Was ist das für ein Haus in Neersen? Was macht ihr da?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst. Als wenn ich etwas mit Heiner anfangen würde, der ist mir viel zu alt und viel zu dick …« Sie hielt die Hände über ihren Bauch verschränkt.
    »Und zu hässlich«, ergänzte sie schnell mit einem überzeugend dreinschauenden Gesicht.
    »Wie redest du über meinen Mann?«
    »Ich habe nie verstanden, wie du den heiraten konntest.«
    Gitti zuckte mit den Schultern.
    »Kann ich mir mal die Hände waschen?«
    »Wenn du schon in meinen Schrank und unter mein Bett schaust, nur zu.«
    Gitti ging den Flur zurück zum Bad. Sie kannte sich bestens aus, da die Wohnräume haargenau so aufgeteilt waren wie ihre. Trotzdem gab es einen erheblichen Unterschied: Ihre Räume waren sauber und ordentlich, und man konnte die Fenster erkennen und rausschauen.
    Gitti hielt die Luft an, als sie das Bad betrat. Überall rote, kurze Haare und Zahnpastakleckse im Waschbecken. Der Spiegel war trübe und mit Spritzern übersät. Aus dem Seifenspender quetschten sich winzige, zähflüssige Tropfen durch die Verkrustung.
    Gitti sah sich nach einem Handtuch um. Auf dem Wäschekorb lag eins, welches ihr ebenfalls bekannt vorkam. Der eingestickte Name »Gitti« bestätigte es ihr. Hilla hatte damals auch 10 Stück mit einem »Hilla« bekommen, damit die Frotteetücher nicht verwechselt wurden. Sie zog das Handtuch mit zwei Fingern vom Korb, wollte eine saubere, freie Stelle suchen, da fiel ein rosafarbener, in zwei Teile gerissener Brief herunter. Sie hob ihn auf und las: »An Heiner.« Das gemalte Herzchen daneben verwandelte sich vor ihren Augen in einen Dolch.
    Gitti steckte den Brief ein und versuchte sich zu beherrschen. Sie wischte die nassen Hände an ihrem Rock ab, bevor ihr vom Handtuch völlig schlecht wurde, und ging hoch erhobenen Hauptes wieder zu Hilla, die sie einmal mehr mit ihrem Handeln verletzt hatte.
    »Eigentlich habe ich es mir auch nicht vorstellen können, dass du etwas mit Heiner hast, so schlecht, wie er über dich spricht. Er hat recht damit, wenn er dich als faule Schlampe bezeichnet. Du solltest dich was schämen! Anstatt den ganzen Tag faul rumzusitzen, solltest du lieber arbeiten gehen und etwas im Haushalt tun.«
    Hilla stand da mit roten und aufgeblähten Wangen, sah aus wie eine Putte mit
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