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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung
Autoren: Jean G. Goodhind
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dass Sie in den meisten meiner Geschichtskurse waren und dass Sie sich sehr für Ahnenforschung interessieren.«
    »Klar doch. Gut zu wissen, wo du herkommst, wer dein Papa war und so Zeugs.«
    »Das ist es ganz bestimmt«, sagte der Professor. Er hielt inne, und seine Gedanken wanderten wieder zu den Forschungen, die er zu seiner eigenen Familiengeschichte betrieben hatte.
    »Wissen Sie, wo Sie herkommen, Professor?«
    »Ja. Es hat mich einige Anstrengungen gekostet, aber es hat sich gelohnt. Wenn Sie sich auch draußen weiter mit diesem Thema beschäftigen möchten, vielleicht sogar studieren und einen Abschluss machen …?«
    Der Mann hieß Wes Patterson, meinte sich Jake zu erinnern. Jetzt schaute er ihn an.
    »Vielleicht schon.«
    »Nun, wenn Sie sonst nichts vorhaben …«
    Jetzt tobte der Sturm noch wilder, peitschte Wasser und von den Bäumen gerissene Äste über die Straße. Inzwischen war der Regen in einen heftigen Schneeregen übergegangen, und die Graupeln prasselten gegen die Windschutzscheibe.
    Der Wagen kam ins Schleudern.
    »O Gott, das war knapp«, japste der Professor atemlos. Das Herz pochte ihm in der Brust, und ihm stand der Schweiß auf der Stirn.
    Vor ihnen war die Straße gesperrt, und die Polizei hielt den Verkehr an, leitete die wenigen Autos, die noch unterwegs waren, nach rechts um. Das Rehabilitationszentrum für Ex-Strafgefangene lag geradeaus. Jake Truebody bog ab, wie die Polizei ihn angewiesen hatte.
    »Mistwetter für die Jahreszeit. Weihnachten sollten wir richtigen Schnee haben«, sagte er, sobald er sich wieder ein bisschen beruhigt hatte.
    Wes Patterson stimmte ihm zu. »Wirklich schlimm, dieser Sturm. Soll wohl noch schlimmer werden, habe ich gehört.«
    Diese Aussicht schien ihn zu erfreuen. Der Professor meinte festzustellen, dass der ehemalige Gast der staatlichen Gefängnisbehörde langsam etwas auftaute. Es war ja keine Überraschung, dass Leute, die lange eingesperrt waren, zunächst nach der Freilassung ein wenig schüchtern waren. Bisher hatte das Gefängnis alles für sie gemacht. Sich wieder ans freie Leben zu gewöhnen, das war keine leichte Aufgabe. Es war, als hätte man eine schützende Decke verloren. Plötzlich musste man wieder selbst denken und sich unter die anständigen Menschen mischen.
    »Ich glaube, wir schaffen es heute nicht, Sie ins Rehabilitationszentrum zu bringen«, sagte der Professor. »Es wird wohl das Beste sein, wenn wir jetzt zu mir nach Hause fahren. Sie können da übernachten. Ich rufe noch heute Abend oder morgen früh im Reha-Zentrum an und erkläre, was das Problem war – obwohl die das eigentlich selbst sehen müssten, wenn sie aus dem Fenster schauen«, fügte er trocken hinzu.
    Der athletische Mann, der neben ihm saß, schien vor Erleichterung zu seufzen. »Wie Sie meinen, Professor. Ich bin mir sicher, dass wir es bei Ihnen zu Hause sehr bequem haben werden.«
    » Vielleicht können wir über Ihre weiteren Pläne bezüglich Ihrer Geschichtsstudien sprechen«, sagte Jake fröhlich undbemerkte, dass der Mann gesagt hatte, dass » wir es bei Ihnen zu Hause sehr bequem haben werden«.
    »Ganz bestimmt können wir das«, sagte Wes. »Und Ihr Interesse weiß ich wirklich sehr zu schätzen. Ich glaube, mir würde am besten frühe amerikanische Geschichte gefallen. Ich interessiere mich besonders für die ersten Siedler und ihre Beziehung zu den Indianern, auf die sie trafen.«
    Der Professor nickte. Der Mann fand sich zurecht, gewann sein Selbstbewusstsein zurück.
    »Eine gute Wahl. Eine sehr gute Wahl.«
    Jake Truebody schwoll vor Zufriedenheit an. Im Gefängnis hatten sie Wes Patterson »Die Legende« genannt. Andere hatten gedacht, dass es etwas mit seinem Verbrechen und der Art und Weise zu tun hatte, wie er die juristischen Aspekte seines Falls gehandhabt hatte. Er hatte einen Verfahrensfehler gefunden, der nicht einmal seinem Verteidiger aufgefallen war.
    Jake hing eher der Ansicht an, dass der Spitzname von dem Interesse herrührte, das Wes der Geschichte entgegenbrachte.
    »Sie werden damit wunderbar klarkommen, Wes.«
    »Wirklich?«
    »Ich garantiere Ihnen, Sie werden nicht mehr rückfällig werden.«
    »Ach ja?«
    Der Mann schien ihm nicht zu glauben. Aber Jake war sich sicher. Wes Patterson würde nie wieder ein Verbrechen begehen.
    Wes Patterson jedenfalls war klar, dass er das richtige Thema angesprochen hatte. Sein Freund Sheldon hatte ihm das geraten. Sheldon wusste sehr viel über Geschichte, obwohl er nicht ganz richtig
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