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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung
Autoren: Jean G. Goodhind
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im Kopf war. Jeder, der sich für die Reinkarnation eines längst verstorbenen Indianers hielt, musste doch eine Schraube locker haben, oder nicht? Na ja, es war nicht immer ein Indianer. Manchmal waren es andere Leute, historische Persönlichkeiten, von denen Wes noch nie etwas gehört hatte.Manchmal war Sheldon auch ein Vampir oder ein Gespenst; er interessierte sich zudem für das Paranormale, nicht nur für Geschichte, und sie waren prima Kumpels gewesen. Das war das Beste daran.
    Das Wetter wurde nicht besser. Äste und rollende Mülleimer wurden vom Sturm die Straßen entlanggetrieben, als wären es Papierschnitzel. Keine Menschenseele war zu sehen, kein Hund, keine Katze, kein Vogel.
    Professor Truebody schaute vorsichtig durch die Windschutzscheibe seines japanischen Autos, war auf alles gefasst, würde jedes Problem angehen, das sich ihm auf der Fahrbahn entgegenstellte. In der Straße, wo er wohnte, war nirgends Licht.
    »Sieht ganz so aus, als hätten wir keinen Strom«, sagte der Professor überflüssigerweise, während er in seine Einfahrt einbog.
    Er hielt eine Sekunde inne, die Hand schon am Türgriff, während er auf den dunklen Umriss seines Hauses schaute. Plötzlich blitzte in einem Fenster eine Taschenlampe auf und war sofort wieder verschwunden.
    »Stimmt was nicht, Professor?«
    Jake kniff die Augen zusammen. Jetzt war kein Licht mehr zu sehen. Alles war dunkel.
    »Ich dachte, ich hätte drinnen Licht gesehen. Das muss ich mir eingebildet haben.«
    Seine Papiere fest unter den Arm geklemmt, während die dicke Aktentasche ihm gegen das Bein schlug, machte sich Jake Truebody auf den Weg zu seiner Haustür, schloss sie auf und trat ins Dunkel. Wes Patterson folgte ihm und konnte sein Glück nicht fassen.

Eins
    Auf der anderen Seite des Atlantiks in der Stadt Bath war das Wetter eiskalt. Der Raureif hatte sich wie Zuckerguss auf die Mansardendächer der Gebäude aus dem 18. Jahrhundert gelegt. Jede Nacht wurde die Schicht, die tagsüber nicht abtaute, ein kleines bisschen dicker. Es sah nach Schnee aus.
    Honey Driver kaufte ein und war nur mit sich und ihrer Geschenkeliste beschäftigt. Aber das sollte nicht lange so bleiben.
    »Der ist es! Der war’s, der den Rentieren die roten Nasen angeklebt hat! Ich habe eine in seiner Tasche gesehen!«, rief jemand.
    Überraschte Aufschreie ringsum, weiße Atemwolken standen vor offenen Mündern.
    »Haltet ihn!«, brüllte jemand anders.
    Honey Driver wirbelte herum. Als Verbindungsperson zwischen dem Hotelfachverband und der Kripo hatte sie zwar sonst mit Vandalismus nichts zu tun, aber jetzt war sie eben zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
    Die Anschuldigung hatte den jungen Mann sehr erschreckt, der neben einem der Glasfaser-Rentiere stand.
    »Keine Bewegung!«, brüllte Honey und bereute das, sobald sie es gesagt hatte, denn der Typ war größer als sie. Sie brauchte Unterstützung. Mit großem Schwung zog sie aus ihrer Einkaufstasche das Baguette, das sie gerade gekauft hatte, und schwenkte es wie einen Baseballschläger über dem Kopf.
    Der junge Mann mit der halb geöffneten Sporttasche warf einen Blick auf sie und rannte weg.
    »He! Komm sofort zurück!« Honey jagte ihm hinterher. Zum Glück trug sie flache Stiefel. Mit Absätzen hätte sie das nie im Leben geschafft.
    Überall in der Stadt hatten die Leute Tag für Tag das Gleiche entdeckt: Über Nacht hatte jemand den Glasfaser-Rentieren, die man ringsum aufgestellt hatte, rote Nasen angeklebt. Schlimmer noch, sie waren mit Sekundenkleber befestigt und nur mit größter Mühe wieder zu entfernen. Die Verbreitung der roten Nasen hatte im Bath Chronicle und in der Western Daily Press Schlagzeilen gemacht. Die Rentiere waren Teil einer Spendensammelaktion. Sie waren etwas über einen Meter hoch und von VIPs und Künstlern verziert worden. Nun standen sie überall in der Stadt herum: an den Eingängen zu den Parks, an irgendwelchen Geländern und an beiden Enden des Royal Crescent.
    Der Artikel auf der Titelseite des Bath Chronicle deutete an, dass jemand genau wusste, wer hinter diesen üblen Streichen steckte, und die Täter schützte.
    Wenn ich ihn erwische, komme ich auch auf die Titelseite, überlegte Honey, während sie dem jungen Mann durch eine Geschäftsarkade hinterhersprintete, die eine Hauptstraße mit der anderen verband. Beim Anblick ihrer hoch über den Kopf erhobenen Baguette-Waffe gaben ihr die einkaufenden Menschen schnell die Bahn frei.
    Der Verfolgte flitzte auf das elegante
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