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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung
Autoren: Jean G. Goodhind
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irgendwas anderes hatte er sich wohl eher selten gewaschen. Mary Jane teilte sich ihr Zimmer mit Sir Cedric, obwohl man natürlich seine Anwesenheit nicht bemerkte. Nur Mary Jane konnte sehen, wie er durch die Wände spaziert kam oder aus dem Kleiderschrank auftauchte. Niemand konnte es beweisen oder widerlegen, aber schließlich war die lange, schlaksige und sehr exzentrische Kalifornierin Professorin für das Paranormale und hielt sich daher für eine ausgemachte Expertin. Alle anderen tolerierten ihre exzentrische Art und stellten Sir Cedrics Existenz nie in Frage.
    Mary Jane packte ihre Sachen zusammen, stand vom Stuhl auf und reckte den mageren Körper. »Ich muss jetzt wirklich weg. Aber mach dir keine Sorgen wegen deiner Haare, Honey. Sieh es mal so: Du brauchst bei dieser Haarfarbe keine Verkleidung mehr, wenn du zu einem Kostümfest gehst.«
    »Klar. Ich kann als Clown gehen. Perücke benötige ich keine mehr.«
    »Ach, komm schon, Kopf hoch!« Sie strich Honey über die Schulter und schüttelte sie dann ein wenig, als wollte sie dadurch alle Verzweiflung aus ihrem Körper vertreiben. »Komm schon. Du wirst mit Verbrechen fertig. Dann wirst du damit auch fertig.«
    Das tröstete Honey nicht. »Mein Haar ist ein Verbrechen. Sieh’s dir doch mal an!«
    Sie wollte noch hinzufügen: Und das ist alles deinetwegen. Aber sie verkniff sich das. Ehrlich gesagt, sie hattegenauso viel Schuld daran. Kurz vor Weihnachten musste eben alles besonders schnell gehen.
    »Das werden die Leute einfach als vorweihnachtlichen Wahnsinn begreifen – so wie andere blinkende Rentiergeweihe und falsche Weihnachtsmannbärte tragen. Das machen wir doch alle. Außerdem musst du ja gar nicht viel vor die Tür«, sagte Mary Jane wegwerfend. »Keine Verbrechensbekämpfung und so.«
    Honey musste zugeben, dass Mary Jane mit den Rentiergeweihen recht hatte. Die alte Dame trug selbst eins, und das grell leuchtende Rot biss sich mit ihrem Hausanzug in Pistaziengrün und schrillem Pink.
    Honey seufzte abgrundtief – bis in die rentierförmigen Hausschuhe hinein – und hoffte, dass Mary Jane auch sonst recht hatte. Denn niemand würde sie als Amateurdetektivin für voll nehmen, wenn sie mit diesem Karottenkopf auftauchte. Das wollte sie nun wirklich nicht. Sie wollte, dass man sie für eine ernste Bekämpferin schwerer Verbrechen hielt, auch wenn sie sich anfänglich überhaupt nicht so gefühlt hatte.
    Man hatte ihr den Posten als Verbindungsfrau zwischen dem Hotelfachverband von Bath und der Kriminalpolizei vor geraumer Zeit mehr oder weniger aufgedrängt.
    Casper St. John Gervais, der Vorsitzende des Hotelfachverbandes, hatte sie damals vor der Jahresversammlung bedrängt, diese Aufgabe zu übernehmen. Eigentlich hatte sie nicht gewollt, aber da sie gerade beinahe eine halbe Flasche Shiraz getrunken hatte, war sie in einer Laune, in der sie noch ganz andere Aufgaben übernommen hätte.
    Kurz darauf hatte sie bei einer Auktion eine Unterhose, einen Liebestöter, ergattert, die angeblich Königin Viktoria gehört hatte. Im Hochgefühl dieses Triumphes hatte sie Casper ihre Zusage noch einmal bestätigt. Die Unterhoseder Königin von England und Kaiserin von Indien war ziemlich groß gewesen. Der Preis war entsprechend, aber Honey war trotzdem hochzufrieden gewesen. Der Tag war phantastisch gelaufen – bis Casper anrief und sie daran erinnerte, was sie neulich abends versprochen hatte. So war sie zu diesem Posten gekommen. Casper hatte es geschickt eingefädelt. Er hatte sie bestochen.
    »Ich garantiere, dass es nicht zum Schaden des Green River Hotel sein wird, wenn Sie meinen Vorschlag annehmen«, hatte er ihr zugeraunt.
    Wie konnte sie da ablehnen. Es ist ja nur für eine Weile, hatte sie sich gesagt. Im Januar und Februar liefen die Geschäfte immer ziemlich flau. Sie wäre verrückt gewesen, das nicht anzunehmen.
    Entgegen ihren Erwartungen hatte ihr die Aufgabe gefallen. Ebenso hatte ihr der leicht reizbare Kriminalpolizist, Detective Inspector Steve Doherty, gefallen, der kernige Typ mit dem guten Aussehen, dem Dreitagebart und dem coolen Benehmen. Erst hatten sie sich ziemlich gekabbelt, aber jetzt hatten sie sich zusammengerauft und rauften nur noch privat.
    »Sieht es wirklich so schrecklich aus?« Wenn sie die Augen fest zusammenkniff, wirkte die Farbe nicht mehr halb so grell.
    Sie hoffte auf Bestätigung. Sie hoffte vergebens. Mary Jane schaute, blinzelte nervös und ging in Richtung Tür.
    »Ich bespreche das mal mit Sir
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