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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung
Autoren: Jean G. Goodhind
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Wellness-Zentrum der Stadt zu, das man erst kürzlich umfassend renoviert hatte. Von dem Whirlpool oben auf dem Dach konnte man die ganze Stadt überblicken. Der junge Mann bog um eine Ecke, wo sich früher eine schmale Durchgangsgasse befunden hatte – die nun aber zu seinem Pech zur Sackgasse geworden war.
    Honey prallte gegen ihn.
    Das verschlug ihm den Atem, die Knie wurden ihm weich, und er sackte gegen eine Mauer.
    »Nicht schlagen!«
    Er hatte die Arme schützend über den Kopf gehoben. Seine Augen waren auf das Baguette gerichtet.
    Das Brot blieb jedoch nur noch ein paar Sekunden aufrecht in der Luft, ehe es in der Mitte durchbrach und eine Hälfte nur noch traurig zur Seite hing.
    Der junge Mann schaute überrascht. Sein Mund stand vor Staunen offen.
    Honey strahlte triumphierend. »Hab ich dich erwischt, Bürschchen!«
    »Nur nichts umkommen lassen«, murmelte sie vor sich hin, brach das Weißbrot endgültig in zwei Hälften und verstaute diese in ihrer Einkaufstasche.
    Der junge Mann war wie versteinert.
    »Was wollen Sie?«
    Er hatte große braune Augen und lange Wimpern und erinnerte sie ein bisschen an einen Spaniel. Sie hatte eine Schwäche für Spaniels, konnte sich aber gerade noch zurückhalten, ehe sie ihm den Kopf tätschelte.
    »Dich! Ich will dich!«
    »Sie sind ja verrückt!«
    Honey war außer Atem, aber auch wirklich high. Sie konnte die Schlagzeile schon vor sich sehen: »HOTELBESITZERIN SCHNAPPT DEN VANDALEN MIT DEN ROTEN NASEN.«
    Erst einmal brauchte sie sein Geständnis. Jemand hatte doch gerufen, dass er eine rote Plastiknase in der Sporttasche gesehen hatte, die der junge Mann bei sich trug. Außerdem hatte er sich mit einem Arm lässig an eines der Rentiere gelehnt, ehe er – zweifellos – seine üble Tat begehen wollte. Die Tasche mit dem Beweisstück lag zu seinen Füßen.
    »Zeig’s mir«, forderte sie ihn auf und drückte ihn mit einem Arm an die Wand.
    Er starrte sie an. »Keine Chance! Von Frauen wie Ihnen habe ich schon gehört.«
    »Ach ja?«
    »O ja. Alte Mädels, die hinter jungen Männern herrennen und scharf auf ihren Körper sind. Pervers, das sind Sie!«
    Da war endlich der Groschen gefallen. Der Idiot glaubte, dass sie einen Blick auf sein bestes Stück werfen wollte!
    »Träum weiter! Und das mit dem alten Mädel kannst du auch vergessen. Ich hab dich eingeholt, oder nicht? Also, jetzt zur Sache! Du hast eine rote Nase in deiner Tasche da unten. Ein Passant hat sie gesehen.«
    »Nein, das ist keine rote Nase!«
    »Ich nehme an, jetzt willst du mir gleich weismachen, dass du nicht der Mistkerl bist, der rote Nasen an all die Rentiere geklebt hat, Rentiere, die übrigens verkauft werden sollen, um Geld für wohltätige Zwecke einzubringen!«
    »Nein, das bin ich wirklich nicht. Ich bin Installateur.«
    »Beweis es mir!«
    Er schaute sie misstrauisch an, beugte sich nach unten, zog den Reißverschluss seiner Tasche auf und brachte einen Schwimmer zum Vorschein, eines dieser kugelförmigen Dinger, die an einer Stange hängen und im Wasserkasten einer Toilette die Wasserzufuhr steuern. Es war ein roter Schwimmer.
    In der Tasche befanden sich auch noch Werkzeuge, Klebeband, Messingteile, alles Dinge, die ein Installateur benutzte. Von roten Nasen keine Spur.
    Honey kaute auf der Unterlippe herum. Mein Gott, wie peinlich! Das Ding war eindeutig ein Schwimmer und keine rote Nase. Sie fühlte sich zu Wiedergutmachung verpflichtet.
    »Ähm«, begann sie mit leichtem Zögern. »Also. Ich habe in der Damentoilette in meinem Hotel ein Klo, das ein kleines Leck hat. Könnten Sie vielleicht mal bei mir vorbeischauen? Ich zahle Spitzensätze.« Das war das mindeste, was sie tun konnte.
    Der junge Installateur zog rasch den Reißverschluss seiner Tasche wieder zu. Was er als Nächstes sagte, war kurz und knapp und kam von Herzen. Und mit diesem kernigen Fluch war er auch schon verschwunden.

Zwei
    Honey erzählte all das Mary Jane, die ihr gerade die Haare mit Colorierung in einer subtilen Schattierung von Kastanienbraun einstrich. Zumindest hatte Mary Jane ihr versichert, dass es Kastanienbraun war, ob es auch subtil war, würde sich noch herausstellen.
    Als Dauergast im Green River Hotel gehörte die alte Dame, die in Kalifornien Professorin für das Paranormale gewesen war, inzwischen beinahe zur Familie. Über ihre Zwiegespräche mit Gespenstern, ihr rosa Cadillac-Coupé und ihre schrillbunte Kleidung wunderte sich schon längst niemand mehr.
    Mary Jane war der Meinung, dass
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