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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16
Autoren: Der Sklavenplanet
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Teil I: Manticore
    1
     
    »Ich bin wirklich nervös, Daddy«, wisperte Berry mit einem fast verstohlenen Blick auf die prächtig uniformierten Soldaten. Auf ganzer Länge des Korridors, der zum privaten Audienzzimmer von Königin Elisabeth III. führte, schienen sie Spalier zu stehen.
    »Unnötig«, entgegnete Anton Zilwicki barsch, während er unerschüttert zu der großen Flügeltür am Ende des Ganges weiterging. Die beiden Türflügel bestanden wie auch viele Möbel im Mount Royal Palace aus Ferran. Schon aus dieser Entfernung, die noch immer beträchtlich war, konnte Anton mühelos nicht nur die charakteristische Maserung erkennen, sondern auch die traditionellen Schnitzmuster. Ferranholz stammte aus dem Hochland seines Heimatplaneten Gryphon, und in seiner Jugend hatte er, wie die meisten gryphonischen Highlander es irgendwann taten, recht oft mit dem Material gearbeitet.
    Ein Teil von ihm - seine rationale, berechnende Seite, die eine wichtige Komponente seiner Persönlichkeit ausmachte - freute sich beim Anblick des Holzes. Die hölzernen Türen und noch mehr die Schnitzarbeiten wiesen subtil darauf hin, dass die Winton-Dynastie ihre Untertanen in den gryphonischen Highlands ebenso sehr wertschätzte wie gebürtige Manticoraner. Gleichzeitig aber musste Anton daran denken, wie sehr er als Junge die Arbeit mit dem Holz verabscheut hatte. Der Stamm des Wortes ›Ferran‹ war ein nicht sonderlich kunstvoll verbrämter Hinweis auf seine auffälligste Eigenschaft, sah man von der hübschen Maserung und der satten Farbe einmal ab.
    Die gewaltigen harten Muskeln in Antons Unterarmen waren das Produkt seines Gewichtheberprogramms als Erwachsener; doch schon als Junge war er sehr kräftig gewesen. Von Schwächlingen ließ sich Ferran nicht bearbeiten. Das Zeug war beinahe so hart wie Eisen und von Hand ungefähr genauso leicht zu formen.
    Antons Lippen zuckten. Genau diese Eigenschaft - oder ein Charakteristikum, das aufs Gleiche hinauslief - wurde ihm nicht nur gelegentlich, sondern immer wieder vorgeworfen. Zum Teufel mit dir, Zilwicki! Hart wie Stein und ungefähr genauso leicht zu bewegen!
    Zuletzt am gleichen Morgen, wenn er ehrlich war, und zwar von seiner Geliebten Cathy Montaigne.
    »Ich glaube, Mommy hatte Recht«, flüsterte Berry. »Du hättest deine Uniform anziehen sollen.«
    »Sie haben mich auf Halbsold gesetzt«, knurrte er. »Und da soll ich ausgerechnet diese alberne Paradeuniform tragen - die unbequemste Kleidung, die ich besitze? Wie ein Pudel, der Männchen macht, damit Herrchen ihm verzeiht?«
    Die Nervosität, mit der Berry die Gardisten betrachtete, war nun eindeutig der Verstohlenheit gewichen; insbesondere galt das jedoch für die Blicke, die sie auf die vier Soldaten warf, die ihnen in einigen Schritten Abstand folgten. Offensichtlich rechnete die Halbwüchsige bereits damit, dass das Leibregiment sie auf der Stelle festnahm, und zwar wegen ...
    Wie immer der komplizierte juristische Ausdruck auch lautete, der das Vergehen bezeichnete, sich in Gesellschaft des respektlosen Rüpels Anton Zilwicki zu befinden und zudem seine Adoptivtochter zu sein.
    »Die Queen hat dich aber gar nicht aufs Trockene gesetzt«, zischte sie hastig, als könnte sie mit dieser Gegenerklärung die eigene Unschuld unterstreichen. »Das hat Mommy dir den ganzen Morgen gesagt. Ich hab sie gehört. Sie war ziemlich laut.«
     
    Was Anton augenblicklich durch den Kopf ging, war eine milde Freude, weil Berry mit ›Mommy‹ Cathy Montaigne meinte. Technisch betrachtet war sie natürlich nicht ihre Mutter. Berry und ihr Bruder Lars waren von Anton adoptiert worden, und da Cathy und er nicht verheiratet waren, konnte man Cathy offiziell allenfalls als .. . ja, als was bezeichnen?
    Erneut zuckten seine Lippen. Daddys Freundin vielleicht. Geliebte vielleicht, wenn man einen gehobeneren Ausdruck suchte. Cathy bezeichnete sich selbst in passender Gesellschaft gern als ›Antons Betthäschen‹. Die frühere Gräfin of the Tor amüsierte sich wie ein Kind, wenn die gequälten Ausdrücke auf die Gesichter der feinen Gesellschaft krochen.
    Berry und Lars, in dem Höllenloch aufgewachsen, das man das Alte Viertel in der Erdhauptstadt Chicago nannte, bedeuteten die rechtlichen Fragen nichts. Nachdem Antons Tochter Helen sie in den Katakomben unterhalb Chicagos gefunden und ihnen das Leben gerettet hatte, waren Berry und Lars von den Zilwickis aufgenommen worden und hatten dort die erste Familie gefunden, die sie je besaßen. Und
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