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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern
Autoren: Lisa Scott
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hervor. Es ist ein fesselnder, elektrisierender Anblick, insbesondere in einem Gerichtssaal. Wenn man erlaubt, dass die Geschworenen derart abgelenkt werden ... «
    »Was soll das?«, donnerte Richter Hoffmeier. Er reckte den Hals und tastete nach einem Hammer. »Ruhe! Ruhe!Herrgott noch mal, junger Mann, ziehen Sie sich an! Legen Sie Ihre Kleidung an!«
    Matt sprang auf die Beine und donnerte mit der Faust auf den Tisch. »Einspruch, Euer Ehren! Das ist eine Ungeheuerlichkeit!
    Im Zuschauerraum setzten tumultartige Unruhen ein, als der nackte Mann seinen Trenchcoat aufhob und davonlief. Mit wedelnden Armen hechtete er den Mittelgang entlang und zu den Doppeltüren hinaus, der Gerichtsdiener dicht auf seinen Fersen. Die Zuschauer brachen in spontanen Applaus aus, und Anne beschloss insgeheim, dem jungen Mann eine Prämie zu zahlen.
    »Ruhe!« Abermals klopfte der Richter mit dem Hammer auf den Tisch. »Ich verlange Ruhe in meinem Gerichtssaal! Sie werden sich jetzt alle beruhigen! Sofort! « Er legte den Hammer zur Seite, und sein Gesicht verlor allmählich die rote Farbe. Er rückte seine Brille zurecht und funkelte Anne an. »Ms. Murphy, ich traue meinen Augen nicht! Haben Sie diese lächerliche Einlage arrangiert?«
    »Betrachten Sie es als Veranschaulichung, Euer Ehren. Es beweist meine Begründung, dass alles innehält, wenn ein nackter Mann den Gerichtssaal betritt ...«

    »War das  Mr. Leaver? «,  wollte Richter Hoffmeier mit geweiteten Augen wissen.
    »Nein, der junge Mann arbeitet für  Strippergram.  Er singt auch, aber das war in diesem Fall nicht nötig.«
    »Ich protestiere, Euer Ehren!«, gellte Matt, aber Richter Hoffmeier winkte ab, ohne den Blick von Anne abzuwenden.
    »Ms. Murphy, wollen Sie mir etwa sagen, dass Sie einen  Stripper bezahlt haben, um heute hier aufzutreten?
    »Wer würde sich sonst für Geld ausziehen? «
    »Ms. Murphy!  Dafür könnte ich Sie wegen Missachtung des Grichts  belangen! Sie ins Gefängnis schicken! Mein Gerichtssaal ist keine Peepshow! «
    »Es tut mir Leid, Euer Ehren, aber mir fiel keine andere Möglichkeit ein, wie ich es Ihnen sonst hätte verdeutlichen können. Sehen Sie sich doch nur um.« Anne wies auf den Zuschauerraum, in dem noch immer lärmende Unruhe herrschte. Einige Leute standen, andere saßen, alle lachten und unterhielten sich. »Sehen Sie? Der nackte Mann ist nicht mehr da, aber trotzdem sind immer noch alle von ihm abgelenkt. Ich habe gerade eine stichhaltige rechtliche Begründung abgeliefert, als er seinen Mantel fallen ließ, dennoch hörte mir in diesem Augenblick keiner mehr zu, auch Sie nicht.«
    Obwohl Richter Hoffmeier sie weiterhin wütend anblickte, fuhr Anne fort.
    »Bei allem Respekt, Euer Ehren, was eben geschah, untermauert meine Begründung. Wenn die Geschworenen auch nur an einen nackten Mann denken, werden sie nicht in der Lage sein, sich auf Mr. Martin zu konzentrieren, und über ihn soll hier gerichtet werden. Sobald sich die Geschworenen zur Beratung zurückziehen, werden sie sofort über diese Sache reden. Und um genau das zu verhindern, wurde das Bundesgesetz 403 erlassen.«
    Richter Hoffmeier war sprachlos, und Matt kochte. Im Gericht war es plötzlich still, weil alle verblüfft auf Anne starrten. Währenddessen schwieg sie - ganz untypisch für sie - während sie sich fragte, ob sie ihre Kaution wohl mit ihrer Visa-Karte bezahlen durfte. Nach einer Minute seufzte Richter Hoffmeier auf, rückte seine Brille unnötigerweise zurecht und sah Anne in die Augen.
    »Ms. Murphy, ich werde diese Art von Unsinn in meinem Gerichtssaal nicht dulden. Ich bevorzuge eine entspannte Atmosphäre, aber Sie haben das ganz offensichtlich falsch verstanden.« Der Richter nahm die Schultern unter seiner voluminösen Robe zurück. »Ich erlege Ihnen daher wegen Missachtung des Gerichts, ein Bußgeld in Höhe von fünfhundert Dollar auf. Danken Sie Ihrem Schutzengel, dass ich Sie nicht übers Wochenende hinter Gitter bringe. Aber wie ich schon sagte, ist der vierte Juli mein Lieblingsfeiertag, und jeder Amerikaner sollte an diesem Tag seine individuelle Freiheit feiern. Selbst Amerikaner, die auf so absurde Weise frei oder freizügig sind wie Sie.«
    »Danke, Euer Ehren«, sagte Anne. Die fünfhundert Dollar würde sie von ihrem Sparkonto abheben müssen, dann blieben noch 17 Dollar 45 auf dem Konto. Sie konnte das Bußgeld, das ihr den Knast ersparte, schlecht ihrem Mandanten berechnen. Anne war sich ziemlich sicher, dass es eigentlich
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