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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern
Autoren: Lisa Scott
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Blick zu..» Jetzt geh weg. Inzwischen haben alle mitgekriegt, dass du flirtest.«
    »Du flirtest ja zurück.«
    »Ich flirte niemals mit dem Anwalt der Gegenseite.«
    »Nicht ich bin die Gegenseite, sondern du«, schnaubte Matt, dann trat er an den Tisch der Kläger. Dahinter befand sich das Podest mit den Plätzen für die Geschworenen. Ein poliertes Mahagonigeländer riegelte vierzehn leere und auf unterschiedliche Höhen eingestellte Drehstühle ab. Anne dachte an den jungen Mann, der hinter ihr saß, und unter- drückte ein aufkeimendes Schuldgefühl. Das war erst das zweite Mal in ihrem Leben, dass sie aufkeimende Schuldgefühle hatte, und mangels Übung war Anne im Unterdrücken nicht besonders gut.
    »Bitte erheben Sie sich! «, rief der Gerichtsdiener hinter der Absperrung zum Richterstuhl. Das goldene Siegel der Unite d State s Court s stieg wie die Sonne an der getäfelten Wand hinter dem gewaltigen Mahagonirichterstuhl in zeitgemäßem Design auf. An den Wänden hingen die goldgerahmten Porträts früherer Richter, und die dicken Schichten der Ölfarben glänzten in dem gedämpften Licht. Der Gerichtsdiener hatte die Brust weit nach vorn gereckt, als wollte er eine Reihe Orden präsentieren. »Bitte erheben Sie sich! Die Verhandlung ist eröffnet! Der ehrenwerte Albert D. Hoffmeier führt den Vorsitz!«
    »Guten Tag, alle miteinander!«, rief Richter Hoffmeier, als er aus der in die Vertäfelung eingelassenen Tür trat, in der Hand einen dicken Ziehharmonikaordner. Die Zuschauer begrüßten den stämmigen, kleinen Richter, der mit emsigen Schritten in den Saal eilte. Der Saum seiner funkelnden schwarzen Robe wischte über den Teppichboden, als er an der amerikanischen Flagge vorbeikam und auf den Richterstuhl stieg. Dann ließ er den Ordner auf den mit Akten übersäten Tisch fallen, setzte sich und schob seine Schildpattbrille hoch.
    »Guten Tag, Ms. Murphy.« Richter Hoffmeier lächelte mit strahlenden Augen zu Anne hinunter. Sein drahtiges Haar war mit grauen Strähnen durchzogen, und er trug eine Fliege mit Stars-and-Stripes-Muster - womit er einmal mehr seinen Humor unter Beweis stellte, der in Gerichts- kreisen legendär war. »Was haben Sie sich denn für heute Nettes einfallen lassen, junge Dame? Mein Lieblingsfeiertag steht kurz bevor, und eigentlich sollten wir jetzt alle unterwegs sein - um Hotdogs und Sonnenschutzmittel zu kaufen. « Die Zuschauer kicherten, ebenso der Richter. » Ja, ich liebe Sonnenschutzmittel auf meinen Hotdogs. «
    Die Zuschauer lachten erneut. Anne erhob sich und trug ihre Papiere zum Rednerpult. »Es tut mir Leid, Sie aufzuhalten, Euer Ehren, aber ich habe eine wichtige Eingabe auf Ablehnung eines Beweismittels. Wie Sie wissen, vertrete ich Chipster.com, die Firma des Angeklagten, und ich bitte das Gericht, die Aussage von Susan Feldman auszuschließen, die von der Klägerin nächste Woche als Zeugin aufgerufen werden soll.«
    »Sie denken also, die Geschworenen sollten Ms. Feld- man nicht kennen lernen, Frau Anwältin? « Falls Richter Hoffmeier von Annes Aussehen beeindruckt war, wusste er das gut zu verbergen, und sie machte sich nicht vor, dass ihn das auf irgendeine Weise beeinflussen könnte. Es brauchte schon mehr als ein hübsches Gesicht, um vor einem  Bundesgericht einen Fall zu gewinnen. Für gewöhnlich.
    »Keineswegs, Euer Ehren. Ich denke nur, Ms. Feldman und ihre Aussage sollten gemäß Bundesaussagengesetz 401 ausgeschlossen werden, denn ihre Aussage ist irrelevant. Ms. Feldman behauptet, dass einer der Programmierer von Chipster, ein Mann namens Philip Leaver, sie bei einem ziemlich bizarren Zwischenfall sexuell belästigt habe.« Das Zwinkern in den Augen des Richters ließ Anne wissen, dass er die Fakten bereits kannte. »Weder Ms. Feldman noch Mr. Leaver haben mit diesem Fall oder mit den beiden Parteien etwas zu tun. Der Vorfall, der Ms. Feldman betrifft, trat in einer anderen Abteilung auf, zu einer anderen Zeit, mit anderen Beteiligten.«
    »Ich habe Ihre Eingabe gelesen.« Richter Hoffmeier klopfte auf den Ziehharmonikaordner. »Gehe ich recht in der Annahme, dass die Firma des Angeklagten den Wahrheitsgehalt des Vorfalls mit Ms. Feldman nicht leugnet? «
    »Das ist korrekt, Euer Ehren.« Anne holte tief Luft, um sich zu wappnen. »Wir räumen ein, dass dieser Vorfall stattfand, aber wir verwehren uns dagegen, dass es sich bei ihm um sexuelle Belästigung handelte. Der Vorfall war ein Streich, und obwohl Mr. Leavers Verhalten strafrechtlich kein
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