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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern
Autoren: Lisa Scott
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anders herum zu laufen hatte.
    »Und Ms. Murphy: Sie sind jetzt auf Bewährung.« Richter Hoffmeier fuchtelte mit einem Finger in der Luft. »Ich werde eine solche Darbietung in meinem Gericht nicht wieder tolerieren. Die nächste ''Zurschaustellung'' dieser Art befördert Sie direkt ins Gefängnis.«
    »Ich habe verstanden, Euer Ehren.«
    »Gut.« Richter Hoffmeier hielt kurz inne. »Also, was nun die Eingabe der Verteidigung anbelangt, die Zeugen- aussage auszuschließen, so gebe ich ihr hiermit statt, wenn auch nur zögerlich. Ich hasse es, das Fehlverhalten von Ms. Murphy auch noch zu belohnen, aber ich kann den Angeklagten nicht für die Verrücktheiten seiner Verteidigerin bestrafen. Ich entscheide daher, dass Ms. Feldman bei der Verhandlung nicht aussagen darf und dass nächste Woche keine nackten Männer als Beweismittel zugelassen sind. Ich will sie weder zu sehen bekommen noch von ihnen hören. Das Urteil ist gesprochen! « Richter Hoffmeier schlug mit dem Hammer auf und schüttelte den Kopf.
    »Danke, Euer Ehren.« Anne hätte jubeln mögen, verkniff es sich jedoch. Sie hatte gewonnen. Gewonnen!
    Matt erhob sich kurz und knurrte. »Danke, Euer Ehren.«
    »Und nun, Ms. Murphy, verschwinden Sie aus meinem Gerichtssaal, bevor ich mich eines Besseren besinne. « Richter Hoffmeier erhob sich und verließ den Richterstuhl.
    »Schönen Feiertag, alle miteinander.«
    Als der Richter gegangen war, stand Anne auf. Plötzlich spürte sie eine sanfte Berührung auf ihrem Rücken und drehte sich um. Zwei Anwälte in schicken Anzügen standen hinter ihr. Sie verströmten eine Aura von Macht und Erfolg und frequentierten augenscheinlich dieselbe Maßschneiderei.
    »Das war erstaunlich, Anne!«, sagte der eine und berührte sie wieder, obwohl sie ihn gar nicht kannte. Er trug ein eingeübtes Lächeln im Gesicht und einen Ehering am Finger.
    Der andere Anwalt trat näher. »Entzückend! Wie sind Sie nur auf diese Idee gekommen? Und sind wir uns nicht schon einmal begegnet ...«
    »Danke«, erwiderte Anne höflich, aber ihr war nicht danach, in einem Bundesgerichtssaal aufgerissen zu werden, außer von Matt Booker. Sie lugte über die gepolsterten Schultern der beiden zu Matt hinüber, der vor seinem Aktenkoffer saß und Papiere hineinschob. Sie winkte, versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erregen, aber seine Stirn war von Zornesfalten durchzogen, und er sah nicht auf.
    »Woher haben Sie den Mut genommen, das durchzuziehen? «, fragte der Verheiratete, aber Anne trat um ihn herum.
    »Matt!«, rief sie, doch er packte seinen Aktenkoffer, eilte den Mittelgang entlang und verließ den Saal durch die Doppeltüren. Anne lief ihm nicht nach. Sie konnte sich nicht dafür entschuldigen, dass sie ihren Mandanten vertrat. Sie konnte nicht sagen, dass es ihr Leid tat, gewonnen zu haben.Mit einem Mal war sie sich der beiden Anzüge vor ihr bewusst, dass der ganze Zuschauerraum sie anstarrte und dass mehrere Reporter mit gezückten Notizblöcken auf sie zustürmten.
    »Anne«, sagte der verheiratete Anwalt leise, »ich habe mich gefragt, ob Sie heute Abend schon etwas vorhaben. Ich würde Sie gern einladen, um Ihren Sieg zu feiern.«
    Ein Reporter stieß ihn mit dem Ellbogen zur Seite und stürmte auf Anne ein. »Ms. Murphy, das war großartig! Was für ein Coup! Wie lautet der Name des Strippers?« Die Presse umschwirrte sie wie Literaturagenten einen Pulitzerpreisträger. »Haben Sie damit gerechnet, ins Gefängnis zu müssen?« - »Was hält Ihr Mandant von dieser Nummer?« -»Wären Sie diese Woche zu einem Fotoshooting bereit, für unsere Ausgabe mit den ''heißesten Erfolgsanwärtern''?«
    Anne bahnte sich ihren Weg zum Tisch der Verteidigung zurück, um ihren Aktenkoffer und die Umhängetasche zu holen, beantwortete keine der Fragen und ignorierte alle Blicke. Sie schaltete die Welt um sich herum aus, was ihr, wie immer, das Gefühl bescherte, innerlich abgestorben zu sein. Aber wenigstens hatte sie die Eingabe gewonnen, und sie verdiente es zu gewinnen. Auch ohne einen Präzedenzfall wusste Anne tief in ihrem Herzen, dass sie Recht hatte.
    Mentale Notiz: Nur eine schöne Frau kann die wahre  Macht eines nackten Mannes verstehen.

2

    ROSATO & PARTNER stand auf dem Messingschild, das an der himmelblau gestrichenen Wand befestigt war, und Anne trat aus dem Aufzug hinaus in die klimatisierte Luft des leeren Empfangsbereichs. Marineblaue Clubsessel, ein orientalischer Teppich mit blauem Muster und ein Glastisch, bedeckt mit
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