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Mord auf Raten

Mord auf Raten

Titel: Mord auf Raten
Autoren: Andreas Franz
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doch ein Unterschied, ob man über das Telefon miteinander sprach oder sich in die Augen sehen oder bei den Händen fassen konnte. Sie würden so gegen halb elf zu ihm fahren, Andrea würde das Wochenende bei ihm verbringen, bis am Montag wieder der Alltagstrott einkehrte. Sie kannten sich jetztseit fast einem halben Jahr näher, und Brandt war in dieser Zeit richtig aufgeblüht. Aus dem schlappen Bullen, wie er sich selbst manchmal seit seiner Scheidung bezeichnete, war wieder ein dynamischer Mann geworden, der sich urplötzlich um mindestens zehn Jahre jünger fühlte. Allein zu wissen, dass da eine Frau war, die ihn mochte, mit der er über alles sprechen konnte, die seine Töchter voll und ganz akzeptierte und die auch von ihnen akzeptiert wurde, machte ihn glücklich.
    Sie hielt seine Hand und wollte gerade etwas sagen, als Brandts Handy klingelte. Er runzelte die Stirn, sah die Nummer auf dem Display, schüttelte den Kopf und murmelte ein kaum hörbares »Scheiße«.
    »Ja?«, meldete er sich barsch.
    »Hier Krüger. Sorry, Alter, aber die Arbeit ruft. Ein Toter in der Parkstraße, vermutlich Mord. Ein gewisser Dr. Jürgen Kaufung, Arzt. Die Spurenleser und der Fotomensch machen sich gerade zum Aufbruch bereit.«
    »Okay.« Er drückte auf Aus und steckte das Handy in die Brusttasche seines Hemdes. Sein Blick sagte mehr, als tausend Worte es vermocht hätten. Er seufzte auf und sah Andrea an. »Ausgerechnet heute. Kann so was nicht passieren, wenn andere Bereitschaft haben?«
    »Was ist denn los?«
    »Mord«, war die trockene Antwort.
    »Dann fahren wir eben zusammen. Ich habe zwar keine Bereitschaft, aber was soll’s. Und jetzt zieh nicht so ’ne Flunsch, lass uns lieber zahlen und gehen, umso schneller haben wir’s hinter uns. Wo ist es denn?«
    »Parkstraße.«
    »Wo ist die?«
    Brandt musste unwillkürlich lächeln. »Gleich beim Präsidium.Führt direkt dran vorbei.« Er winkte den Kellner heran, bat um die Rechnung und zahlte mit Kreditkarte. Sie brauchten kaum fünf Minuten vom Lokal bis zum Tatort. Zwei Streifenwagen standen vor dem Haus.
    »War hier schon jemand drin?«, fragte Brandt einen der Beamten, die sich vor der Tür postiert hatten, und hielt ihm seinen Ausweis hin.
    »Nur ich und mein Kollege und diese junge Dame dort«, antwortete der Angesprochene und deutete auf das Polizeiauto. »Sie hat ihn auch gefunden.«
    »Schon die Personalien aufgenommen?«
    »Ja.«
    Brandt und Sievers begaben sich zu der jungen Frau, die an einen Streifenwagen gelehnt dastand. Ihr Gesicht war verheult, was aber nichts an ihrer Attraktivität änderte. Sie hatte kurze blonde Haare, grünbraune Augen und eine Figur, die fast zu perfekt war, um echt zu sein, wie Brandt feststellte. Ich kann mich aber auch irren, dachte er, solche Naturwunder soll’s schließlich geben. Und außerdem ist sie bestimmt nicht älter als Mitte zwanzig.
    »Brandt, Mordkommission. Und das ist Dr. Sievers von der Rechtsmedizin. Sie haben den Toten also gefunden, Frau …«
    »Petra Johannsen.« Sie wischte sich mit dem Handrücken über die vom Weinen geröteten Augen.
    »Wann war das?«
    »Weiß nicht, so vor zwanzig Minuten etwa, vielleicht ist es auch schon eine halbe Stunde her.«
    »Und was haben Sie hier gemacht, ich meine, um diese Zeit ist die Praxis doch normalerweise geschlossen?«
    »Jürgen, ich meine Dr. Kaufung und ich waren verabredet, und als er nicht gekommen ist und ich ihn zu Hause und auchauf seinem Handy und in der Praxis nicht erreichen konnte, bin ich einfach hierher gefahren.« Sie zuckte mit den Schultern. »Fragen Sie mich nicht, warum. Vielleicht, weil er die Pünktlichkeit in Person war. Und als ich sein Auto hier stehen sah«, sie deutete mit dem Kopf auf den Porsche, »hatte ich gleich so ein mulmiges Gefühl. Und da habe ich ihn gefunden. Mein Gott, wer macht so was?«, sagte sie, wobei wieder Tränen über ihr Gesicht liefen. »Alles voller Blut. Und diese Augen!«
    »Sind Sie und Dr. Kaufung liiert?«
    Sie lächelte etwas gequält. »Nein, wir sind beziehungsweise waren nur befreundet.« Und nach einer kurzen Pause und mit einem verlegenen Gesichtsausdruck: »Hören Sie, es wäre gut, wenn keiner erfahren würde, dass ich ihn gefunden habe und dass wir verabredet waren.«
    »Warum?«
    Sie druckste einen Moment herum, bis sie schließlich antwortete: »Ich bin verheiratet. Mein Mann weiß zwar, dass ich … Geht das, oder müssen Sie meinen Mann auch befragen?«
    »Nur, wenn unbedingt nötig. Das heißt
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